Essen. Weil sich am Haumannplatz in Essen eine größere Gruppe zum Grillen traf, hat die Stadt dort eine große Wiese gesperrt. Ist das angemessen?

Bei der Durchsetzung des Kontaktverbotes zur Eindämmung des Coronavirus erweisen sich öffentliche Grünflächen und Parkanlagen augenscheinlich als besonders neuralgische Orte. Dieser Eindruck drängt sich zumindest am Haumannplatz in Rüttenscheid auf.

Dort hat der kommunale Ordnungsdienst im südlichen Teil neben einem Spielplatz auch eine große Freifläche mit Flatterband abgesperrt. Die Wiese darf seit Mittwoch nicht mehr betreten werden, die Sitzbänke sind verwaist.

Wie die Stadt auf Nachfrage erläuterte, hatte sich tags zuvor eine größere Gruppe auf der Wiese zum Grillen getroffen. Dies sei nicht der einzige Hinweis auf Verstöße gegen die Allgemeinverordnung am Haumannplatz gewesen. Laut Verordnung sind Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen untersagt, Familien sind davon ausgenommen. Um weitere Verstöße zu unterbinden, bleibt die Grünfläche vorerst bis zum 19. April gesperrt.

Anwohner und Passanten haben für die Sperrung kein Verständnis

Anwohner und Passanten sind alles andere als begeistert davon, dass sie einen großen Teil der Grünanlage nicht mehr nutzen dürfen. Gabriele ter Veer hat jedenfalls kein Verständnis dafür. Nur weil sich einige wenige nicht an die Regeln gehalten hätten, müssten alle darunter leiden. "Wo soll man denn noch hin, wenn man frische Luft schnappen will?" Sie habe eine Dauerkarte für die Gruga, aber die sei ja auch geschlossen, klagt die Passantin. Zum Spazieren sei sie deshalb sogar schon auf den Friedhof gegangen.

Auch eine junge Mutter mit Kinderwagen kann darüber nur den Kopf schütteln. Sie hat nach eigenen Worten beobachtet, wie eine Frau mit zwei Kindern am Dienstag vom Ordnungsdienst von der Wiese verwiesen wurde. Ihrem Eindruck nach kommen sich die Menschen am Haumannplatz erst durch die Sperrung näher als erwünscht, da sie die verbliebenen freien Sitzbänke nutzen.

Im Stadtgarten sind nur Spiel- und Bolzplatz gesperrt

Nach Angaben der Stadt handelt es sich bei der Sperrung am Haumannplatz nicht um einen Einzelfall. Eine Sprecherin verwies auf den Stadtgarten. Dort stellt sich die Situation jedoch anders da, lediglich der Spielplatz und ein Bolzplatz im südlichen Teil des Stadtgartens sind mit Flatterband umrahmt. Auf den Wiesen dürfen sich Besucher nach wie vor aufhalten.

Laut Allgemeinerverordnung dürfen Spiel- und Bolzplätze nicht mehr genutzt werden. "Nach meinem Verständnis heißt das, dass man sich zu zweit und als Familie auf einer öffentlichen Grünfläche aufhalten und dort auch spielen darf", sagt dazu die für städtische Grünanlagen zuständige Umweltdezernentin, Simone Raskob.

Am Haumannplatz gilt dies nicht mehr. Ist die weiträumige Absperrung überhaupt durch die Allgemeinverordnung gedeckt? Die Stadt verweist auf den konkreten Anlass, in diesem Fall auf die verbotene Grillfete. Die Freifläche sei außerdem als beliebter Spiel- und Bolzplatz bekannt.

Dies gilt auch für andere Grünanlagen wie die Brehminsel in Werden oder den Kaiserpark in Altenessen, die Erholungssuchenden nach wie vor offen stehen. Werden sie auch geschlossen, wenn sich dort größere Gruppen wiederholt versammeln sollten?

Es würde auch an weiteren Orten "anlassbezogen" gesperrt, teilt die Stadt dazu mit. Einen "weiteren Hotspot" gebe es derzeit aber nicht.

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