Bottrop. . Im westafrikanischen Gambia schreitet das Bottroper Hilfsprojekt kräftig voran. Gymnasiasten aus Dinslaken steuerten jetzt einen Kleinbus bei.
Der Kindergarten im „Kinderdorf Bottrop“ in Gambia ist eine äußerst attraktive Adresse in dem bitterarmen Zwergstaat an der westafrikanischen Atlantikküste. Kein Wunder also, dass viele Frauen in Gambia mit ihren Sprösslingen einen mehrere Kilometer langen Anmarschweg in Kauf nehmen, um ihren Kindern den Besuch der Bottroper Hilfseinrichtung zu ermöglichen. Sechs Kilometer hin und sechs Kilometer zurück führt ihr Weg unter sengender Sonne und über staubige Straßen. Tag für Tag. Von montags bis freitags. Bald wird der Weg der Kindergartenkinder und ihrer Mütter nicht mehr beschwerlich sein. Es bahnt sich was an in Gambia.
Ein spontaner Entschluss von zwei Schülern
Als zwei Schüler des Dinslakener Otto-Hahn-Gymnasiums im Herbst des vergangenen Jahres mit ihren Lehrkräften Nina Hebisch und Sebastian Steinzen ein dreiwöchiges Praktikum im „Kinderdorf Bottrop“ absolvierten, beschlossen sie spontan, diesen Kindern und ihren Müttern den weiten zum Kindergarten zu erleichtern. Geboren war die Idee, eine Schulbuslinie einzuführen.
Der Bottroper Verein trat nun in finanzielle Vorleistung und schaffte den Bus an. Der gebrauchte Mercedes Sprinter wird die Kinder demnächst von zu Hause abholen und mittags wieder in ihre Dörfer bringen. Aber auch für Ausflüge mit den Vorschulkindern steht das Fahrzeug dem Kindergarten zur Verfügung.
Mehr als nur ein kurzfristiges Engagement
Das Dinslakener Gymnasium wird nicht nur den Bus komplett finanzieren, sondern das Fahrzeug auch unterhalten. Die Erlöse aus Spendenläufen sowie diverse Aktionen der an der Schule eingerichteten „Arbeitsgemeinschaft Gambia“ sollen die finanzielle Grundlage des Projektes sichern.
Der Bottroper Trägerverein hat dem „Run“ auf seine Hilfseinrichtung Rechnung getragen und wird im Herbst weiteren 120 Jungen und Mädchen die Möglichkeit eines kostenlosen Besuches bieten. Dann sind 360 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren im Bottroper Projekt untergebracht. Neben einer qualifizierten vorschulischen Betreuung erhalten die Kleinen täglich eine warme Mahlzeit. Schließlich lernt es sich schlecht mit knurrendem Magen.
Bottroper Verein baut zurzeit Räume für zwei Klassen
Um die Neuankömmlinge im September begrüßen zu können, baut der Bottroper Verein zurzeit zwei Gebäude mit jeweils zwei Klassen. Danach werden die Spielplätze vergrößert und mit neuen Rutschen, Wippen und Schaukeln bestückt. In Vorbereitung ist ebenfalls auf dem Gelände ein großes Schulgartenprojekt, wo die Mütter gemeinsam mit ihren Kindern die Scholle bearbeiten sollen. Die Erlöse aus den Gartenerträgen werden zu jeweils 50 Prozent in die Familien und das Projekt fließen.
Auf mehreren Baustellen im „Kinderdorf Bottrop“ wird im Augenblick also richtig Gas gegeben. Da rollt der Schulbus gerade zur rechten Zeit an.
++ INFO ++
Im August 1985 wurde von mehreren WAZ-Redakteuren in Bottrop ein abenteuerliches Projekt in Angriff genommen. Mit Hilfe der Leser sollte in dem kleinen westafrikanischen Staat Gambia, einem der ärmsten Länder der Welt, ein Kindergarten gebaut werden. Daraus wurde im Laufe der Zeit das „Kinderdorf Bottrop in Gambia“.
In der Provinzhauptstadt Brikama ist nach dem Bau des Kindergartens ein Berufsschulzentrum entstanden, das fast 3.000 Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht. Da das komplette Investment abgeschlossen ist, konnte die Technical High School im Herbst 2017 dem Staat übergeben werden. Der Hilfsverein konzentriert seine Arbeit nun im Vorschulbereich. Der heute von 235 Kindern besuchte Kindergarten wird in den nächsten Jahren mit Hilfe unserer Paten und Förderer zu einem Kindergartenzentrum für 350 Jungen und Mädchen erweitert.