Essen-Steele. Ihre Kunden waren zahlreiche Steeler und große Unternehmen wie Mannesmann: Nun schließt das Ehepaar Holzapfel seine Steeler Wäscherei – für immer.

Die Wäscherei bedeutete für Christel Holzapfel einen beruflichen Neuanfang und Rettung zugleich: Nach einer schwierigen Zeit im Job fand sie an der Krayer Straße das, was sie rasch ihr Ding nannte. Mit Aufträgen für große Firmen, den vielen Steeler Kunden und ihrem Mann an ihrer Seite hieß es 16 Jahre lang waschen, mangeln, bügeln. Nun verabschiedet sich das Ehepaar schweren Herzens, denn ihr Ruhestand bedeutet auch die endgültige Schließung der Reinigung.

Letzte Oberhemden liegen zur Abholung bereit

In der Wäscherei Holzapfel, Krayer Straße 34, liegen noch einige Kleidungsstücke wie Oberhemden zur Abholung bereit.

Christel Holzapfel bitte die Kunden, wegen einer Absprache Kontakt aufzunehmen unter: 0201-43 69 596

Ihr Weg führte Christel Holzapfel nicht gleich nach Essen, kommt sie doch gebürtig aus Bielefeld und arbeitete als gelernte Schnittdirektrice in mehreren Städten und verschiedenen Unternehmen. Ihr Mann Günter wiederum stammt aus Düsseldorf, „kennengelernt haben wir uns auf Mallorca“, erzählt sie, nicht ohne augenzwinkernd zu erwähnen, dass sie bis dahin den strikten Vorsatz hatte, um Urlaubsbekanntschaften wie Arbeitskollegen einen großen Bogen zu machen.

Ohne ihren Ehemann wäre es nicht gegangen

Die Wäscherei und Heißmangel Holzapfel liegt an der Krayer Straße in Essen-Steele.
Die Wäscherei und Heißmangel Holzapfel liegt an der Krayer Straße in Essen-Steele. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Bekanntschaft von der spanischen Insel wurde dann nicht nur ihr Ehemann, sondern ebenso Partner in der Wäscherei. Hatte sich der Bauingenieur zuvor als Makler beruflich mit Häusern und Wohnungen beschäftigt, so steuerte er diese nun an, um die frisch gewaschene Wäsche auszuliefern. „Ohne ihn wäre es nicht gegangen“, sagt seine Frau heute rückblickend. Dabei kam seine Qualifikation („seine Hemden hat er stets gebügelt“) nicht so sehr zum Einsatz.

Christel Holzapfel selbst kümmerte sich zuvor um Schnitte für ganze Kleiderkollektionen, ob Hosen oder Jacken, der Stress sei immens gewesen. „Da blieben mitunter nur anderthalb Tage, bis die fertigen Kleider auf die Puppe mussten“, erzählt sie, die bei der ganzen Hektik großen Wert auf Sorgfalt gelegt habe. Das machte ihren Berufsalltag nicht leichter, vielmehr sei sie ernsthaft erkrankt. „Nach der Messe war vor der Messe“, sagt sie. Im ganzen Jahr blieben 14 Tage Urlaub – „in den Sommer fiel dieser nie“.

Die Wäscherei bestand insgesamt seit rund 50 Jahren

Sie zog die Reißleine zu spät, aber sie erholte sich wieder und entdecke schließlich das Inserat, das sie 2004 nach Steele führte. Dort war das Ladenlokal zu verpachten, „es war damals eher ein Waschsalon“, erinnert sich Christel Holzapfel an die Geschichte ihrer Reinigung, die seit insgesamt rund 50 Jahren bestanden habe.

Sie haben 16 Jahre lang gemeinsam in der Wäscherei gearbeitet und wie hier gemangelt: Günter und Christel Holzapfel gehen in den Ruhestand.
Sie haben 16 Jahre lang gemeinsam in der Wäscherei gearbeitet und wie hier gemangelt: Günter und Christel Holzapfel gehen in den Ruhestand. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Für sie bedeutete die Selbstständigkeit damals zwar einen großen Schritt, aber gleichzeitig wies diese den Weg aus dem Hamsterrad – die Reinigung wurde Rettungsanker. An die Krayer Straße, an der das Ehepaar auch lebt, brachte sie 30 Jahre Erfahrung in der Textilbranche mit. „Bügeln konnte ich, aber ich war nicht die Manglerin vor dem Herren“, scherzt sie heute. Diese Lücke füllte sie mit großem Ehrgeiz, sich einzuarbeiten und merkte sofort: „Hier bin ich richtig.“

Riesige Tischdecken für Kantine von Mannesmann

Ihr Mann stieg mit ein, sechs Monate später folgte eine weitere Mitarbeiterin und dann die Spezialisierung: auf große Tischdecken, die runden mit Durchmessern von bis zu 3,20 Metern. Zu den Großkunden zählten Unternehmen wie Mannesmann und Thyssenkrupp mit ihren Kantinen. Nur einmal, sagt Christel Holzapfel, sei eine ganze Ladung voller Hussen durch zu hohe Temperatur zerstört worden. „Das war der schlimmste Schaden, den ich angerichtete habe“, erzählt sie lachend, da der Kunde ihr viele Jahre treu blieb.

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Als der Ruhestand nun näher rückte („Ich gehe auf die 70, mein Mann auf die 80 zu“), wollten sie ihre Reinigung so gern in „gute Hände“ abgegeben haben – versuchten das allerdings drei Jahre lang vergeblich. Jetzt geht eine Waschmaschine nach Belgien, weitere Maschinen, die Bügelanlagen und die Mangel („wir haben eine Riesensumme investiert“) bleiben in Deutschland: Ein Ehepaar aus Nordhorn mache sich selbstständig; für Mitte April sei der Transport geplant.

Ein ganz lieber Dank geht an die Steeler Kunden

Christel und Günter Holzapfel werden Essen etwas später verlassen, ins Ländliche, ein wenig ruhiger als an der Krayer Straße dürfe es schon sein, und sie möchten näher an ihre Proben beim Akkordeonorchester in Recklinghausen rücken. Steele aber werden sie vermissen, ihre Wäscherei, in die sie so viel Herzblut gesteckt haben – und ihre Kunden, denen sie zum Abschied sagen möchten: „Lieben Dank.“

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