Essen. Gut vier Jahre nach der Ankündigung der Uni soll es auf dem Campus Essen einen „Raum der Stille“ geben – ab Herbst 2020 in einem Container.
Schon vor knapp vier Jahren hat die Universitätsleitung angekündigt, auf dem Campus Essen einen „Raum der Stille“ schaffen zu wollen. Nun soll das Vorhaben endlich verwirklicht werden, allerdings nur als Provisorium in Gestalt eines Containergebäudes.
Wie Uni-Sprecherin Ulrike Bohnsack mitteilt, soll der Container voraussichtlich im dritten Quartal 2020 aufgestellt werden. Danach werde das Gebäude eingerichtet. Als Standort sei inmitten des Universitätsgeländes das Kastanienensemble vor dem Gebäude S07 in der Nähe des Reckhammerwegs vorgesehen. Die Eröffnung des Raums der Stille finde voraussichtlich in diesem Herbst statt.
„Optisch ansprechend, große bodentiefe Fenster, sehr hell und einladend“
„Der Bauantrag ist gestellt, die Ausschreibung für den Container läuft jetzt an“, so die Sprecherin. Es gebe verschiedene Containermodelle, voraussichtlich im Mai würden Details feststehen. Die grobe Planung sehe ein Containergebäude mit einer quadratischen Grundfläche von 36 Quadratmetern vor. Die nutzbare Innenfläche werden etwa 29 Quadratmeter betragen. Sie werde aus einem kleinen Windfang im Eingangsbereich und dem gestalteten Hauptraum bestehen. Ulrike Bohnsack: „Es wird ein optisch ansprechender Container werden, das heißt, der Raum wird durch große, bodentiefe Fenster sehr hell und einladend sein.“ Auch die Außengestaltung werde freundlich sein.
Offen sei noch, wie lange die Interimslösung dauern werde und wann ein dauerhafter Standort für den Raum der Stille feststehe. „Es wird wohl längere Zeit dauern“, so die Sprecherin.
Uni Dortmund machte Raum der Stille dicht
Räume der Stille gibt es an unterschiedlichen Orten: Der Essener Technologiekonzern Thyssenkrupp beispielsweise bietet seinen Mitarbeitern in der Unternehmenszentrale auf dem Campus einen solchen Rückzugsort an. Auch im Düsseldorfer Flughafen können sich Menschen zurückziehen, um zu meditieren oder still zu beten.
Die Technische Universität Dortmund hingegen hat einen Raum der Stille im Jahr 2016 geschlossen. Muslimische Studenten hatten dort Gebetsteppiche ausgebreitet und eine Wand errichtet, die die Geschlechter voneinander trennte. Daraufhin wurde der konfessionslose Raum von anderen Studenten gemieden.
Im Februar 2016 hatte das Rektorat den muslimischen Gebetsraum „R12 T04 E96“ am Standort Essen geschlossen und als Ersatz den neutralen Raum der Stille angekündigt. Der vom Islamischen Studierendenbund (ISB) Campus Essen genutzte Gebetsraum war – ähnlich wie bei einer Moschee – streng nach Geschlechtern getrennt.
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Die Hochschulleitung begründete die Schließung damals so: „Da das Angebot religiöser Stätten in Campusnähe mittlerweile auch hinreichend dicht ist, sind keine eigenen Gebetsräume auf dem Universitätsgelände mehr erforderlich, die nur von einer Religionsgruppe genutzt werden.“
Religiös-rituelle Handlungen sind im neutralen Raum der Stille nicht erlaubt
Vergeblich hat der ISB seitdem einen eigenen religiösen Raum auf dem Campus Essen eingefordert. „Das ist aber nicht mehr gewollt“, betont die Uni-Sprecherin. Auch die Hausordnung für den geplanten Raum der Stille war Anlass zu Meinungsverschiedenheiten. Forderungen, den muslimischen Studierenden zuliebe einen „Raum der Stille und des Gebets“ zu schaffen, erteilte die Hochschulleitung eine klare Absage.
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Religiös-rituelle Handlungen seien im künftigen Raum der Stille nicht erlaubt. „Es soll nichts passieren, was andere stört“, so Ulrike Bohnsack. Der Raum der Stille sei als ein neutraler Rückzugsort zu verstehen, der das leise, in sich gekehrte Gebet sehr wohl dulde. Die Universität kündigt an, die Einhaltung der Hausordnung stichprobenartig überprüfen zu wollen.
Am Standort Duisburg könnte der Raum der Stille schon früher fertig sein als in Essen. Als Standort sei dort der Bereich der ehemaligen Mensaflächen im Gebäude LA vorgesehen.