Essen. Im Flur soll er seine Schwiegermutter überrumpelt und auf sie eingestochen haben. Jetzt ist der 41-jährige Essener angeklagt: Mordversuch.

Er spricht leise, langsam. Will sich nicht mehr an alles erinnern können. Aber im Kern gesteht der 41 Jahre alte Essener am Donnerstag vor dem Schwurgericht, am 15. August vergangenen Jahres auf seine Schwiegermutter mit einem Schraubenzieher eingestochen zu haben. Versuchter Mord ist angeklagt.

Am Tattag dürfte er wohl um einiges impulsiver und lauter aufgetreten sein. Die Anklage geht von einem Streit mit der 56 Jahre alten Schwiegermutter aus, weil diese sich angeblich in seine Ehe eingemischt habe.

Anlage sieht Heimtücke als Mordmerkmal

Am 15. August soll er ihr deshalb morgens um 6.20 Uhr in Gerschede aufgelauert haben. Um diese Zeit verlässt sie das Haus, um zur Arbeit zu fahren. An jenem Morgen öffnete sie wie immer die Haustür, da soll er vor ihr gestanden und sie zurück in den Hausflur gedrängt haben. Von Heimtücke spricht die Anklage als Mordmerkmal.

In drohendem Tonfall habe er ihr gesagt, sie müssten jetzt reden. Tatsächlich sei er aber gar nicht gesprächsbereit gewesen. Er habe sie umgedreht, im Nacken gefasst und ihr einen Stoffknebel in den Mund gestopft. Sie habe sich gewehrt, blieb letztlich aber erfolglos.

Sieben Stiche in den Brustkorb

Insgesamt sieben Mal stach der Täter dann auf den Brustkorb der Frau ein, meist in der Herzgegend. Gerettet wurde sie nur, weil plötzlich von oben Nachbarn fragten, ob sie Hilfe brauche. Dies habe den Täter zwar nicht stoppen können. Als aber Schritte auf der Treppe die nahende Hilfe signalisierten, ließ er von ihr ab und suchte das Weite.

Das Opfer fiel zwischenzeitlich in Ohnmacht. In einem wachen Moment rief die Frau noch ihre Tochter an, hinterließ ihr auf der Mobilbox eine Nachricht: "Töchterchen, er hat mich im Flur überfallen." Die Ärzte retten ihr danach das Leben.

Zunächst jede Schuld bestritten

Der Angeklagte hatte im Ermittlungsverfahren zunächst jede Schuld von sich gewiesen. Er habe damals in seiner Wohnung in Stoppenberg geschlafen, habe dann Brötchen geholt und sich von seiner älteren Tochter zur AOK und zur Sparkasse fahren lassen. Gemutmaßt wurde zudem von seinen Familienmitgliedern, die Schwiegermutter habe sich die Verletzungen selbst zugefügt.

Das hat sich seit Dienstag erledigt. Denn jetzt gibt der 41-Jährige zu, morgens von Stoppenberg nach Gerschede geradelt zu sein. Er räumt den direkten Kontakt mit der Schwiegermutter ein, will sich an die Stiche selbst aber nicht erinnern können. Erst auf der Rückfahrt sei ihm plötzlich der blutverschmierte Schraubenzieher aufgefallen, den er bei sich trug. Vier Tage hat die Strafkammer angesetzt.