Essen. Das US-Unternehmen Bemis wollte an der Messe SHK in Essen teilnehmen. Nach deren Absage verschenkte die Firma kurzerhand ihre Hotelzimmer.

Einen solchen Anruf hatte Nadine Wittmann bis dahin noch nie bekommen. Vergangene Woche meldete sich bei der stellvertretenden Leiterin der Bahnhofsmission in Essen eine Mitarbeiterin des Unternehmens Bemis. Sie bot Obdachlosen mehrere Zimmer in einem Essener Hotel an.

"Ich war natürlich überrascht, aber auch sehr erfreut darüber", sagt Nadine Wittmann. Viele wohnungslose Menschen, die tagsüber auch zur Bahnhofsmission kommen, hätten schließlich seit langer Zeit nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen.

Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Angebot? Das US-Unternehmen Bemis stellt Toilettensitze her und wollte eigentlich an der Messe Sanitär Heizung Klima SHK vom 10. bis 13. März in Essen teilnehmen. Doch die war Anfang März wegen der Coronavirus-Ausbreitung abgesagt worden.

"Für uns kam die Absage allerdings zu spät", sagt Vanessa Schulte, Marketingmanagerin bei Bemis. Die Hotelzimmer für sieben Mitarbeiter waren längst gebucht. "Wir hätten von den 5000 Euro nur 500 Euro wieder bekommen", erzählt sie. Die 4500 Euro, die sonst einfach verfallen wären, wollte die Firma aber doch irgendwie nutzen. "Das ist schließlich viel Geld."

Vier Obdachlose zogen für eine Nacht ins Hotel

In einer Runde sei ein Mitarbeiter dann auf die Idee gekommen, die Zimmer Obdachlosen in Essen zur Verfügung zu stellen. Doch wie sollte man an wohnungslose Menschen herankommen? "Deshalb kamen wir auf die Bahnhofsmission, die es ja in jeder größeren Stadt gibt", sagt Vanessa Schulte. Auch das Hotel habe der Aktion dankenswerter Weise zugestimmt. Die Herberge wollte auf Nachfrage der Redaktion allerdings öffentlich nicht genannt werden.

Nadine Wittmann unterbreitete das Angebot der Firma Bemis schließlich den Besuchern der Bahnhofsmission. Die seien genauso erstaunt gewesen, wie sie zuvor. Schließlich konnten dann vergangenen Donnerstag vier Obdachlose ins Hotel ziehen. Einzige Bedingung: Sie brauchten einen gültigen Personalausweis, den im Übrigen nicht jeder Obdachlose habe. "Da die Aktion aber doch recht kurzfristig kam, waren es nur vier", sagt Wittmann. Sie aber hatten für eine Nacht ein sauberes Bett und eine heiße Dusche.

Bahnhofsmission dankt dem Unternehmen

Nadine Wittmann ist dem Unternehmen sehr dankbar. "Schön, dass auch an diese Menschen in diesen Zeiten gedacht wird." Und Vanessa Schulte sagt: "Auch wenn es derzeit viele Negativmeldungen gibt, wollten wir zeigen, dass man trotz allem Positives tun kann."