Essen. Der Personalrat der Uniklinik Essen lehnt den Corona-Notfallplan der Klinikleitung ab. Dabei geht es unter anderem um 12,5-Stunden-Schichten.

Bisher hat die Krankenhausleitung die Lage in der Universitätsklinik Essen im Griff. Frühzeitig wurden dort angesichts der Corona-Epidemie die Vorbereitungen auf eine mögliche und rapide ansteigende Anzahl von Intensivpatienten getroffen.

So wurden etwa – noch ehe es bundesweite verordnet wurde – verschiebbare Operationen abgesagt und Stationen umfunktioniert, vor allem auch um ausreichend Personal vorzuhalten, wenn die erwartete Welle der Corona-Patienten kommt. Auch Pflegerinnen und Pfleger, die sich zur Zeit in Elternzeit befinden, wurden angeschrieben und gebeten, den Dienst frühzeitig wieder anzutreten.

Doch selbst diese Maßnahmen würden offenbar nicht ausreichen, wenn die Zahl der Intensivpatienten deutlich steigt. Deshalb hat die Klinikleitung nun einen Notfallplan vorgelegt, der unter anderem 12,5-Stunden-Schichten für die Beschäftigten vorsieht. Doch der Personalrat der Uniklinik hat dies abgelehnt, unter anderem weil solche XXL-Schichten ungesund und eine zu große Belastung seien.

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Wie der Corona-Notfalldienstplan konkret aussieht:

Für die Intensivstationen, den Flexi- und Intensivspringerpool, die Station NC 1 und die Zentralen Notaufnahmen beabsichtigt die Klinikleitung die Einführung von Schichten mit einer Anwesenheitsdauer von 12,5 Stunden (inklusive einer Pause von 45 Minuten), berichtet der Personalrat. Die Schichten sollen im Tagdienst von 6.30 bis 19 Uhr und im Nachtdienst von 18.30 bis 7 Uhr gehen.

„Gestartet werden soll nach einer Verschärfung der Situation quasi auf Zuruf. Das Ende der 12,5-Stunden-Schichten ist dann vorgesehen, wenn die Behandlung der Patienten wieder in den ‘normalen intensivmedizinischen Strukturen’ erfolgen kann. Beabsichtigt sind Schichtfolgen bestehend aus einem Tagdienst, einem Nachtdienst und einem freien Tag („Ausschlaftag“) über zwei Wochen hinweg, mit einer freien Woche im Anschluss. Alternativ soll auch die Bildung von Schichtblöcken mit maximal vier aufeinanderfolgenden Diensten mit zwei bis drei freien Tagen im Anschluss möglich sein“, schreibt der Personalrat.

„Die langen Schichten werden möglich, weil die Bezirksregierung das Arbeitszeitgesetz als Reaktion auf die Corona-Krise gelockert hat. Maximal sind nun 60 Stunden in der Woche und zwölf Stunden täglich erlaubt, wenn innerhalb von 24 Wochen eine durchschnittliche Arbeitszeit von 48 Stunden nicht überschritten wird.

Begründung der Uniklinik Essen für lange Schichten

Nötig sei ein solches Schichtsystem, weil die Klinikleitung befürchte, dass schwerstkranke Patienten bei einer stärkeren Ausweitung des Coronavirus mit den derzeitigen Schichtmodellen nicht mehr adäquat behandelt werden könnten. „Außerdem behauptet das UK, dass die angebotenen Schichten den Biorhythmus weniger belasten und sich die längeren Erholungsphasen positiv auf Sie auswirken. Da nicht wenige der Betroffenen und der Personalrat das anders sehen, haben wir die Maßnahme abgelehnt“, erklärt der Personalrat.

Die Arbeitnehmervertreter begründen ihr Ablehnung damit, dass sie die 12,5-Stunden-Schichten für ungesund halten. Schon die Tatsache, dass die Pfleger überwiegend in voller Schutzbekleidung arbeiten müssten, sei besonders anstrengend. Dass die langen Schichten überdies auch von Kollegen erwartet würden, „die ein höheres Lebensalter erreicht haben“, widerspräche dem von der Klinikleitung ausgegebenen Leitsatz, dass der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter einen unschätzbaren Stellenwert hätte.

Personalrat stellt Forderungen an Leitung der Uniklinik Essen

Darüber hinaus hat der Personalrat nun seinerseits Forderungen an die Leitung der Uniklinik und das Land NRW gestellt. Dabei geht es unter anderem um die Übernahme der Verpflegungskosten für die Mitarbeiter, den Schutz älterer Angestellter und eine Gefahrenzulage für Beschäftigte, die auf entsprechenden Stationen arbeiten

Kommt beim Streit um die 12,5-Stunden-Schichten keine Einigung zustande, so der Personalrat, sieht das Gesetz die Einberufung einer Einigungsstelle unter Vorsitz einer Arbeitsrichterin vor. Allerdings, so befürchten die Arbeitnehmervertreter der Uniklinik, könnte die Leitung diesen Schritt umgehen und die Arbeitszeiten über eine Eilverfügung umsetzen.

„Wir sind in Gesprächen mit dem Personalrat und der Gewerkschaft Verdi“, kommentierte ein Sprecher der Uniklinik auf Nachfrage.

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