Essen. Normalerweise sitzen sie im Hörsaal, nun in der Notaufnahme und Blutspende: Zwei Studentinnen erzählen von ihrem neuen Alltag in der Uniklinik.

In der Corona-Krise wird jede helfende Hand gebraucht. Die Essener Uniklinik startete deswegen einen Aufruf an Medizinstudenten, die im Kampf gegen das Virus helfen wollen. Anna Romanowicz (33) und Luisa Kärner (27) sind zwei der aktuell 50 Studenten, die Hörsaal und Bücher gegen den Klinikalltag getauscht haben.

Romanowicz studiert im achten Semester Medizin an der Uni Duisburg-Essen. „Als ich von dem Aufruf gehört habe, wollte ich sofort helfen“, sagt sie. Aushilfen wie Romanowicz sind für die Uniklinik besonders wertvoll: Die 33-Jährige hat vor ihrem Medizinstudium bereits eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten gemacht und dementsprechend viel Praxiserfahrung.

„Das Team war sehr hilfsbereit, hat mir alles erklärt und gezeigt“

Ihr Einsatzort an der Uniklinik ist die Notaufnahme Nord-Ost, eine jüngst eingerichtete Erweiterung der Zentralen Notaufnahme Nord. Für sie galt es dort in erster Linie, die Abläufe kennenzulernen: Was genau passiert, wenn ein Patient in die Notaufnahme kommt? „Das Team war sehr hilfsbereit, hat mir alles erklärt und gezeigt“, so Romanowicz. Am Anfang schaute sie zu, als sie sich sicher fühlte, übernahm sie selbst Aufgaben.

Nun sitzt sie entweder an der Anmeldung oder ist im direkten Kontakt mit Patienten eingesetzt: Sie misst Blutdruck, Puls und Atemfrequenz oder nimmt Blut ab. Außerdem hilft sie bei der sogenannten Triage, der Ersteinschätzung in der Notaufnahme: „Ich frage zum Beispiel Beschwerden ab und übermittle Werte wie Blutdruck, Puls oder Sauerstoffsättigung im Blut an den zuständigen Arzt“, erzählt die 33-Jährige.

Studentin hat auch mit Patienten zu tun, die an Covid-19 erkrankt sind

An ihrem Einsatzort hat es Romanowicz – anders als in der Zentralen Notaufnahme Nord, wo sich zum Beispiel drei Schockräume befinden – mit den etwas weniger schweren Notfällen zu tun: Etwa mit Patienten, die sich Verletzungen zugezogen haben, die an Magen-Darm-Infekten erkrankt sind oder einen sehr hohen Blutdruck haben. Aber eben auch mit Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind. Für sie gibt es einen eigenen Bereich.

„Bei bestätigten Corona-Fällen ist man natürlich nicht so entspannt wie bei anderen Patienten“, sagt Romanowicz. Die 33-Jährige fühlt sich aber dennoch gut geschützt: „Wir haben Schutzkleidung und halten die Hygienevorschriften sehr genau ein.“ Dass die Gefahr des Virus an der Uniklinik allgegenwärtig ist, bestätigt auch Luisa Kärner. Die hohen Schutzmaßnahmen gäben ihr nochmal eine neue Perspektive auf den Medizinerberuf, sagt sie.

Blutspende ist ein komplexer Prozess: Es gilt, viele Schritte zu verinnerlichen

Kärner lernt in der Uniklinik derzeit einen Bereich kennen, der eher neu für sie ist: Die Blutspende. Die 27-Jährige ist im zehnten Semester ihres Medizinstudiums und hat schon Praktika in der Gynäkologie, Kardiologie und in einer Kinderarztpraxis gemacht. „Man muss zwar im Studium häufig Blut abnehmen, aber die Arbeit in der Blutspende ist nochmal deutlich komplexer“, so die Studentin.

Vor dem Start ihrer Stelle bekam sie eine Institutsführung und eine Notfallschulung – denn beim Blutspenden kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Und dann galt es auch für sie, die Abläufe zu lernen: Den Patienten hineinbitten, seine Personalien checken, den Beutel einspannen, den Patienten punktieren und ihn anschließend wieder von der Nadel befreien – das sind nur einige der vielen Schritte.

Klinikalltag bestätigt Medizinstudentinnen in ihrem Berufswunsch

Das A und O: „Man muss während des gesamten Prozesses immer wieder mit dem Patienten kommunizieren“, sagt Kärner. Genau das habe ihr einen riesigen Motivationsschub gegeben. Denn auch, wenn die Seminare an der Uni längst nicht so theoretisch seien, wie viele annehmen: „Es ist schön, dass man hier daran erinnert wird, wie viel Patientenkontakt man später hat.“

In dieser Sache sind sich Kärner und Romanowicz einig: Der Klinikalltag, erschwerte Situation wegen Corona hin oder her, hat sie keinesfalls abgeschreckt oder gar ihren Berufswunsch überdenken lassen. Ganz im Gegenteil. Romanowicz zum Beispiel weiß noch nicht genau, auf welchen Bereich sie sich nach dem Studium spezialisieren möchte. Eines hat sich aber nicht geändert: „Ich fand Notfallmedizin schon immer sehr spannend – und das finde ich auch weiterhin.“

Uniklinik sucht weiterhin Unterstützung

Auf der Website der Fachschaft Medizin Essen gibt es ein Formular für Leute, die die Uniklinik unterstützen wollen. Alternativ können Helfer auch eine E-Mail an personalcoronahilfe@uk-essen.de schicken. Die Klinik sucht besonders nach Personen, die die Bereiche Pflege, Intensivmedizin und Intermediate Care unterstützen können.

Gesucht werden außerdem unter anderem Personen mit einer abgeschlossenen Krankenpflegeausbildung, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter, Hebammen und Geburtshelfer, Physiotherapeuten, Medizinisch-technische Assistenten und ausgebildete Operationstechnische Assistenten.

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