Essen. „Deutschland muss aufwachen“, warnt der Vorsitzende der Kommission Moscheen und Islam in Essen nach der Bluttat von Hanau. Ein Kommentar.

Ermittlungen gegen Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte wegen rechtsextremer Umtriebe, Anklage gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A., der Anschläge plante und den Verdacht möglicherweise auf Asylbewerber lenken wollte, Razzien und zwölf Festnahmen in sechs Bundesländern gegen eine mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle, der Mordanschlag auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der Anschlag auf eine Synagoge in Halle, mit Nazi-Codes versehene Bombendrohungen gegen Moscheen in Essen, Duisburg und anderen Städten. Und die rassistische Mordserie des NSU, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.

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Die schlimmsten Befürchtungen vieler Migranten, die der türkische Religionsverband Ditib in Essen gerade erst eindringlich zur Sprache brachte, sie scheinen in Hanau blutige Realität geworden zu sein. Wie es scheint, hat ein Deutscher dort mindestens neun Menschen aus fremdenfeindlichen Motiven heraus getötet. „Deutschland muss aufwachen, das geht so nicht mehr weiter“, warnt der Vorsitzende der Kommission Moscheen und Islam in Essen, Muhammet Balaban in einer ersten Reaktion auf die Nachrichten aus Hessen.

Muslime in Deutschland fühlen sich alleingelassen

Und er sagt etwas, das man immer häufiger hört, wenn man sich mit türkischen und arabischen Migranten in Deutschland unterhält. Eine Mahnung, die nachdenklich macht. Die Muslime seien enttäuscht von der deutschen Mehrheitsgesellschaft, weil sie sich von ihr alleingelassen fühlten. Die Solidarität bei Anschlägen gegen sie bleibe aus und gleichzeitig werde die muslimische Community aufgefordert, Erklärungen abzugeben, wenn der Täter ein muslimischer Migrant war.

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Zweifelsfrei geht seit der Flüchtlingswelle 2015 ein Riss durch die Gesellschaft, den viele Menschen mit Migrationshintergrund sehr intensiv wahrnehmen, weil viele von ihnen seither das Gefühl haben, in diesem Land unerwünscht zu sein.

Dass ein sehr großer Teil der Gesellschaft dies gänzlich anders sieht und sich in Wort und Tat gegen den Rassismus stellt, zeigt indes deutlich, wo unser Land steht. Es ist schade, dass das offenbar in der muslimischen Community mitunter anders wahrgenommen wird.