Essen. 15 Patienten und 23 Mitarbeiter wurden in der Uniklinik Essen mit Corona angesteckt. Wie sich das Virus verbreiten konnte, scheint geklärt.

Eine Pressemitteilung der Uniklinik Essen hat am frühen Dienstagabend aufschrecken lassen. „In der Klinik für Strahlentherapie gibt es aktuell ein sogenanntes Covid-19-Cluster“, heißt es darin. Gemeint ist damit eine Welle an Corona-Erkankungen, die ihren Anfang bereits vor rund drei Wochen genommen hat.

Seit Anfang April sind 15 Patienten sowie 23 Mitarbeiter, Ärzte und Pfleger der Klinik für Strahlentherapie positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die betroffenen Patienten wurden in häusliche Quarantäne entlassen oder im eigens eingerichteten Covid19-Bereich des Universitätsklinikums auf Normalstationen versorgt. Auch alle positiv getesteten Mitarbeiter der Strahlenklinik befinden sich in der heimischen Quarantäne oder sind nach ausgestandener Quarantäne und anschließender Negativ-Testung zurück am Universitätsklinikum.

Ein 76-jähriger onkologischer Patient verstarb nach Auskunft der Uniklinik bei schwerer Herz-Vorerkrankung. Schwerpunkt der Klinik für Strahlentherapie ist nach eigenen Angaben die Strahlenbehandlung von bösartigen Tumoren und gutartigen Erkrankungen.

So hat sich das Virus wohl in der Uniklinik verbreitet

Die Wege der Infektionen wurden detailliert aufgearbeitet, versichert die Klinikleitung. Nach jetzigen Erkenntnissen gebe es, passend zu zwei zeitlichen Häufungen, auch zwei Stränge:

Dabei handelt es sich um einen Patienten, der von Zuhause ins Universitätsklinikum kam und offenbar unbemerkt das Virus in sich trug und um eine Mitarbeiterin, die einen Covid-19-Erkrankten im häuslichen Umfeld hatte.

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Das Gesundheitsamt der Stadt Essen sei als zuständige Behörde von Beginn an über den Verlauf informiert gewesen, so die Klinikleitung. „Das Infektionsgeschehen mit einem biphasischen Ausbruch in der Strahlenklinik verdeutlicht die immer gegenwärtige Gefahr der Mitarbeiter- aber auch Patienteninfektion innerhalb eines Krankenhauses. Die vollzogenen Analysen verdeutlichen die Komplexität und das immer vorhandene Risiko der Keim-Einschleppung in sensible Bereiche des Gesundheitswesens“, so Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin.

Warum steckten sich so viele Mitarbeiter und Patienten an?

Wie sich das Virus angesichts streng gebotener Verhaltens- und Hygieneregeln unter den Mitarbeitern und den Patienten derart rasant verbreiten konnte, ist zur Stunde noch unklar. Eine Nachfrage unserer Redaktion diesbezüglich blieb am Dienstagabend zunächst unbeantwortet. Fest steht, dass in der Strahlenklinik natürlich keine Schutzanzüge getragen werden, da dort keine ansteckenden Krankheiten behandelt werden.

Insbesondere an der Uniklinik Essen hat man aber vergleichsweise viel Erfahrung mit dem Coronavirus, da das Krankenhaus nicht nur Zentrum für Covid19-Erkrankte in Essen und Umgebung ist, sondern auch weil diverse Abteilungen an verschiedenen Möglichkeiten zur Gewinnung eines Heilmittels arbeiten.

Welche Lehren die Klinikleitung aus diesem Corona-Ausbruch ziehen wird, um ähnliche Massenansteckungen künftig zu verhindern, ist eine Frage, die zeitnah zu beantworten sein wird.