Essen. Schon seit 120 Jahren steht das Bismarck-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz in Essen. Jetzt wird der Eiserne Kanzler von Fachleuten restauriert.

Noch schirmt ein hohes Baugerüst die Statue des „Eisernen Kanzlers“ auf dem Bismarckplatz von seiner Umgebung ab. Doch das Ende der bald zwei Monate langen Restaurierung zeichnet sich ab. „Ende Februar werden wir Klarheit haben“, sagt Niederlassungsleiter Christian Gierke der in Bad Lippspringe ansässigen Nüthen Restaurierungen GmbH.

Zum „Gesundheitszustand“ des in Bronze gegossenen Reichskanzlers und Fürsten Otto von Bismarck gibt der Fachmann eine äußerst optimistische Prognose ab. „Das Denkmal wird die nächsten 30 bis 40 Jahre ohne Probleme überstehen.“ Die Oberflächen der Bronze-Figur und des Sockels sind gereinigt worden, außerdem wurden die Fugen zwischen Bronze und Natursteinsockel instand gesetzt. Im Zuge der Bearbeitung der Bronze-Figur wird auch eine Sondierung der Figur im Innern vorgenommen. Die Arbeiten an dem Denkmal dauern noch an.

Schon seit gut 120 Jahren schaut der Eiserne Kanzler auf den Bismarckplatz

Diese Postkarte entstand zwischen 1900 und 1910, sie zeigt den Bismarckplatz in alter Pracht. 
Diese Postkarte entstand zwischen 1900 und 1910, sie zeigt den Bismarckplatz in alter Pracht.  © Stadtarchiv | Haus der Essener Geschichte

Exakt 3,2 Meter misst das imposante Standbild des Reichsgründers. Schon seit dem 23. September 1899, nur ein Jahr nach Bismarcks Tod, steht er auf dem 1,2 Meter hohen Sockel: mit langem Militärrock, der typisch preußischen Pickelhaube und Säbel.

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Also schon mehr als 120 Jahre steht er auf dem nach ihm benannten Platz, die Backsteinfassade der alten Königlichen Eisenbahndirektion (heute Deutsche Bank) im Rücken. Streng genommen sind es nur 118 Jahre, denn während Essen den Ruhrschnellwegtunnel und die U-Bahn nach Mülheim baute und die halbe Stadt umkrempelte, holten sie den Bismarck samt Sockel vom Platz und lagerten ihn zwischen dem 1. Februar 1968 und dem 19. Oktober 1970 in Holzkisten ein. Den Zweiten Weltkrieg hatte der Eiserne Kanzler – von ein paar Einschusslöchern abgesehen – recht gut überstanden.

Farbflecken wurden entfernt, aber die grüne Patina ist geblieben

Der Bismarckplatz selbst hat sich im Laufe dieser 120 Jahre nicht verschönert. Im Gegenteil: Heute beherrscht eine große Kreuzung mit vierspurigen Straßenachsen das Bild, Asphalt und Blech haben den Platz an den Rand gedrückt. Lediglich alte Postkarten mit der Eisenbahndirektion und der Städtischen Höheren Mädchenschule gegenüber, der Luisenschule, erinnern an den Charme, den dieser zentrumsnahe Platz in der Kaiserzeit einst ausstrahlte. Durch die aktuelle Neugestaltung hat der Rest-Platz wieder an Charme gewonnen.

Die Restaurierung einer Bronzeskulptur bedeute nicht, dass sie ihre ursprüngliche Farbgebung zurückbekomme. „Die grüne Patina ist draufgeblieben“, betont Christian Gierke. Farbflecken wurden entfernt und Verkrustungen reduziert. Die Oberflächen, so das Presseamt der Stadt, seien schonend und in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz bearbeitet worden. Dabei kamen Bürsten, Glasradierer und feine Trockenreinigungsmittel zum Einsatz.

Restauratoren haben mit einem Endoskop in den Bronze-Bismarck geschaut

 Keine Blechlawinen, kein Asphalt: Das Bismarckdenkmal um 1910, der Alte schaut herüber zur Luisenschule (heute Stadtarchiv).
 Keine Blechlawinen, kein Asphalt: Das Bismarckdenkmal um 1910, der Alte schaut herüber zur Luisenschule (heute Stadtarchiv). © Stadtarchiv | Haus der Essener Geschichte

Gleiches gelte für die vier Reliefplatten am Sockel, die Aufschluss geben über die innige Verbindung zwischen Essen und Bismarck, die in erster Linie eine Verbindung zu Alfred Krupp und dessen Stahl- und Waffenimperium war.

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Bismarck war 1878 die erste Persönlichkeit in Essen, der sie die Ehrenbürgerwürde verliehen. Und zwar nicht als Anerkennung für das mit „Blut und Eisen“ zusammengeschweißte Deutsche Reich, sondern als Beschützer der deutschen Industrie, womit insbesondere Krupp und der Bergbau gemeint waren.

Zwei der vier Reliefplatten drücken Bismarcks Sympathie für Alfred Krupp aus. Auf der einen lässt er sich von dem Stahlmagnaten die Geschütze vorführen, auf der anderen hält Germania ihre Hände schützend über die Kruppschen Fabriken.

Auf Herz und Nieren haben die Restauratoren den Bronze-Bismarck nicht untersucht. Wohl aber die Statik. „Wir haben mit einem Endoskop in die Figur hineingeschaut“, sagt Christian Gierke.