Essen-Vogelheim. Hahn der abgerissenen Vogelheimer Kirche St. Thomas Morus soll an einem Seniorenheim aufgestellt werden. Gemeinde fühlt sich trotzdem heimatlos.
In der nächsten Sitzung Mitte Februar entscheidet der Kirchenvorstand von St. Dionysius darüber, was mit dem Hahn der abgerissenen Vogelheimer Kirche St. Thomas Morus geschieht. Alles spricht dafür, dass er demnächst vor dem Albert-Schmidt-Seniorenheim an der Ecke Hafen-/Vogelheimer Straße ein neues „Zuhause“ findet, wie Rüdiger Rehm vom Kirchenvorstand andeutet. Doch die kleine Vogelheimer Gemeinde fühlt sich trotzdem ins Abseits gedrängt.
Vorab gab es bereits eine lange Diskussion unter den Vogelheimer Katholiken, was mit dem Hahn als übrig gebliebenem Symbol von St. Thomas Morus geschehen soll. Viele wünschten sich einen Verbleib im Stadtteil und sprachen sich für das nach dem Vogelheimer Pastor und Seelsorger benannte Seniorenheim als geeigneten Standort aus.
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Das Albert-Schmidt-Seniorenheim würde sich auf den Hahn freuen
Diesen Vorschlag griff auch der Kirchenvorstand auf. „Dort ist der Hahn auf jeden Fall für alle sichtbar, das ist für die Vogelheimer wichtig“, sagt Rehm. Das 150 Kilo schwere Symbol aus Aluminium, das sich seit 1973 auf dem Kirchturm im Wind drehte, wurde damals von der Leichtmetallgesellschaft LMG, der Vorgängerin von Trimet, gespendet. Sollte es vor dem Albert-Schmidt-Heim aufgestellt werden, dann muss es aufgrund des Gewichtes auf einem stabilen Mast angebracht werden, der ein ebenso stabiles Fundament hat. Die Kosten dafür trägt die Pfarrei, so Rehm weiter. „Ich kann diese Idee nur unterstützen. Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, solch ein Symbol vor unserem Haus zu haben“, sagt Einrichtungsleiterin Tina Topolko.
Und noch ein Symbol soll auf das ehemalige Gotteshaus hinweisen: Ein 1, 50 Meter hoher Gedenkstein mit den Umrissen der St.-Thomas-Morus-Kirche soll laut Kirchenvorstand auf dem ehemaligen Grundstück, auf dem die Wohnungseigentümer-Gemeinschaft Deutsche Reihenhaus 21 Einfamilienhäuser bauen wird, errichtet werden.
Ein Gedenkstein soll an die Kirche erinnern
„Dort wird dann auch der Grundstein der Kirche als Basis des Gedenksteins mitverarbeitet werden“, sagt Rehm. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch ein Jahr dauern.
Dass doch noch ein paar Spuren der einstigen Kirche übrig bleiben, wird die Katholiken in Vogelheim sicherlich erfreuen. Denn sie fühlen sich seit dem Abriss des Gotteshauses heimatlos, klagen darüber, dass man ihnen den Mittelpunkt des Stadtteils genommen hätte. „De facto existiert unsere Gemeinde nicht mehr“, sagt zum Beispiel der Vogelheimer Katholik Karl-Heinz Kirchner, „wir haben unser Gesicht verloren.“
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Kein einziges Vogelheimer Kommunionkind meldete sich für die Sternsingeraktion
Das wurde schon Anfang des Jahres deutlich, als sich kein einziges Kommunionkind für die Sternsingeraktion in Vogelheim anmeldete. Was auf den ersten Blick wie ein stummer Protest der Katholiken aussieht, sei allerdings eher dem Umstand geschuldet, „dass in Vogelheim die seelsorgerische Arbeit und somit auch die Jugendarbeit nicht mehr wie gewohnt stattfindet, sich keiner darum gekümmert hat und somit auch keiner Bescheid wusste“, so Kirchner weiter.
„Die Kommunikation mit und innerhalb der Gemeinde ist sicherlich verbesserungswürdig“, gibt Rüdiger Rehm zu. Derzeit sind Pastor Peter Kroschewski und Diakon Thorsten Schrüllkamp in der Gemeinde dafür zuständig. Doch das wird sich in den nächsten Wochen nochmals ändern: Pastor Kroschewski wird am Samstag, 14. März, verabschiedet. Gleichzeitig wurde eine neue Stelle für einen Seelsorger ausgeschrieben, der dann die Leitung der gesamten Seelsorgeregion Bergeborbeck/Vogelheim übernehmen wird.
Für Karl-Heinz Kirchner, der in St.-Thomas-Morus getauft wurde, zur Kommunion und Firmung ging, hier heiratete und seine fünf Söhne taufen ließ, ist das keine ideale Lösung. „Wir hätten lieber einen Pastor für Vogelheim.“
Auch die beiden Glocken bleiben in der Gemeinde
Die Kirche St.-Thomas-Morus ging wurde 1952, sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, für 500 Gläubige erbaut. Damals war das Bedürfnis der Menschen nach Gebet und Seelsorge, nach Gemeinschaft groß.
Das Gotteshaus wurde aus Trümmersteinen nach den Plänen des Essener Architekten Martin Schoenmakers errichtet. Er wählte die zu seiner Zeit gängige Form eines einfachen und stützenfreien Saales, in dem die ortsansässige Gemeinde in zwei langen Bankkolonnen wie auf dem Weg zum Ziel Halt machte.
Nicht nur der Hahn, auch die beiden Glocken verbleiben in der Gemeinde. Die kleinere der beiden Glocken wird als Anschlagglocke in der Borbecker St. Dionysius Kirche verbleiben, für die größere muss erst noch eine Verwendung gefunden werden.