Essen. Das Gesundheitsamt Essen findet die Coronavirus-Hysterie von Firmen „absurd“. Diese schickten Mitarbeiter nach Fernost-Reisen in „Zwangsurlaub“.

Die Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus treibt in Essen seltsame Blüten: So sollen verschiedene Essener Unternehmen Mitarbeitern, die im Urlaub in Fernost waren, vorsichtshalber untersagt haben, an ihre Arbeitsplätze im Betrieb zurückzukehren. Betroffene Mitarbeiter sind offenbar vom Arbeitgeber angewiesen worden, 14 Tage länger zu Hause zu bleiben.

Beim Gesundheitsamt Essen, dem solche Fälle in den letzten Wochen bekannt geworden sind, ruft dieses restriktive Verhalten von Unternehmen Kopfschütteln und Irritationen hervor. Die Mikrobiologin Marina Lorsch sagt: „Mitarbeiter wegen der Angst vor dem Coronavirus in Zwangsurlaub zu schicken oder zu Homeoffice zu zwingen, ist hanebüchen.“

Bei den „Zwangsurlaubern“ handele es sich nicht nur um China-Reisende, sondern auch um Essener, die Urlaubsziele in fernöstlichen Nachbarländern angesteuert hätten. „In einem Fall war sogar ein Thailand-Reisender betroffen“, fügt die Expertin des Gesundheitsamtes hinzu.

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Mikrobiologin: „Kein einziger Nachweis für die Existenz des Coronavirus’ in Essen“

„Völlig absurd“ findet Marina Lorsch die Panik-Reaktion mancher Firmen auch deshalb, weil beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, sich mit Influenza-Viren zu infizieren weitaus größer sei. „Influenza-Viren umgeben uns, aber für die Existenz des Coronavirus’ in Essen gibt es nicht einen einzigen Nachweis“, so die Mikrobiologin. Bislang habe es in Essen auch noch keinen Fall von Quarantäne gegeben.

Hygienetipps zum Schutz vor Infektionskrankheiten

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert im Internet ausführlich über Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten. Hier zwei Hygienetipps, die besonders wichtig sind, um sich etwa vor Influenza zu schützen:

Hände waschen: Wenn Sie sich regelmäßig gründlich die Hände waschen, schützen Sie sich und andere vor vielen Krankheitserregern. Denn gründliches Händewaschen senkt die Anzahl der Keime an den Händen auf bis zu ein Tausendstel.

Dass Händewaschen tatsächlich die Häufigkeit von Infektionskrankheiten senkt, wurde in vielen Studien untersucht und bestätigt.

Hände regelmäßig waschen, immer nach: dem nach Hause kommen, dem Besuch der Toilette, dem Wechseln von Windeln oder wenn Sie Ihrem Kind nach dem Toilettengang bei der Reinigung geholfen haben, dem Kontakt mit Abfällen, dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall.

Hände regelmäßig waschen, immer vor: den Mahlzeiten, dem Hantieren mit Medikamenten oder Kosmetika.

Hygiene beim Husten und Niesen: Halten Sie beim Husten oder Niesen mindestens einen Meter Abstand von anderen Personen und drehen Sie sich weg.

Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch. Verwenden Sie dies nur einmal und entsorgen es anschließend in einem Mülleimer mit Deckel. Wird ein Stofftaschentuch benutzt, sollte dies anschließend bei 60°C gewaschen werden.

Und immer gilt: Nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten gründlich die Hände waschen!

Ist kein Taschentuch griffbereit, sollten Sie sich beim Husten und Niesen die Armbeuge vor Mund und Nase halten und ebenfalls sich dabei von anderen Personen abwenden.

Ausführliche Infos: infektionsschutz.de

Die Grippewelle in Essen verläuft nach Darstellung des Essener Gesundheitsamtes in dieser Saison bislang „normal“. Das Landeszentrum Gesundheit (LZG) in Bochum führt exakt Buch über die Influenza-Fallzahlen in Essen und anderswo. In diesem Jahr hat die Landesbehörde bis zur 7. Kalenderwoche (Stichtag 19. Februar 2020) 191 Fälle registriert. Im Jahr davor waren es im selben Zeitraum 106. In der siebten Kalenderwoche (10. bis 16. Februar) sind in Essen 51 neue Grippe-Fälle erfasst worden. „Die Essener Fallzahlen für die aktuelle Grippesaison sind nicht besorgniserregend“, sagt auch die Sprecherin des Landeszentrums Gesundheit, Melanie Pothmann.

Landesamt beruhigt: „Karnevalsfeierlichkeiten verstärken die Grippewelle nicht“

Erfasst werden jedoch nur meldepflichtige Influenza-Fälle (mit Labor-Nachweis). Das Gesundheitsamt Essen geht daher von höheren Fallzahlen aus, denn viele niedergelassene Ärzte verzichteten bei Grippe-Diagnosen auf den Labor-Nachweis.

Die weit verbreitete Angst vieler Menschen, sie könnten sich an den Karnevalstagen einen Influenza-Virus einfangen, hält die LZG-Sprecherin für unbegründet. „Es gibt keinerlei Hinweise, dass die Karnevalsfeierlichkeiten die Grippewelle bestärken.“

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Weil sich die Grippe durch eine Tröpfcheninfektion verbreitet, kann man sich den Virus auch einfangen, indem man verunreinigte Gegenstände – eine häufig genutzte Türklinke oder den Haltegriff eines Busses – anfasst (Schmierinfektion). „Eine gute Vorsichtsmaßnahme ist deshalb häufiges Händewaschen“, so Marina Lorsch. Ebenfalls sei es ratsam, sich von Menschen fernzuhalten, die deutliche Krankheitssymptome wie Niesen und Husten zeigten. An dritter Stelle nennt die Mikrobiologin im Infektionsschutz die Grippe-Schutzimpfung.