Essen. Halsbänder im Mexico-Style oder aus recyceltem Segeltuch: Dogs Inn in Essen-Bredeney stattet seit 20 Jahren Hunde aus – Luxus sei das aber nicht.
Ob flauschiger Bademantel für den Dackel oder weiches Hundebett für die Dogge: Ines Gofferjé stattet Vierbeiner seit 20 Jahren aus. Die 56-Jährige designt dabei Hundekissen und viele der Halsbänder selbst, die sie in ihrem Bredeneyer Geschäft Dogs Inn anbietet und inzwischen weltweit verkauft. Schön und praktisch müsse es sein: „Bling-Bling ist out“, sagt sie und wehrt sich gegen den Luxusgedanken.
Dabei glitzert manches Halsband durchaus, wirken die runden Hundebetten in Naturtönen nicht nur gemütlich, sondern auch exklusiv. Es gibt wärmende Jacken gefüllt mit Kunstdaunen und Näpfe aus Porzellan. „Weil nicht jeder Hund aus Metallgefäßen trinken mag“, erklärt Ines Gofferjé. Neben einem Zweck, habe das tierische Zubehör oftmals eine Geschichte, sagt sie und erzählt die von Galgo Goya, den sie in erbärmlichen Zustand aufnahm.
Betten für Hunde mit orthopädischen Problemen
Damit der Rüde überhaupt schlafen konnte, polsterte sie seine Liegestelle zunächst mit Oberbetten und Schafsfellen. Als das alles nicht half, entwarf sie kurzerhand das Kissen, das erst Goya zu Schlaf verhalf und das sie nun seit neun Jahren verkauft etwa für Hunde mit orthopädischen Problemen, sagt sie. Genäht werde es in Essen, gefüllt sei es mit Material aus dem human-medizinischen Bereich.
Einsatz für einen kranken Kater - Cat Carlo von Catwig
Kater Carlo aus Kettwig ist eines der Tiere, dem Ines Gofferjé vor rund einem Jahr half. Sie fand die abgemagerte, völlig verfilzte und kranke Katze, trug die Kosten in der Tierklinik.
Der Kater hat nun längst ein Zuhause bei einer Kettwiger Familie gefunden, seine Geschichte wurde zum Buch mit dem Titel: Cat Carlo von Catwig.
Ursprünglich war Stahl das Material, das die gelernte Großhandelskauffrau in ihrem Beruf beschäftigte. Heute entwirft sie mit großer Leidenschaft Hundehalsbänder aus gebrauchtem Segeltuch. 110 verschiedene Motive sind inzwischen entstanden, darunter die „Ruhrpottschnauze“ für die Essener Kunden, der „Seehund“ für die Runde um den Baldeneysee. Daneben hängen die Halsbänder aus klassischem Sattelleder, mit Messing-Beschlag, im Mexico-Style oder Hippie-Look. Diese tragen auch Vierbeiner auf Mallorca oder in Hollywood, wohin die Essenerin ihre Waren liefert.
Vor dem Geschäft stand der Einsatz für den Tierschutz
Angefangen aber, habe alles mit dem Tierschutz und einem Hund aus Ungarn („er war in einer grauenvollen Verfassung“). Sie vermittelte ihn und was folgte, beschreibt sie als Schneeballsystem, das am Ende zu mehr als 5000 Hunden der Rassen Setter und Pointer führte, die ein neues Zuhause gefunden hatten. Ines Gofferjé baute ein Netzwerk auf, zu dem Auslandsorganisationen, sowie Pflegestellen und Tierheime in Deutschland zählten, aber auch viel Leid, das sie habe ertragen müssen.
Das ist nun mehr als 20 Jahre her und schon damals stattete sie die Hunde für den Flug mit Halsbändern und Mänteln aus, damit sie nicht völlig unterkühlt ankamen. Sie kaufte das Zubehör auf Messen, importierte dieses. Als immer mehr Halter danach fragten, verkaufte sie die Waren zunächst über eine Internetseite, schließlich mietete sie die ersten zwölf Quadratmeter Ladenfläche an der Meisenburgstraße.
Kunden kommen mit ihrem Hund aus Paris
Ausgebrannt von ihrem jahrelangen Einsatz im Tierschutz, zog sie sich langsam aus der ersten Reihe zurück – das Geschäft mit dem Hundezubehör aber blieb. „Schon nach sechs Monaten kamen Kunden mit ihrem Beagle sogar aus Paris“, sagt sie. In vielen Städten gebe es zwar Hundeboutiquen, aber keine Hundeausstatter. Statt Chi-Chi in Pink wollten die Halter eben Zubehör, das sich fürs Café und für den Waldspaziergang eigne.
Im Dogs Inn, wo sie am heutigen Standort sechs Mitarbeiter beschäftigt, gehörten Halter aller Rassen sowie Polizisten mit Diensthunden zu ihren Kunden. Die meisten aber, nennt sie eine Entwicklung, kämen aus Hessen, Bayern, Frankreich oder Belgien, nicht aus aus Essen. Das findet sie schon deshalb schade, „weil es ja meine Heimat ist“.
In Kettwig betreibt das Ehepaar ein Hundehotel
Die gebürtige Haarzopferin lebt mit ihrem Mann in Kettwig, wo sie nicht nur ihre drei eigenen Hunde empfangen, wenn sie nach Hause kommt. Denn seit 2013 betreibt das Paar das Hundehotel Platzhirsch.
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Ines Gofferjé hat mit dem Entwerfen von Halsbändern und Hundebetten ihre kreative Ader entdeckt und das Designen längst zum Hauptberuf gemacht – und dabei den Tierschutz nie vergessen. Außer einer Facebook-Seite (Setter in Not) gebe es unter den Segeltuch-Halsbändern solche, aus deren Verkauf sie einen Teil an tierische Hilfsorganisationen oder Greenpeace spende, nennt sie Beispiele.
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Die meisten Kunden seien Normalverdiener
„Tierschutz zieht“, das gelte eben auch für ihre Kunden. Gleichzeitig erhalte sie von diesen regelmäßig Rückmeldungen etwa zu den Schlafkissen, wenn der Vierbeiner dafür sogar Couch oder das Bett seiner Halter verlasse.
Zahlen die Kunden dafür auch bis zu 400 Euro, will Ines Gofferjé vom Luxusgedanken nichts wissen. Nicht nur, so sagt sie, weil die allermeisten ihrer Kunden Normalverdiener seien und sie ebenso Geschirre ohne Schnickschnack sowie Halsbänder ab 20 Euro anbiete, „sondern weil Zeit Luxus ist.“