Essen. Schlagersternchen for Future? In der Essener Lichtburg präsentierte Oonagh nicht nur ihr neues Album. Sie verpasst sich auch ein naturnahes Image.

Baumblätter flattern umher. Erst eines, dann immer mehr. Ein lauer Windzug fräst sich in die Äste auf der Bühne. „Sabine“ fegt an diesem Abend natürlich nur vor dem Eingang der Lichtburg. Und drinnen? Da wirbelt offensichtlich zumindest ein Ventilator für dieses Baum-Bühnenbild von Oonaghs Tourauftakt in Essen.

„Ich will ein gutes Beispiel für meine Tochter sein und sie für die Umwelt sensibilisieren“

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Natürlich erlebte die Sängerin und ihr Team das Unwetter mit. Schließlich mussten sie mit ihrem Tour-Bus aus dem Norden ins Ruhrgebiet. „Wir hatten alle Respekt vor diesem Orkan.“ Senta-Sofia Delliponti, so ihr bürgerlicher Name, leitet daraus eine ethische Agenda ab: „Die Natur braucht uns immer mehr. Wir sind Teil von ihr“, sagt die 29-Jährige in ihrer Anmoderation. „Ich will ein gutes Beispiel für meine Tochter sein und sie für die Umwelt sensibilisieren.“

Mystische Stimmung: Die Sängerin Oonagh beim Auftritt in der Essener Lichtburg.
Mystische Stimmung: Die Sängerin Oonagh beim Auftritt in der Essener Lichtburg. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Im Dezember 2017 wurde Oonagh Mutter. Im Sommer 2019 gab sie schließlich ihr Comeback mit dem Album „Eine neue Zeit“. Damit lancierte sie nicht nur neue Songs, sondern gleich einen frischen Look, der bereits die Platten-Cover ziert: Oonagh im luftigen Kleid und inmitten einer unberührten Landschaft. So auch beim Konzert: Vogelgezwitscher und Meeresrauschen erklingen bereits, bevor der Vorhang fällt. Als sie schließlich im eleganten, goldenen Kleid auf der Bühne steht, geht es um Meer, Wasser und Sonne.

Eine Art Avril Lavigne für die deutschen Reihenhaussiedlungen

Singt hier ein Schlagersternchen for Future oder lässt sich die Natur-Nische mittlerweile im Musik-Business vermarkten? „Für mich begann vor zwei Jahren eine neue Zeit“, erzählt die gebürtige Wolfsburgerin ihren Wandel seit der Geburt ihre Tochter. „Das habe ich musikalisch verarbeitet.“ Vorbei scheinen ihre turbulenten Jugendjahre, als die Tochter eines Italieners und einer Bulgarin in Casting-Shows reüssierte. In „Star Search“ stürmte sie prompt ins Finale. Da war sie noch ein Teenie. Und fühlte sich wohl im TV: Drei Jahre trat sie sie auch in einer RTL-Daily-Soap auf. Zwischendurch brachte sie ihren Debüt-Song heraus, damals noch als Senta-Sofia. Und damals noch: jung und wild. Der Titel: „Scheißegal“. Die Attitüde: frecher Pop-Punk, eine Art Avril Lavigne für die deutschen Reihenhaussiedlungen.

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Herz und Himmel: Es klingt alles nach Helene Fischer

Nun also Schunkeln statt Pogo? Denn Oonagh schmettert auch die üblichen Versatzstücke aus der Schlagerschmalzfront: Schicksal und Sehnsucht, Herz und Himmel. Es klingt alles nach Helene Fischer. Am Ende des Auftritts würzt sie die Songs mit afrikanischen Einflüssen und tanzt mit ihrem Team auf der Bühne. Einige erheben sich auch aus den Lichtburg-Sesseln und schwofen mit. Es weht ein Hauch von Sommersongs. Aber es bleibt beim trostlosen, lauen Stürmchen.

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