Essen. Aus dem Traditionshaus „Schwarze Lene“ wurde das Steakhaus „Chicago“. Den Panoramablick auf den Baldeneysee gibt’s obendrauf.

Eine der schönsten Terrassen über dem Baldeneysee: Darauf beschränkt sich die Erinnerung an das Restaurant „Schwarze Lene“. Nichts hängen geblieben hingegen war von der Küche, da allzu belanglos und durchschnittlich. Der Name erinnert übrigens an die erste Wirtin Anna Magdalena Bramkamp, die hier eine Sommerwirtschaft für den Trampelklub, einem Essener Honorationen-Wanderverein mit Alfried Krupp als Mitglied, betrieb. Ihre dunklen Haare standen Taufpate.

Grundfarbe des neuen Restaurants ist schwarz

Daraus wurde nun das „Chicago“. Mit Glück kann ich noch einen Tisch reservieren und schon der erste Eindruck auf dem Parkplatz ist vielversprechend: kaum noch was frei, was für eine gute Auslastung spricht. Das Interieur wurde komplett umgestaltet: Die Grundfarbe des neuen Restaurants ist schwarz, schwere Ledersessel sowie Messingverzierungen an den Wänden, dazu spielen vier große moderne Lüster mit der Bausubstanz der 1950er-Jahre und vermitteln einen edlen neuen Look. Auffallend ist der Empfangstresen, wo wir schon freundlich erwartet und zu unserem Tisch geleitet werden.

„Der erste Eindruck zählt“ heißt es ja und das sollte sich über den ganzen Abend bewahrheiten. Der Service ist kompetent, aufmerksam und freundlich - tatsächlich nicht selbstverständlich, nicht mal bei einem neu eröffneten Restaurant.

Kellnerin Slavi Bobovic tischt Weine auf.
Kellnerin Slavi Bobovic tischt Weine auf. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Das Fleisch kommt aus Qualitätsgründen aus Argentinien

Die Art an Speisen ist einem Steakhouse entsprechend. Das Fleisch kommt aus Qualitätsgründen aus Argentinien und es werden verschiedene Schnitte in entsprechenden Größen angeboten.

Die Getränkekarte überzeugt mit einer guten, achtseitigen Weinauswahl. Die Preise für Bier liegen für Frischgezapftes bei 0,4l/4,50€ und bei Flaschenbier 0,5/5€, die Flasche Wasser bei 6,90€. Ein Grauburgunder Kabinett (0,2l/7,90€) vom Weingut Knab soll unser Begleiter sein, eine sehr angenehme Wahl.

Bei den Vorspeisen entscheiden wir uns für den Lachstatar auf Salatbett mit Baguette (10,80€). Der Lachstatar ist per Hand geschnitten, mit Creme Frâiche angemacht und zur Verfeinerung werden Olivenöl und Balsamicoessig gereicht. Leider ist der Küche ein Fauxpas unterlaufen: Das fertige Tatar und der Salat sind mit Balsamico-Creme verziert. Es ist eine Unsitte, ein sehr gutes Gericht mit diesem Balsamico-Abfall optisch und vermeintlich geschmacklich zu pimpen.

Salz und ein Tropfen Essig reichen für den Lachstatar

Der frische leckere Lachs kann mit Öl, Essig, Salz und Pfeffer individuell verfeinert werden, aber diese Industriecreme verhunzt einfach jedes Produkt. Deshalb liebe Köche Essens: Verbannt das bitte aus eurer Küche und lasst die Produkte für das Gericht sprechen, es werden keine Verzierungen oder falsch verstandene süß-sauren Geschmacksblüten benötigt. Mir reichte zum Beispiel ein bisschen Salz und ein Tropfen Essig, um den Lachstatar als äußerst gelungene Vorspeise zu empfinden.

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Der aufmerksame Service nahm meine Kritik bezüglich der Balsamicocreme an und es wurde mir versprochen, dieses mit der Küche zu besprechen und einzustellen. Solche Gastgeber muss man doch einfach lieben!

Zischen und Brutzeln beim Service am Tisch

Bei der Hauptspeise haben wir die Qual der Wahl, schließlich entscheiden wir uns für ein Rip Eye Steak (300 g, 25,90) mit frischen Champignons (5,50€), einer Baked Potatoe mit Sour Creme (4,50€) sowie einem Gericht aus der Menukarte: Chicago-Bulls Steak, einem 350g Rib Eye Steak, dazu Chips Kartoffeln und Black Pepper Sauce (33,90€). Die Vorfreude auf unsere Gerichte wird durch unsere Sinne gesteigert, hören wir doch von den anderen Tischen immer ein Zischen und Brutzeln beim Servieren.

Als wir dann unsere Order erhalten, können wir uns selbst überzeugen: Die Steaks kommen direkt aus einem Hochleistungsofen, natürlich werden wir freundlich ermahnt, auf keinen Fall die 500 Grad heißen Teller anzufassen und es kehrt meditative Stille am Tisch ein, anlässlich der Hitze, die der Teller ausstrahlte. Der Garpunkt, Mediumrare, ist getroffen und das Fleisch wunderbar zart, ein bisschen Salz bzw. Pfeffer und schon: der Fleischhimmel so nah.

Im Innern des des Restaurants hat sich viel verändert.
Im Innern des des Restaurants hat sich viel verändert. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Bei den Beilagen sticht die Backkartoffel mit der Sour Creme eindeutig heraus: wunderbar weich und auch der Dipp herrlich leichtkräuterig abgestimmt. Die Chips Kartoffel ordentlich frittiert und auch die Würzung gibt keinen Anlass nachzujustieren.

Was nicht schmeckt, wird von der Rechnung gestrichen

Die Champignons sind mit einem Hauch zu viel Salz versehen, was den Service veranlasst, diesen Posten direkt von der Rechnung zu streichen. Dabei sind sie definitiv genießbar gewesen und lecker, aber laut Kellner stehe bei ihnen die Zufriedenheit der Gäste an erster Stelle.

Die zum Gericht gereichten Saucen (Pfeffer und Madeira) nehmen wir gar nicht in Anspruch, da ich diese sehr gute Fleischqualität am Gaumen nicht mit den Flaschensaucen beeinträchtigen möchte.

Die Portionierung der Nachspeisen verursacht Probleme der angenehmen Art

Nach dem wirklich tollen Geschmackserlebnis des Hauptgangs verführt uns noch die Dessertkarte mit Mousse, Crêpes und Eisgetränken. Meine Begleitung wählt Nussknacker, ein Nusseis mit frischen Nüssen (8,90€). Selbstverständlich wird die Nachspeise mit zwei Löffeln gereicht und das sollte sich als vortrefflich erweisen. Die Portionen der Nachtische, wir können uns auch an den Nebentischen davon überzeugen, sind riesig. Drei dicke Kugeln Eis stellen uns vor eine Herausforderung. Doch die kalte Creme ist wertig und lecker, aber eben einfach sehr groß.

Alles in allem sind wir sehr angetan und froh, der Empfehlung gefolgt zu sein. Wenn der kleine Fauxpax mit den Balsamico-Essig behoben wird, haben wir nun oberhalb des Baldeneysees ein hochwertiges Steakhouse, was durch das Interieur, die Speisen und vor allem den gelungenen Service überzeugen kann. Außerdem sind in den Sommermonaten Wanderer oder auch Ausflügler weiterhin bei Kaffee und Kuchen gerngesehene Gäste dieser schönsten Terrasse des Baldeneysees.

Steakhouse Restaurant Chicago, Schwarze-Lenen-Weg 38; Tel. 0201 444559; E-Mail: chicagoevents.essen@gmail.com; Öffnungszeiten: Mo-So 12-22.30 Uhr (durchgehend warme Küche); Business Lunch: Mo-Fr 12-15 Uhr.