Essen. Die Gerüstbaufirma Stebu in Essen hat sich etwas einfallen lassen, um Fachkräfte zu werben. Denn die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist groß.
Stefan Buiting (35) könnte sich eigentlich entspannt zurücklehnen. Sein vor acht Jahren gegründetes Gerüstbauunternehmen Stebu in Altenessen-Süd hat dank des anhaltenden Baubooms eine sehr gute Auftragslage. Doch genau das ist das Problem. Stefan Buiting sucht dringend weitere Gerüstbauer. Bis zum Sommer könnte er sich vorstellen, rund 20 weitere einzustellen. „Doch es ist sehr schwierig, Mitarbeiter zu bekommen“, sagt er. Damit geht es ihm wie vielen anderen Handwerksbetrieben. Doch Stefan Buiting wollte sich mit dem Fachkräftemangel in seiner Branche nicht einfach abfinden. Er ließ sich daher etwas einfallen, um sein Unternehmen attraktiver für Bewerber zu machen.
Das Gerüstbauunternehmen Stebu hat für alle 50 Mitarbeiter kürzlich eine private Krankenzusatzversicherung abgeschlossen. Das heißt: Jeder kann sich im Krankheitsfall darüber eine Chefarztbehandlung leisten und bekommt im Krankenhaus ein Zweibettzimmer bezahlt. Außerdem gibt es für jeden Stebu-Mitarbeiter noch eine Zahnzusatzversicherung. „Mir liegt die Gesundheit meiner Mitarbeiter am Herzen, so dass sie im Falle einer Krankheit möglichst die beste Behandlung bekommen“, sagt Buiting. Für ihn habe das mit Wertschätzung zu tun.
Kosten für das Unternehmen liegen im fünfstelligen Bereich
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Buiting macht aber auch kein Geheimnis darum, dass er dies ebenso als Werbung für sein Unternehmen sieht. „Früher haben sich die Mitarbeiter bei einem Betrieb beworben, heute bewirbt sich der Unternehmer um Mitarbeiter“, beschreibt Buiting, wie sich der Arbeitsmarkt verändert hat und sich Firmen darauf einstellen müssen. Erst kürzlich habe er einen neuen Mitarbeiter eingestellt, für den die private Zusatzversicherung ein wichtiger Entscheidungsgrund gewesen sei.
Für Stebu mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,5 Millionen Euro sind das natürlich zusätzliche Kosten, die sich jährlich auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag summieren. Immerhin aber sind die Beiträge für Buiting steuer- und abgabenfrei.
Finanzberater Stefan Hirtz hatte Stefan Buiting bei den Versicherungen beraten. Er berichtet, dass immer mehr Firmen über solche Zusatzleistungen nachdenken bzw. geben, um Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen. Bislang seien dies zwar vor allem große Unternehmen gewesen, aber auch der kleine Mittelstand denke stärker darüber nach. Er begleite derzeit einen Dachdeckerbetrieb in Essen, der dies seinen zehn Beschäftigten ebenfalls anbieten wolle.
Nur wenige Versicherungen wollten die Leistung anbieten
Allerdings war es für Hirtz erst einmal schwierig, überhaupt eine Versicherung zu finden, die Mitarbeiter eines Gerüstbaubetriebes versichern wollte. Schließlich ist der Beruf körperlich anstrengend, die Unfallgefahr hoch. Außerdem müssen bei einer betrieblich abgeschlossenen privaten Zusatzversicherung keine persönlichen Gesundheitsfragen beantwortet werden. Gut für die Versicherten, ein Risiko aber für die Versicherung.
Stefan Buiting denkt derweil über weitere Schritte nach, wie er die Gesundheit seiner Beschäftigten weiter fördern kann. „Ich würde Ihnen gern ein Angebot machen, wie sie sich fit halten können“, sagt der Unternehmer. Zurücklehnen, wie gesagt, ist eben nicht seine Sache.