Essen. Nach den Rosenmontags-Erfahrungen der Vorjahre fahren die Polizeibehörden ihren Kräfteansatz etwas zurück. Die Anti-Terror-Sperren aber bleiben.
Die Wetteraussichten für den Rosenmontag in Essen sind nicht die windigsten, doch jetzt schon eine zuverlässige Prognose zu wagen, ob die Züge in Rüttenscheid und Kupferdreh verweht oder verschont werden, wäre geradezu närrisch: Deshalb blickt Volker Sassen als Vorsitzender des Festkomitees Essener Karneval (FEK) mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung auf die Voraussagen für den jecksten aller Feiertage.
Im Moment sorgen den obersten Karnevalisten in der Stadt mögliche Wetterunbill jedenfalls mehr als die weiterhin latenten Sicherheitsrisiken rund ums bunte Getümmel. Das zumindest hat Sassen gemein mit der Stadt, der Landes- als auch der Bundespolizei. Denn deren Sicherheitskonzepte der Vorjahre, die seit dem Ausschreitungen von Köln und dem tödlichen Attentat von Berlin die wiederkehrende Kehrseite von Kamelle und Konfetti sind, hat sich bewährt. Die Massenveranstaltungen in Essen sind auch nach 2015 ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Für Ärger sorgten allein die höheren Gewalten, heißt das Fazit in der Rückschau.
Die Bundespolizei verzichtet in Essen auf Bereitschaftskräfte
Entsprechend gelassen gehen zumindest die Behörden den Höhepunkt der fünften Jahreszeit an: Die Bundespolizei verzichtet auf Sonderunterstützung aus dem niedersächsischen Duderstadt. Diese Kräfte der Bundesbereitschaft werden nicht wie im vergangenen Jahr eingesetzt. Das Revier rund um den Essener Hauptbahnhof soll von hauseigenen Beamten sauber gehalten werden, sagt Bundespolizeisprecher Volker Stall: „Wir haben den Kräfteansatz ein bisschen heruntergefahren.“ Allerdings werden Streifen sichtbar Präsenz zeigen und Beamte gezielt Gruppen beobachten, die sich von Essen nach Düsseldorf oder Köln aufmachen. „Dann können wir abschätzen, wie viele am Ende des Tages womöglich betrunken wieder zurückkommen“, so Stall.
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Auch die Landespolizei hat von ihrer Losung der „größtmöglichen Verfügbarkeit“ in den vergangenen Jahren ein wenig Abstand genommen. So wird etwa auf die Unterstützung von Polizeischülern neben den regulären Streifen auf den Straßen verzichtet, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst: „Wir sind wachsam, hängen das Thema aber nicht mehr ganz so hoch.“ Die vergangenen Rosenmontage hätten gezeigt, dass „sich die allermeisten Leute gesittet benehmen“.
Für einige Verkehrsteilnehmer gilt sogar die Null-Promillegrenze
Allerdings sei mit mehr Kontrollen zu rechnen, vor allem Autofahrer, die es mit der Promillegrenze nicht ganz so genau nehmen, sollten sich warm anziehen. Besser wäre es, sich die möglichen Konsequenzen noch einmal deutlich vor Augen zu führen und das Auto stehen zu lassen: Für Fahranfänger in der zweijährigen Probezeit sowie für Personen bis 21 Jahre gilt per se die Null-Promillegrenze. Allen anderen Autofahrer droht bereits ab 0,3 Promille der Führerscheinentzug, wenn Anzeichen von Fahruntauglichkeit festgestellt werden oder sie an einem Crash beteiligt sind.
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Damit Unfälle entlang der Zugstrecken erst gar nicht passieren, werden die Umzugswagen von Sicherheitskräften abgesichert. Für die Begleitung sorgt eigenes Personal der örtlichen Karnevalsgesellschaften oder der städtischen Servicegesellschaft RGE. Für diese Kosten kommen die Karnevalisten auf, während die Stadt auch in diesem Jahr die rund 20 Sperrstellen am Rüttenscheider Zug bezahlt. In Kupferdreh kommt übrigens ein neuer Einsatzort hinzu, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Die Kampmannbrücke wird für die Dauer des dortigen Umzugs erstmals dicht gemacht.
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Die großen Fahrzeuge, die die Stadt aus Sicherheitsgründen als bewegliche Sperren aufstellen lässt, sollen stabil genug sein, um einen Terror-Anschlag mit einem Lastwagen abzuwehren, aber gleichzeitig auch mobil genug, um Rettungskräften schnell Platz machen zu können im Gedränge: Volker Sassen vom FEK rechnet mit rund 80.000 Besuchern – wenn denn das Wetter mitspielt.