Essen. Tierrettung Essen e.V. registriert fast doppelt so viele Anrufe. Die allerhäufigste Frage: Wer kümmert sich um die Vierbeiner von Corona-Kranken?

Wer ein Haustier besitzt, muss eine angemessene Versorgung seines Lieblings sicherstellen - das gilt grundsätzlich und auch in Corona-Zeiten. Doch die Verunsicherung ist offenbar groß. Was passiert mit meinem Vierbeiner, wenn ich unter Quarantäne gestellt oder sogar im Krankenhaus behandelt werden muss? Diese Frage umtreibt rund 80 Prozent aller Anrufer, die sich in diesen Tagen bei der Tierrettung Essen e.V. melden und die Drähte des Notrufs glühen lassen. Unter der Rufnummer 0201/85 77 47 92 gehen üblicherweise im Schnitt rund 70 Anrufe pro Tag ein, inzwischen sind es fast doppelt so viele, sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins von der Alfredstraße.

Stephan Witte kann den Ratsuchenden, darunter sind vor allem viele ältere Menschen, nur raten, zeitig Vorsorge zu treffen. Jeder Tierhalter sollte einen kleinen Vorrat an Tiernahrung anlegen und die Versorgung von Hund, Katze oder Kaninchen im Quarantäne- oder Krankheitsfall weitsichtig regeln. Können Nachbarn die Tiere versorgen oder mit dem Hund Gassi gehen? Vielmals finden sich auch in lokalen Netzwerken oder auf sozialen Plattformen Menschen, die in Notsituationen ihre Hilfe anbieten und vielleicht sogar in der Nachbarschaft wohnen. Keinesfalls dürfen tierische Mitbewohner allein in der Wohnung zurückgelassen oder gar ausgesetzt werden.

In der Not hilft ein Stück Kunstrasen aus dem Baumarkt

Für den Notfall sollten Kotbeutel in ausreichender Menge vorhanden sein - und vielleicht auch ein Stück abwaschbarer Kunstrasen aus dem Baumarkt, auf dem der Hund sein Geschäft erledigen kann, wenn es gar nicht mehr anders geht, lautet ein für manchen vielleicht nicht nur auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftiger Tipp.

"Doch wer nicht weiter weiß, kann sich jederzeit an die Tierrettung Essen wenden", sagt Witte. Das Telefon sei rund um die Uhr besetzt. Der Verein könne Betreuung vermitteln oder sie in Einzelfällen auch selbst vorübergehend sicherstellen. Man stehe mit dem Essener Tierheim, aber auch mit dem Gesundheitsamt, dem Veterinäramt und der Feuerwehr Essen in Kontakt, für die man nun auch die Wildtierrettung übernommen habe, weil die Behörde mit ihren Corona-Einsätzen genug zu tun hat. Auch die Rettungsdienste vor Ort sollen den Verein verständigen, wenn ein Erkrankter mit einem oder mehreren Tieren im Haushalt in ein Krankenhaus gebracht werden muss.

Die Tierretter tragen Atemmasken der höchsten Schutzklasse

"Trotz der Corona-Pandemie wollen wir unser Regelangebot aufrecht erhalten", sagt Witte, der seine sieben Mitarbeiter für die Einsätze nicht nur mit Hand- und Augenschutz ausgerüstet hat, sondern auch mit Atemmasken der höchsten Schutzklasse FFP 3 V. 60 Stück der zur Zeit so begehrten wie raren Exemplare hatte der Vereinsgründer noch auf Lager: "Die Masken sind auswasch- und wiederverwendbar." Für ausreichenden Schutz sei also gesorgt.

Die Kosten eines Einsatzes der Tierrettung Essen werden im Vorfeld bei einem Anruf auf der Leitstelle besprochen. Wie dann die Rechnung am Ende ausfalle, hänge ganz vom Einzelfall ab, sagt Witte.

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