Essen. Weiterhin gibt es zu wenig Schutzkleidung. Insbesondere in der Pflege- und Medizin kann das Folgen haben. Eine Essener Ärztin wird erfinderisch.

„Auch ich stehe vor der Situation, nur noch sechs FFP3-Masken zu haben. Die werden nicht reichen“, sagt die Allgemeinmedizinerin Ilka Reick mit ernster Miene in einem Video, das sie mehrsprachig auf Youtube veröffentlicht hat. „Ich bin Hausärztin in Essen-Rüttenscheid und kann mich nun entscheiden: Arbeiten bis die Masken komplett verschlissen sind und die Praxis dann abschließen, weil ich die Sicherheit für meine Patienten, für mein Team und für mich nicht mehr gewährleisten kann oder ich werde erfinderisch“, so die Ärztin.

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Ihre Idee: Masken, die zum Schnorcheln benutzt werden, kurzerhand zu Corona-Schutzmasken für Ärzte und Pflegepersonal umfunktionieren. „Diese Maske schließt wasserdicht und luftdicht um das Gesicht herum ab. Eine perfekte Alternative“, erklärt Reick. Das Video, in dem die Essenerin ihre Schnorchel-Masken-Idee präsentiert, hat sie an die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, das Robert-Koch-Institut und das Bundesgesundheitsministerium geschickt, wie die Ärztin betont. Doch eine Antwort blieb bisher aus.

Schnorchel-Masken werden zu Beatmungsgeräten

Dabei greifen Ärzte und Pfleger in einigen Ländern bei der Versorgung von Corona-Patienten bereits zu den umfunktionierten Schnorchel-Masken. Italienische Mediziner etwa wandelten Vollgesichtsmasken zum Schnorcheln in provisorische Beatmungsgeräte um. Auch andere Nationen nahmen die Idee zum Testen auf.

Dr. Ilka Reick, ist sich sicher, dass die Schnorchel-Maske in der Corona-Materialnot helfen kann.
Dr. Ilka Reick, ist sich sicher, dass die Schnorchel-Maske in der Corona-Materialnot helfen kann. © privat | Wolf Simon

Dafür wird dort, wo an der luftdichten Gesichtsmaske der Schnorchel sitzt, ein Spezialventil aus dem 3D-Drucker angeschlossen. Ein Schlauch führt davon zu einer Beatmungsmaschine. Auch das Erasme Krankenhaus bei Brüssel in Belgien will die Methode ausprobieren. Die Klinik arbeitet mit einem Therapiegerätehersteller zusammen, der einen Aufsatz für die Masken produziert. Damit können die Masken an Beatmungsgeräte angeschlossen werden und Druckluft einleiten.

Dieser Mechanismus verhindert, dass die Lungenbläschen kollabieren. Bei einer Lungenentzündung, wie sie bei schweren Verläufen einer Coronavirus-Infektion entstehen kann, dringt Feuchtigkeit in die Lungenbläschen. Dies kann lebensgefährlich sein.

Die speziell angepassten Masken seien für Patienten „mit schweren Atembeschwerden“ gedacht, sagte der auf Atemwegserkrankungen spezialisierte Physiotherapeut Frederic Bonnier vom Erasme-Krankenhaus der Nachrichtenagentur AFP.

Schnorchel-Masken könnten auch von medizinischem Personal genutzt werden

Doch angesichts der exponentiell steigenden Zahl an Infektionsfällen mit dem neuartigen Coronavirus sind Beatmungsgeräte rund um den Globus knapp. Die Tauchermasken könnten nach Einschätzung von Experten eine Übergangslösung sein, um Patienten zu versorgen, die eigentlich intensivmedizinisch behandelt werden müssten, für die aber keine Plätze mehr zur Verfügung stehen.

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Der Nachteil an den Masken sei, dass diese nicht für medizinische Zwecke hergestellt worden seien und jeweils nur für einen Patienten verwendet werden könnten, sagte Bonnier. Dennoch hofft er, dass die kreative Lösung Ärzten und Pflegern im Kampf gegen das Coronavirus eine Verschnaufpause verschaffen könnte.

Außerdem könnten die Masken etwa auch von medizinischem Personal eingesetzt werden, das auf Stationen mit vielen Corona-Patienten arbeite und deshalb einer hohen Belastung durch das Virus ausgesetzt sei, sagte Bonnier. Ganz im Sinne von Ilka Reick, die mit ihrer ungewöhnlichen Idee auch dann weiterhin Patienten sicher versorgen kann, wenn ihre FFP3-Masken verbraucht sind. Derweil wird in Belgien die Idee, medizinisches Personal mit solchen Masken auszurüsten, in Zusammenarbeit mit dem Sportgerätehersteller Decathlon im großen Maßstab aufgebaut.