Essen. Die Essener Polizei hat exklusiv Fälle ausgewertet, in denen Straftäter Messer als Tatwaffe benutzt haben. Ein besorgniserregender Anstieg.
„Drei Jugendliche haben einen 14-Jährigen in Essen mit einem Messer bedroht und ausgeraubt. Der Teenager hatte an der Haltestelle ,ThyssenKrupp’ im Westviertel gewartet, als das Räuber-Trio ihn in ein Gespräch verwickelte, ihm ein Messer unter die Nase hielt und seine Bauchtasche raubte.“ Meldungen wie diese aus dem vergangenen Sommer waren es, die sich in den vergangenen Jahren häuften. Immer mehr Polizisten warnten vor der zunehmenden Verbreitung von Messern und Stichwaffen unter jungen Männern in NRW.
Sowohl die Opposition im Landtag als auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wollten Klarheit, ob der gefühlte Eindruck der Zunahme der Messer-Angriffe auch einem tatsächlichen Anstieg entspricht. Wenn auch nicht von Polizei und Politik öffentlich ausgesprochen, so stand bei vielen Menschen auch der Verdacht im Raum, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Messer-Fälle und dem Zuzug zig tausender Flüchtlinge und Zuwanderer in den vergangenen Jahren gibt.
Debatten über Straftaten mit Messern bleiben im Ungefähren
Da Angriffe mit Messern aber nicht gesondert in der Polizeilichen Kriminalstatistik geführt wurden, blieben die Debatten über Straftaten mit Messern im Ungefähren und alle Thesen dazu unbewiesen. Deshalb ließ Reul die NRW-Polizei diese Fälle ab 2019 eigens dokumentieren.
Während der Innenminister nun die landesweiten Zahlen für das vergangene Jahr präsentierte, behält sich die Essener Polizei dies für die Vorstellung ihrer Polizeilichen Kriminalstatistik im Februar oder März vor. Vorher werde dazu kein Wort veröffentlicht, heißt es auf Nachfrage. Dennoch hat die Behörde auf Wunsch unserer Redaktion „händisch“ nachgezählt, wie oft und in welchen Fällen das Messer als Tatwaffe in den Jahren 2017 und 2018 genutzt wurde.
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Obgleich für eine fundierte Aussage zur Entwicklung weitere Vergleichswerte aus früheren Jahren fehlen, zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab. Waren es 2017 noch insgesamt 130 Straftaten mit Stichwaffen, zählten die Beamten auf Essener Stadtgebiet nur ein Jahr später schon 168 Fälle. Ein Anstieg um fast 30 Prozent. Besonders auffällig ist der Anstieg „Gefährlicher Körperverletzungen“ (von 13 auf 22 Fälle) und „Gefährlicher Körperverletzungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen“ (von 9 auf 18 Fälle).
Herkunft der Tatverdächtigen in Essen
In 35 der 130 Fälle im Jahre 2017 waren die Tatverdächtigen keine deutschen Staatsbürger, weiß Polizeisprecher Christoph Wickhorst zu berichten. Im Jahr darauf hatten 62 der 168 Tatverdächtigen keinen deutschen Pass. Damit gingen rund 37 Prozent der Taten auf das Konto Nichtdeutscher, während ihr Anteil an der Essener Bevölkerung nur rund 17 Prozent beträgt (mit Doppelstaater sind es rund 27 Prozent).
Detailliertere Angaben zu den Tatverdächtigen wird die Polizei wohl erst mit der Veröffentlichung der 2019er Zahlen machen.