Essen. Nach dem Unfall mit teils lebensgefährlich verletzten Straßenbahn-Fahrgästen wird der Ruf nach mehr Sicherheit lauter.

Auf der Fahrbahn am Gervinusplatz in Frohnhausen erinnern noch grüne und weiße Markierungen an den schrecklichen Unfall, der sich am Samstag in Höhe der Straßenbahnhaltestelle ereignet hat. Warum eine 81-jährige Autofahrerin ihren BMW in eine Gruppe Fahrgäste der Linie 109 steuerte, als diese die Bahn gerade verließen oder einsteigen wollten, ist noch nicht geklärt. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Ungeachtet dessen forderte Peter Kayser, Sprecher des örtlichen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), die flächendeckende Einführung von Tempo 30. Der Verkehr werde entschleunigt und dadurch übersichtlicher, ist Kayser überzeugt. Insbesondere für Fußgänger bedeute dies mehr Sicherheit.

Die Ruhrbahn baut in den kommenden zehn Jahren 36 Straßenbahn-Haltestelle um

Auch Ortsbürgermeister Klaus Persch hielte es für sinnvoll, die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Bereich Frohnhauser Straße, Berliner Straße und Mülheimer Straße auf 30 km/h abzusenken. Ob dies den Unfall verhindert hätte, bleibt dahingestellt. „Wir wissen noch nicht, warum das passiert ist“, gibt auch Klaus Persch zu bedenken. Ob die Unfallfahrerin möglicherweise gesundheitliche Probleme hatte, ob sie aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage ist, ein Fahrzeug zu führen, ob ein technischer Defekt die Ursache war oder ein Fahrfehler – alles offen.

Bezirksbürgermeister Klaus Persch spricht mit Anwohnerin Stefanie Norden, Ina Schürmann und Peter Kayser vom Verkehrsclub Deutschland über die Sicherheit für Fahrgäste an der Haltestelle am Gervinusplatz.
Bezirksbürgermeister Klaus Persch spricht mit Anwohnerin Stefanie Norden, Ina Schürmann und Peter Kayser vom Verkehrsclub Deutschland über die Sicherheit für Fahrgäste an der Haltestelle am Gervinusplatz. © Foto: Kerstin Kokoska

Am Gervinusplatz halten die Straßenbahnen in der Mitte der Straße. Beim Ein- oder Aussteigen müssen Fahrgäste auf die Fahrbahn treten. So wie stadtweit an insgesamt 36 Haltestellen. Zeitgemäß ist das nicht mehr. Die Ruhrbahn gestaltet ihre Haltestelle deshalb neu, baut wahlweise erhöhte Bahnsteige in Mitte der Fahrbahn oder am Fahrbahnrand; die Gleise werden dann dorthin verlegt. Dies soll das Ein- und Aussteigen erleichtern und sicherer machen. Die Kosten belaufen sich pro Haltestelle auf 1,5 bis zwei Millionen Euro. Die Haltstelle „Gervinusstraße“ ist nach Angaben der Ruhrbahn 2024/2025 an der Reihe. Bis alle 36 Haltestellen umgebaut sind, werde es noch etwa ein Jahrzehnt dauern.

Fährt eine Straßenbahn ein, schaltet eine Ampel automatisch auf Rot um

Fährt eine Straßenbahn in Richtung Innenstadt die Haltestelle am Gervinusplatz an, schaltet eine Ampel in Höhe der Gervinusstraße automatisch auf Rot. Folgende Fahrzeuge müssen anhalten. Nicht überall, wo die Bahn mitten auf der Straße hält, gibt es eine solche Ampel. Laut Straßenverkehrsordnung müssen Autofahrer dann hinter der Bahn stoppen. Nur wenn die Türen geschlossen bleiben und ersichtlich ist, dass niemand ein- oder aussteigen will, darf man im Schritttempo an der stehenden Straßenbahn vorbeifahren.

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Warum die 81-Jährige offenbar ungebremst in die Passanten hineinfuhr, ist Gegenstand der Ermittlungen. Deren Ergebnis wartet die Stadt Essen nach Angaben einer Sprecherin ab. Auch im Hinblick darauf, ob mehr für die Sicherheit der Fahrgäste getan werden muss.