Essen. Trauer nach Hanau: Rund 300 Essener folgten Donnerstagabend dem Aufruf des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ und demonstrierten in Altendorf.
„Es reicht: Rechten Terror beenden“ – unter diesem Motto hat das Aktionsbündnis „Essen stellt sich quer“ am Donnerstagabend zu einer Kundgebung in Essen-Altendorf aufgerufen. Trotz des nasskalten Wetters folgten nach Angaben des Veranstalters zwischen 200 und 300 Menschen dem Aufruf.
Altendorf, der stark migrantisch geprägte Stadtteil, sei absichtlich als Schauplatz von Kundgebung und Demonstrationszug gewählt worden, sagte Christian Baumann, der Sprecher des Aktionsbündnisses. Der Stadtteil sei zuletzt „immer wieder Ziel rassistischer Kontrollen durch die Polizei“ gewesen.
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Gemeint sind unter anderem die von der Polizei häufig durchgeführten Razzien zur Bekämpfung von Clan-Kriminalität. Gleichzeitig sprach Baumann von einer „konstant negativen Berichterstattung, die auch in Essen Vorurteile und Ängste geschürt“ habe. Die AfD bezeichnete der Sprecher als den „verlängerten politischen Arm des Rechtsterrorismus“.
Nach der Kundgebung auf dem Gelände der ehemaligen Aral-Tankstelle führte der Demonstrationszug über die Altendorfer Straße. An der Einmündung Helenenstraße gab es eine Zwischenkundgebung.
Türkischer Lehrerverein kritisiert: „Die Politik ist auf dem rechten Auge blind“
Oliver Kern, Awo-Chef und OB-Kandidat der SPD, beteiligte sich ebenfalls an der Demo. „Ich will kein neues 33-45“, sagte er. Er sei gekommen, um ein „deutliches Zeichen zu setzen gegen Rechtsterrorismus, Hass, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit“.
Celal Aydemir, der Vorsitzende des Türkischen Lehrervereins in Essen, warf Politik und Gesellschaft vor, „auf dem rechten Auge blind zu sein“ und das Problem des Rechtsextremismus zu verharmlosen. Schon Grundschüler sollten seiner Meinung nach sensibilisiert werden – „für Demokratie und Toleranz, gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass“.
Den in Altendorf lebenden Migranten rief der Sprecher des Aktionsbündnisses zu: „Ihr seid nicht allein“. Doch auf die überwiegend von Migranten frequentierten Lokale längs der Altendorfer Straße schien der Funke des lautstark vorgetragenen Protestes nicht so recht überzuspringen. Vielen schien der Demonstrationszug sogar Rätsel aufzugeben, trotzdem zückten sie ihre Handys und filmten die für sie ungewohnte Szenerie aus Menschen, Fahnen, Megafonen und Polizei. Der Veranstalter freute sich darüber, dass sich einige doch spontan dem Zug anschlossen und mitmarschierten. Die Veranstaltung endete um kurz nach 20 Uhr ohne Zwischenfälle.
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