Essen. Duda wechselt zum EBB, Schwamborn tritt für die SPD an: Da sieht AfD-Mann Guido Reil bessere Chancen denn je, das Karnaper Direktmandat zu holen.

Zehn Tage nach seiner Niederlage bei der Kandidatenkür der SPD hat der Karnaper Ex-Genosse Stephan Duda jetzt beim Essener Bürger Bündnis (EBB) angeheuert – und will statt bei den Sozialdemokraten, die Michael Schwamborn als Bewerber vorzogen, nun für die Wählergemeinschaft den Kommunalwahlbezirk holen. Für Guido Reil von der „Alternative für Deutschland“ eine großartige Nachricht: Er geht davon aus, als lachender Dritter das Direktmandat zu erringen.

Kurioser geht’s wohl kaum: Im nördlichsten Essener Kommunalwahlbezirk kämpfen damit abseits der anderen Parteien im September gleich drei Männer ums Mandat, die noch vor gar nicht so langer Zeit Seit’ an Seit’ bei den Sozialdemokraten stritten.

Essener Bürger Bündnis lobt Stephan Duda als „Karnaper Hochkaräter“

Hüben Michael Schwamborn, der nach 14 Jahren beim EBB – und zuletzt als dessen Fraktionschef im Rat – vor knapp zwei Jahren reumütig zur SPD zurückkehrte. Drüben Stephan Duda, der ihm dort bei der Nominierung unterlag. Und der nun vom Bürger Bündnis als „Karnaper Hochkaräter“ gelobt wird, „der sich im Wahlkampf auch durch Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit von seinen Mitbewerbern abheben wird“.

Das Duell beim SPD-Nominierungsparteitag entschied Michael Schwamborn für sich. Jetzt tritt der unterlegene Stephan Duda unter dem EBB-Wappen in Karnap an.
Das Duell beim SPD-Nominierungsparteitag entschied Michael Schwamborn für sich. Jetzt tritt der unterlegene Stephan Duda unter dem EBB-Wappen in Karnap an. © wk

Und nicht zuletzt: Guido Reil. Der bundesweit bekannte Frontmann der AfD holte 2014 den Wahlbezirk Karnap mit deutlichen Abstand für die SPD und will diesen Coup unter der Fahne der „Alternative für Deutschland“ wiederholen.

Guido Reil: „Der Rat ist für mich Hobby – und eine Herzensangelegenheit“

Die Ausgangslage dafür sei hervorragend, glaubt Reil und nimmt als Beleg hierfür die Europawahl-Ergebnisse in den Blick, die das Essener Wahlamt vor einiger Zeit auf die Kommunalwahlbezirke umgerechnet hatte: „Da fehlte nicht mehr viel“, und der SPD-Streit werde dazu beitragen, seine Position zu stärken.

Eine mögliche Doppelfunktion als Ratsherr und Europaabgeordneter empfindet die örtliche AfD jedenfalls nicht als Problem. Sie wählte Reil vor einigen Tagen, stiekum und konspirativ ohne Einladung an die Medien als Kandidat in Karnap. Und Reil selber sieht in dem Pensum kein Hindernis: „Europa ist harte Arbeit“, lässt er sich vernehmen, „aber der Rat ist für mich Hobby – und eine Herzensangelegenheit“.

Michael Schwamborn will die AfD im nördlichsten Stadtteil „entzaubern“

Der Karnaper Dreikampf der (Ex-)Genossen dürfte stadtweit Beachtung finden, schließlich hatte SPD-Bewerber Michael Schwamborn angekündigt, die AfD vor Ort „entzaubern“ zu wollen.

Und auch beim Essener Bürger Bündnis gibt man sich mit dem Kandidaten Stephan Duda, dessen Nominierung als sicher gilt, ebenso siegesgewiss. Man setze „auf Sieg“ beteuert Fraktionschef Kai Hemsteeg, und immerhin ein Mitstreiter aus SPD-Tagen steht Duda schon zu Seite: Auch das ehemalige Karnaper SPD-Vorstandsmitglied Denis Gollan wechselt zum EBB.