Essen. Die B224 wird ab 2022 zwischen dem Autobahnkreuzen Essen-Nord und Essen/Gladbeck zur A52 ausgebaut. Das bringt Essen mehr Lärm und mehr Verkehr.

Ob die A52 eines Tages durch den Essener Norden gebaut wird, steht in den Sternen. Derzeit scheint es unwahrscheinlicher den je. Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan, der die wichtigsten Verkehrsprojekte der kommenden Jahre auflistet, stuft das Projekt nachrangig unter „weiterer Bedarf“ ein. Damit rangiert der Lückenschluss unter ferner liefen. Wenn überhaupt, dann ist damit nach 2030 zu rechnen. Aus Richtung Norden aber nähert sich die A52 der Stadtgrenze. Und das bedeutet: mehr Verkehr und mehr Lärm.

In zwei Jahren will Straßen NRW damit beginnen, die viel befahrene B224 zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord und dem Autobahnkreuz Essen/Gladbeck zur Autobahn auszubauen. Mit täglich mehr als 40.000 Fahrzeugen sei die Bundesstraße schlicht überlastet. Wer im Berufsverkehr auf der B224 regelmäßig im Stau steht, wird da nicht widersprechen.

In Karnap werden Gärten „für den gesunden Aufenthalt unbrauchbar“

Derzeit bemüht sich der Landesbetrieb um Baurecht. Im Rahmen des noch laufenden Planfeststellungsverfahren hat auch die Stadt Essen ihre Bedenken vorgebracht. So steht nach Einschätzung der Verwaltung zu erwarten, dass der Verkehr südlich des Autobahnkreuzes Essen-Nord um etwa 9,5 Prozent zunehmen wird. Das gilt wohl allen voran für die Gladbecker Straße. Heute schon liege die Belastung durch Schadstoffe und Lärm an Straßenabschnitten über den für den Schutz der Gesundheit relevanten Grenzwerten, gibt die Verwaltung zu bedenken.

Deutlich lauter wird es auch für Anwohner in Karnap. Schalltechnische Berechnungen hätten ergeben, dass Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte zu erwarten seien, heißt es in einer Stellungnahme des Gesundheitsamtes. So würden die Grenzwerte an 23 Häusern während der Nacht überschritten. An insgesamt 47 Wohnhäusern bestehe dem Grunde nach sogar Anspruch auf Entschädigung. Denn: Gärten, Terrassen und Balkone seien „für den gesunden Aufenthalt unbrauchbar“.

Laut Prognose steigt das Verkehrsaufkommen bis 2030 auf 49.600 Fahrzeuge pro Tag

Zwischen den beiden Autobahnkreuzen sind heute nach Angaben von Straßen NRW täglich bis zu 43.300 Fahrzeuge unterwegs. Laut Verkehrsprognose wird diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 49.600 Fahrzeuge pro Tag anwachsen.

Das 3,6 Kilometer lange Autobahnstück soll nach dem Zeitplan des Landesbetriebes bis 2026 fertiggestellt werden. Der Lückenschluss im Essener Norden liegt derweil weiter auf Eis. Sollte das Projekt doch wieder auf die Tagesordnung kommen, müsste der 2012 fertiggestellte Vorentwurf komplett überarbeitet werden, heißt es vonseiten des Landesbetriebes. Allem Anschein nach können sich die Planer damit Zeit lassen.

Der Zeitplan für den Autobahnausbau

Der Landesbetrieb Straßen NRW will den Streckenabschnitt vom Autobahnkreuz Essen-Nord bis zum Autobahnkreuz Essen/Gladbeck bis 2026 fertigstellen. Auch das Autobahnkreuz Essen/Gladbeck soll bis dahin umgebaut werden. Anschließend wäre der letzte Bauabschnitt bis Gelsenkirchen-Buer an der Reihe. 2029 hofft Straßen NRW diesen eröffnen zu können. Für die insgesamt 7,6 Autobahnkilometer sind 30 Millionen Euro veranschlagt.

Denn: Es ist schon wieder ein Jahr her, dass Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) anlässlich des Neujahrsempfangs der Essener Kreishandwerkerschaft angekündigt hat, er wolle mit einem breit angelegten Beteiligungsprozess wieder Bewegung in die festgefahrene Debatte um den Lückenschluss zwischen dem Autobahndreieck Essen-Ost und dem Autobahndreieck Essen-Nord bringen.

Als der Startschuss auf sich warten ließ, hieß es aus dem Ministerium, es würden noch Gespräche mit der Stadt Essen geführt. Die Grünen wollten es genauer wissen. Die Antwort von Oberbürgermeister Thomas Kufen auf eine Anfrage der Ratsfraktion fiel, man darf sagen, lapidar aus. Seit seinem Amtsantritt stehe er immer wieder mit Vertretern des Landesverkehrsministeriums im regelmäßigen Austausch, ließ der OB vor Jahresschluss wissen. „Dabei geht es gelegentlich auch um den aktuellen Stand zum Weiterbau der A52.“ Klingt nicht, als hätte es Kufen eilig. Das Angebot des Ministers stehe noch, heißt es aus Düsseldorf. Ein erstes Gespräch (!) zwischen der Stadt und Straßen NRW soll es im ersten Quartal dieses Jahres geben.