Essen. Dem Trend zu Nachhaltigkeit sei Dank: Second-Hand-Mode ist in Essen beliebt wie nie. Am Samstag wird sie in großem Stil getauscht. Ein Überblick.

Omas alte Handtasche aus den Siebzigern wird wieder mit Würde ausgeführt. Und das zehn Jahre alte Streifenshirt ist so zeitlos, dass es schon den dritten Besitzer gefunden hat. In der Mode kommen gerade zwei Trends zusammen. Sie heißen Vintage und Nachhaltigkeit. Die klimafreundlichen Gedanken vieler Verbraucher führen dazu, dass Second-Hand-Klamotten so beliebt sind wie nie. Am Samstag, 8. Februar, werden sie in Essen sogar kostenlos verteilt.

Kleidertausch in der Zeche Carl

Beim Kleidertausch von Greenpeace in Zusammenarbeit mit der Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, werden am Samstag von 9.30 bis 13 Uhr gepflegte Klamotten, Schuhe und Accessoires zum Tausch angeboten. Auch Kindersachen können mitgebracht werden. Aus Hygienegründen sind Socken und Unterwäsche ausgeschlossen.

Die Zeche Carl bietet entgeltlich Speisen und Getränke an. Greenpeace informiert an einem Stand über Kampagnen und gibt Ideen in Sachen maßvoller Konsum und gezielte Nutzung von Mode weiter.

„Mit neuem Outfit das Klima retten“ – mit diesem Satz kündigt Greenpeace eine Tauschbörse am Samstag von 9.30 bis 13 Uhr in der Essener Zeche Carl an. Das ist natürlich übertrieben, aber es klingt plakativ. Und es passt zum Zeitgeist. Immer mehr Menschen lehnen die Wegwerfmentalität ab. Greta lässt grüßen. Und das wirkt sich auch auf die Mode aus. Am umweltschonendsten wäre es, gar nichts mehr zum Anziehen zu kaufen. Doch so weit mag kaum jemand gehen. Deshalb erleben Second-Hand-Läden, Flohmärkte und Tauschbörsen wie die am Samstag in Essen einen Boom.

In der Essener Zeche Carl werden Klamotten gegen Klamotten getauscht

In der Zeche Carl können die Besucher ihre aussortierten Blusen, Hosen oder Röcke tauschen gegen Blusen, Hosen oder Röcke, die andere Besucher nicht mehr haben möchten. So werden Kleiderschränke neu bestückt, ohne dass die Textilindustrie bemüht werden muss. Etliche Teile können auf diese Weise vor dem Müll gerettet werden. Greenpeace spricht zudem von CO2, das gespart werde und Ökosystemen, die geschont würden.

Stefanie Brecklinghaus hat sich in ihrem Laden „Brecki’s – 2. Hand“ in Essen-Rüttenscheid auf gut erhaltene Second-Hand-Ware spezialisiert.
Stefanie Brecklinghaus hat sich in ihrem Laden „Brecki’s – 2. Hand“ in Essen-Rüttenscheid auf gut erhaltene Second-Hand-Ware spezialisiert. © WAZ | STEFAN AREND

Stefanie Brecklinghaus betreibt den Second-Hand-Laden „Brecki’s“ an der Rüttenscheider Straße. „Ich stelle fest, dass die Kunden häufiger das Wort Nachhaltigkeit benutzen“, sagt sie. Sie finde, dass dieser Begriff durchaus instrumentalisiert werde und längst nicht jeder, der es vorgebe zu tun, tatsächlich nachhaltig lebe. „Es wird unter anderem als Argument benutzt, um Second-Hand-Mode immer salonfähiger zu machen“, sagt Brecklinghaus und möchte das gar nicht verteufeln.

Essener Second-Hand-Einzelhändlerin betrachtet Tauschbörsen nicht als Konkurrenz

Die zunehmende Zahl von Flohmärkten oder Tauschbörsen in Essen betrachtet sie nicht als Konkurrenz: „Ich habe als Einzelhändlerin damit kein Problem. Das spricht eine andere Klientel an.“ Manchmal bekämen dort aber auch Sachen, die sie in ihrem Laden abgewiesen hat, eine Chance, doch noch einen neuen Besitzer zu finden.

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Seit vier Jahren gibt es in Essen den Flohmarkt „Mädchenklamotte“. Vier bis fünf Mal pro Jahr verwandelt sich die Grugahalle dann in einen riesigen Second-Hand-Markt. Zielgruppe: Frauen. „In diesem Jahr haben wir sogar sechs Termine“, sagt Nina aus dem Mädchenklamotte-Organisationsteam. Der Trend zu einem nachhaltigen Leben lässt auch diese Geschäftsidee aufleben. In diesem Jahr gibt es sogar sechs Termine in der Grugahalle und der nächste, am 1. März, ist längst ausgebucht.

Anbieter heißen Mädchenklamotte, Weiberkram und Mädelskram

Weitere Anbieter wie „Weiberkram“ (22. März, Schöner Alfred) oder „Mädelskram“ (1. März, Weststadthalle) sind ebenfalls in Essen aktiv. „Wir werben damit, die Nachhaltigkeit zu unterstützen“, sagt Mädchenklamotten-Nina. „Und wir werden jedes Jahr größer. Aber die Märkte sind auch schon gut angenommen worden, als das Thema noch nicht in aller Munde gewesen ist.“

Denn neben dem Umweltaspekt zählt in den Second-Hand-Läden genauso wie auf Märkten und Tauschbörsen natürlich noch ein weiteres Argument: Hier gibt es Mode für das kleine Budget. Weitere Infos unter www.maedchenklamotte.de, www.weiberkram.org oder www.weststadthalle.de