Essen. Dieser Vorfall irritierte Augenzeugen, die die Polizei einschalteten: Ein Lkw lud in einem Essener Hinterhof Tausende Rollen Klopapier aus.
Vor Ausbruch des Coronavirus war die Rolle Klopapier irgendein Allerweltsartikel, jetzt ist sie das begehrteste Objekt für Hamsterkäufer. Die Italiener, so heißt es, deckten sich mit Wein ein, der Deutsche mit Hakle zweilagig. Aber nicht nur die drohende Knappheit von Klopapier ist jetzt ein Aufreger, sondern auch der märchenhafte Überfluss. Dies zeigt ein aktueller - und weitgehend aufgeklärter - "Klopapier-Krimi" aus Essen-Werden.
Zu den Fakten: Anwohner der Bungertstraße im Herzen der Werdener Altstadt reiben sich am Donnerstagvormittag verwundert die Augen, als ein Lkw anrollt und seine kostbare Ladung auf einem Hinterhof zwischengelagert wird. "Es waren Tausende Rollen Klopapier", wird ein aufgeregter Anwohner später dieser Redaktion berichten.
Autos holen Klopapier ab, am Abend ist der Hinterhof leer
Nicht nur das polnische Kennzeichen des Transporters habe irritiert. Auch der ungewöhnliche Ort dieser Klopapier-Lieferkette habe allerlei Fragen aufgeworfen. Tatsächlich sind Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte die klassischen Lieferadressen für diesen wie verrückt stark nachgefragten Hygiene-Artikel. Und eben nicht irgendein Hinterhof in Essen-Werden. Aber was beweist das?
Nun,die Augenzeugen zücken vorsichtshalber das Smartphone und halten den Rummel ums Klopapier akribisch im Bild fest. Sie sehen auch, dass im Laufe des Tages weitere Wagen vorfahren, mit kleineren Mengen Klopapier beladen werden und schließlich von dannen fahren - das nächste Glied in der Lieferkette. Nach wenigen Stunden, so heißt es, sei der Hinterhof wie leergefegt gewesen.
Die Aufregung nimmt nicht etwa ab, sondern zu. Und die Verdächtigungen werden offen ausgesprochen. Ist hier etwa "heiße Ware" verladen worden? Der Hinterhof als Schauplatz krummer Geschäfte? Schließlich benachrichtigt einer der Anwohner die Essener Polizei, die an Ort und Stelle im Werdener Klopapier-Krimi ermittelt.
Der Geschäftsmann, der groß ins Klopapier-Business einsteigen will
Die Hinweise auf eine mögliche Straftat konnten die Polizeibeamten allerdings nicht bestätigen, berichtet ein Sprecher am Freitag. Der Verantwortliche sei ermittelt worden, es handele sich um einen Geschäftsmann, der in Werden Gastronomie und Einzelhandel betreibe.
Gegenüber den neugierigen Beamten habe dieser zu Protokoll gegeben, dass er derzeit groß ins Klopapier-Business einzusteigen gedenke. Die Lkw-Ladung, die in Werden für so viel Aufregung sorgte, habe er "irgendwo im Ausland" aufgetrieben. So weit die Polizei den Werdener Fall beurteilt, sei alles legal abgelaufen. Von einem schmutzigen Geschäft keine Spur.