Essen. Beim ganz intimen Talk mit ihrem Idol Nick Cave im Essener Colosseum Theater erlebt ein Paar aus Belgien eine riesengroße Überraschung.

Als sich Martine Smets und Wim Serré am Donnerstagnachmittag von Aarschot in Belgien auf den Weg nach Essen machen, ahnen sie noch nicht, dass sie drei Stunden später eine der wohl schönsten Überraschungen ihres Lebens erfahren werden. Sie haben Karten für „Conversations with Nick Cave – An Evening of Talk and Music“ im Colosseum Theater. Sie sind früh vor Ort, bestaunen die Location, diese gewaltige Industriehalle aus der Kruppschen Stahlzeit hier im Westviertel, dann wollen sie gegen halb acht ihre Plätze einnehmen. „Reihe 18“, wie Wim Serré verrät.

Dazu kommt es nicht, ein Ordner lässt sie nicht auf ihre Plätze – denn sie werden gefragt, ob sie nicht auf der Bühne sitzen möchten. „Wir haben das zunächst gar nicht glauben können, aber dann haben wir natürlich schnell zugesagt“, sprudelt es aus Martine Smets.

Zusammen mit 25 anderen Nick-Cave-Fans, die zufällig ausgewählt werden, werden sie nach vorne gebeten. Auf dem Podium das Klavier des Künstlers, etwas weiter hinten vor dem Vorhang sind sparsam eingedeckte Tische platziert. Ein Glas Wasser für jeden da oben und eine (batteriebetriebene) Kerze sind die einzige Deko.

„Ich hatte Angst, dass er mich anspricht“

Um kurz vor acht wird es dunkel im Saal, und der Meister betritt die Bühne. Das intime Stelldichein des Düsterrock-Stars mit dem Publikum beginnt, zunächst musikalisch mit ausgewählten Stücken am Piano, unter anderem bringt Nick Cave den früheren Indie-Hit „The Mercy Seat“. „Ich war am Anfang ganz schon nervös und hatte regelrecht Angst, dass er mich anspricht“, gibt Martine Smets zu.

Das passiert nicht. Der 62-Jährige plaudert mit vielen Gästen, beantwortet bereitwillig etliche Fragen. Die 27 Leute, die ihm an diesem außergewöhnlichen Abend so nahe sind, wie sie es vorher wohl nie zu träumen gewagt hätten, halten sich derweil entweder zurück – oder sind einfach von dieser Szenerie so überwältigt, dass sie die drei unvergesslichen Stunden einfach nur genießen wollen.

Die Belgier Wim Serré und Martine Smets staunten nicht nur über Nick Cave, sondern auch die gewaltige Industriekulisse des Colosseum Theaters in Essen.
Die Belgier Wim Serré und Martine Smets staunten nicht nur über Nick Cave, sondern auch die gewaltige Industriekulisse des Colosseum Theaters in Essen. © NRZ | Heiko Buschmann

Martine Smets und Wim Serré wollten sich eigentlich Karten für die Show in Brüssel schnappen, allerdings ist Nick Cave im Nachbarland noch angesagter als in Deutschland. „Wie immer, wenn er nach Belgien kommt, sind die Karten innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Nichts zu machen“, sagt Wim Serré.

Also ab nach Essen! Eine sehr gute Entscheidung, denn wer weiß, ob das Paar auch in Brüssel keine fünf Meter entfernt ihrem Idol bei dessen Auftritt gekommen wäre. „Wir beide sind seit etwa 20 Jahren Nick-Cave-Fans und haben ihn in dieser Zeit etwa 15 Mal gesehen, aber so wie dieses Mal war es noch nie“, schwärmt Martine Smets und zeigt sich auch vom Colosseum beeindruckt: „Auch das Theater hat uns sehr gut gefallen, diese Industriekulisse ist schon gewaltig.“

Vergessen: Ohne Anhänger nach Essen...

Sie ist Goldschmiedin und hatte eigentlich zu Hause ein kleines Geschenk für Nick Cave vorbereitet – einen kleinen Anhänger. „Den habe ich zu Hause vergessen“, erklärt Martine Smets nur für einen kurzen Moment mit schlechtem Gewissen. Dann lacht sie und meint: „Das schönste Geschenk, die tollen Plätze auf der Bühne mit Nick Cave, haben wir dann selbst erhalten.“