Essen. Die Stadtverwaltung Essen fährt langsam wieder hoch: Montag öffnen die Bürgerämter. Aktuell wird viel online bearbeitet, das läuft offenbar gut.

Ab Montag (27. April) sollen die Bürgerämter in Essen wieder geöffnet werden, mit Trennscheiben und klaren Abstandsregeln. Der Sicherheitsdienst regelt, wer das Amt betreten darf, auch um Pässe oder Ausweise abzuholen. Auch die Fahrerlaubnisstelle vergibt ab nächster Woche wieder Termine. Außerdem öffnen Welcome- und Servicecenter und die Abteilung für Namensänderungen und Auskunftssperren. Bei allen Stellen gilt: Kommen darf nur, wer einen Termin hat, und zwar möglichst ohne Begleitung.

„Wir wollen die Verwaltung langsam wieder hochfahren“, sagt Personaldezernent Christian Kromberg. So läuft etwa die Kfz-Zulassung zunächst weiter über private Zulassungsdienste und Autohäuser. An Eheschließungen dürfen weiter nur Standesbeamter, Brautpaar und ggf. ein Dolmetscher teilnehmen.

Wer glaube, ohne Publikumsverkehr hätten die meisten Ämter in den vergangenen Wochen die Arbeit eingestellt, liege übrigens falsch. „Die meisten Bereiche können weitgehend normal arbeiten“, betont Kromberg. „Und manches läuft ohne Vorsprache sogar geschmeidiger.“ Das sei auch einer digitalen Offensive geschuldet, die in die Nach-Corona-Zeit gerettet werden solle.

1250 neue Telearbeitsplätze wurden eingerichtet

So seien zu den bisher 700 Telearbeitsplätzen in der Verwaltung kurzfristig zusätzliche 1250 geschaffen worden. Weiteren 6500 Mitarbeitern habe man einen sogenannten OWA-Zugriff eingerichtet, mit dem sie von zu Hause aus Mails und Schriftverkehr bearbeiten können. Zwar arbeiteten nur die wenigsten Kollegen ausschließlich im Homeoffice, doch technisch klappe das gut.

Im Krisenmodus (v.l.): Ordnungsdezernent Christian Kromberg; Stadtdirektor Peter Renzel; Professor Ulf Dittmer, Direktor des Institut für Virologie, und Oberbürgermeister Thomas Kufen bei einer Sitzung im März 2020. Sie haben in Zeiten von Corona oft 16-Stunden-Arbeitstage.
Im Krisenmodus (v.l.): Ordnungsdezernent Christian Kromberg; Stadtdirektor Peter Renzel; Professor Ulf Dittmer, Direktor des Institut für Virologie, und Oberbürgermeister Thomas Kufen bei einer Sitzung im März 2020. Sie haben in Zeiten von Corona oft 16-Stunden-Arbeitstage. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Vor allem aber nutzten nun auch die Bürger verstärkt die digitalen Zugangsmöglichkeiten, die die Stadt längst anbiete. „Bestehende Online-Formate sind im März und April zum Teil um 200 Prozent mehr genutzt worden als in den Vormonaten.“ Anträge kommen nun per Mail, Post oder telefonisch und werden online bearbeitet. Dokumente gehen auf dem Postweg an den Bürger.

Beim Standesamt seien zuletzt dreimal so viele Urkunden online angefordert worden wie in Vor-Corona-Zeiten. Aktuell arbeite man daran, alle städtischen Online-Angebote der Stadt auf einem Service-Portal zu bündeln.

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In einzelnen Ämtern könnten nun Rückstände abgearbeitet werden, in anderen erlebe man eine unverhoffte Entspannung. „Rufen Sie mal die Ausländerbehörde an. Da haben Sie bislang Stunden in der Warteschleife verbracht, jetzt sind es Sekunden.“ Gleichzeitig gelinge es den Mitarbeitern dort, täglich 600 Fälle zu bearbeiten, „obwohl da derzeit keiner reingeht“.

Stundenlang in der Warteschleife der Ausländerbehörde? Das ist vorbei

Vielleicht ist genau das Teil des Erfolgs: All jene, die sonst persönlich kommen müssen, um Duldung oder Fiktionsbescheinigung um drei Monate verlängern zu lassen, können das nun schriftlich erledigen. „Der Gesetzgeber erlaubt uns derzeit, auf die Vorsprache zu verzichten.“

Allerdings gebe es offenbar auch Bürger, die den digitalen Kontakt mit der Behörde scheuten: So sei sie die Zahl der An- und Ummeldungen zuletzt erheblich zurückgegangen. Da könnte auf die Bürgerämter jetzt viel Arbeit zukommen.

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Freibäder bereiten sich auf eine Saison vor, die vielleicht ausfallen wird

Und schließlich gibt es städtische Angebote, die vom Publikum leben – und daher nun komplett geschlossen sind. Das gilt etwa für die Bibliotheken, deren Mitarbeiter sich jetzt um Bücherbestellungen kümmerten und die Öffnung vorbereiteten. In den Schwimmbädern erledige man kleinere Reparatur- und Malerarbeiten, für die im Normalbetrieb die Zeit fehle. Die Freibäder bereiteten sich auf die Saison vor, von der Reinigung der Becken bis zur Rasenpflege. Sollten die Sportstätten noch lange geschlossen bleiben, könne es hier indes zu Kurzarbeit kommen, sagt Kromberg.

Bürgeramt, Standesamt, Fahrerlaubnisstelle vergeben Termine

Ab Montag, 27. April, sind die Bürgerämter Gildehof, Altenessen, Borbeck und Steele für Bürgerinnen und Bürger nur nach vorheriger Online- oder telefonischer Terminreservierung geöffnet. Hotline 0201 88-33222, online kann für nächste Woche eine begrenzte Zahl von Terminen reserviert werden.

Die Abteilung für Namensänderungen/Auskunftssperren vergibt Termine unter 0201 88-33214.

Das Welcome- und Servicecenter vergibt Termine unter 0201 88-33888.

Termine für die Fahrerlaubnisstelle gibt es unter 0201 88-33999. Ein Sicherheitsdienst wird den Zugang zu der Stelle im Globuscenter in Steele regeln. Kfz-Zulassungen laufen weiter über gewerbliche Dienstleister/Autohäuser. Für Notfälle können Termine vergeben werden unter 0201 88-33999. Die Stelle in Borbeck bleibt weiter geschlossen.

Das Standesamt bleibt eingeschränkt geöffnet. An Eheschließungen dürfen nur Brautpaar, Standesbeamter und ggf. ein Dolmetscher teilnehmen. Termine gibt es vor Ort oder unter 0201 88-33733.

Anträge auf Wohnberechtigungsscheine oder zum Thema Wohnungsaufsicht werden wieder persönlich entgegen genommen. Infos unter: 0201 88-33111.

Die allermeisten der 9800 städtischen Mitarbeiter – ein Drittel davon Beamte – litten nicht unter Arbeitsmangel. Nicht mal bei der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB), wo die eigentliche Aufgabe „komplett eingestellt“ werden musste. Der Außendienst der ZAB ist dieser Tage gemeinsam mit dem kommunalen Ordnungsdienst in der Stadt unterwegs: Die Teams sorgen dafür, dass sich die Menschen an die Coronaschutzverordnung halten.