Essen. Zwei Essener haben Jobs und Wohnung gekündigt, um die Welt zu erkunden. Ihr Auto bringen sie für den guten Zweck durch die Wüste bis nach Gambia.

Paris – ein letztes Mal für lange Zeit werden sich Jana Koppe und Dominik Saubke dort etwas Komfort gönnen. Drei Tage in einem soliden Hotel, dazu Kultur und leckeres Essen. Paris ist die erste Station ihres Anfangs vom Ausstieg. In den nächsten Monaten wird das Essener Paar eine Reise erleben, bei der die Improvisation Teil des Programms sein soll. Nur die beiden, ihr alter Audi und das Nötigste zum Leben. Auf in Richtung Afrika!

Mitte März wollen die 33-Jährige und ihr 30-jähriger Freund in Gambia angekommen sein. Das steht fest. Viel mehr aber nicht. Die beiden verbinden ihre Abenteuerreise, die an diesem Wochenende beginnt, mit einem guten Zweck. „Über Bekannte sind wir auf die Gambia-Hilfe gestoßen, die wir gerne unterstützen möchten“, erzählt Jana Koppe.

Essener unterstützen das Kinderdorf Bottrop in Gambia

Gemeint ist der Verein „Kinderdorf Bottrop in Gambia“, der sich seit 35 Jahren vom Ruhrgebiet aus in dem armen, kleinen westafrikanischen Land engagiert. Die Essener Aussteiger wollen ihr Auto dort zurücklassen. Es ist zwar schon 24 Jahre durch Deutschland gefahren, aber noch sehr gut in Schuss: „Der Audi ist dort viel mehr Wert als bei uns. Er kann sicherlich eine große Hilfe in dem Kinderdorf sein“, sagt Dominik Saubke.

Ihren roten Audi A4 haben Jana Koppe und Dominik Saubke bereits mit dem Logo des Kinderdorfs Bottrop in Gambia versehen.
Ihren roten Audi A4 haben Jana Koppe und Dominik Saubke bereits mit dem Logo des Kinderdorfs Bottrop in Gambia versehen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Aus dem Alltag auszubrechen, abzutauchen in ferne Länder, spontan zu sein – der Maschinenbauingenieur und die promovierte Wirtschaftsgeografin hatten immer auf eine solche Gelegenheit gewartet. Jetzt werden sie konsequent ihren Traum leben. Sie sind aus ihren Jobs ausgestiegen, haben ihre Wohnung in Huttrop gekündigt und sich von vielen Habseligkeiten getrennt. Ein paar Dinge haben sie bei ihren Eltern eingelagert, nur ausgewählte Sachen haben es in ihre Rucksäcke geschafft, die sie mit auf die Reise nehmen.

In der Westsahara rechnen sie mit Unwägbarkeiten und Sandstürmen

Lediglich die ersten zwei Reisemonate sind grob durchgeplant. Über Paris soll es an der Atlantikküste entlang bis nach Gibraltar gehen. Von dort wollen sie mit ihrem knallroten Audi nach Marokko übersetzen. Danach erwarten sie den schwierigsten Teil: „Durch die Westsahara zu fahren, kann anstrengend werden“, sagt Dominik Saubke. Der Februar sei die Zeit der Sandstürme, „es gibt nur eine asphaltierte Strecke und wir müssen unseren Benzinverbrauch genau kalkulieren“.

Die Gambia-Hilfe

Der Verein „Kinderdorf Bottrop in Gambia“ wurde 1985 von damaligen WAZ-Redakteuren gegründet. Erst vor wenigen Tagen wurde Initiator Wolfgang Gerrits für seinen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Das Essener Paar, das sich mit dem Auto auf den Weg macht, soll in dem Kinderdorf in Gambia im März von einer deutschen Delegation empfangen werden. Wer das Kinderdorf unterstützen möchte, kann das über folgende Bankverbindung tun: Sparkasse Bottrop, IBAN: DE 46 4245 1220 0000 0083 83, BIC WELADED1BOT Internet: www.kinderdorf-bottrop-in-gambia.de

Übernachten wollen sie in einfachen Hostels, bei gastfreundlichen Menschen auf dem Sofa und zur Not haben sie auch ein kleines Zelt an Bord. Luxus? „Brauchen wir nicht“, sagt Jana Koppe. Sie ist froh, dass sie mit dem Auto unterwegs sind. Die aktuelle Klimadiskussion sei die eine Sache, „aber ich finde es auch seelenlos, in ein Flugzeug zu steigen und irgendwo auf der Welt ausgespuckt zu werden, wenn es nicht unbedingt nötig ist“.

Sie spricht viele Sprachen, er ist gut in Mathe

Wie es nach rund 5000 Kilometern und der Ankunft in Gambia weitergehen soll, weiß das Paar noch nicht. Termine in Deutschland hat es sich in den nächsten Monaten aber keine gemacht. Die beiden wollen sich treiben lassen und möglichst viel erleben. Eines der Traumziele heißt Südamerika. Ein anderes Nepal und Indien. Verständigungsprobleme dürfte es kaum geben. Sie spricht so ziemlich jede weit verbreitete Sprache, darunter auch etwas Chinesisch. Und er kann gut Mathe und obendrein etwas am Auto schrauben. Zusammen könnten sie eine unschlagbare Mini-Reisegruppe werden.

Zwei kleine Extras gönnen sich die beiden trotz ihres überschaubaren Platzangebotes in dem alten Audi A4 aber dann doch: ein Surfbrett. Dafür ist längst ein Dachgepäckträger montiert. Und einen Sieges-Prosecco. Den wollen sie köpfen, wenn sie in Gambia angekommen sind.

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