Essen. Zeynep K. sehnt sich verzweifelt nach ihren fünf Kindern, die ihr Mann aus Essen in die Türkei „entführt“ hat. „Alles gelogen“, sagt er jetzt.

Vor fast anderthalb Monaten setzte Ali K. aus Essen seine fünf Kinder (4, 7, 13, 15, 16) in ein Flugzeug und flog mit ihnen in den Osten der Türkei. Seiner Frau Zeynep, die zu diesem Zeitpunkt nervös darauf wartete, dass der Vater die Kinder nach einem abgesprochenen Treffen nach Hause bringt, schickte der 44-Jährige stattdessen ein Foto aus der Maschine und schrieb dazu: „Wir sind weg aus scheiß Deutschland. Und wenn du nicht nachkommst, dann lasse ich dich töten“. Jetzt behauptet Ali K., dass die Kinder freiwillig mitgegangen seien, weil sie nicht bei ihrer Mutter hätten bleiben wollen.

Ali K. will nie wieder nach Deutschland zurück kommen

„Wo ich mit ihnen bin, werde ich nicht sagen. Ich komme nie wieder nach Deutschland zurück“, sagte Ali K. der Bild-Zeitung (Bezahlinhalt). „Ali hat mich geschlagen, eingesperrt, vergewaltigt, mein Leben zerstört und mir meine Kinder entrissen“, beteuert Zeynep im Gespräch mit unserer Redaktion.

Äußerlich sind der 33-Jährigen die Spuren ihres Martyriums nicht anzusehen. Allein ihr schmerzerfüllter Blick und die zittrige Stimme lassen erahnen, wie es in ihrem Inneren aussieht. „Ich kann nicht mehr, ich will nur meine Kinder zurück und in Frieden leben“, sagt sie.

Zeynep K. aus Essen will ihre Kinder zurück. Mit der Hilfe eines Anwalts versucht sie jetzt das alleinige Sorgerecht zu bekommen. Auch die Polizei ermittelt wegen Kindesentziehung.
Zeynep K. aus Essen will ihre Kinder zurück. Mit der Hilfe eines Anwalts versucht sie jetzt das alleinige Sorgerecht zu bekommen. Auch die Polizei ermittelt wegen Kindesentziehung. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dass Ali K. nun seinerseits behauptet, Zeynep würde ihn und die Kinder belästigen, die doch nur in Ruhe ein neues Leben in der Türkei führen wollten, macht die 33-Jährige fassungslos. „In der Nacht zu Mittwoch hat er meine jüngste Tochter um 4 Uhr morgens auf meinem Handy anrufen und sie bitten lassen, ich solle doch zu ihnen kommen. Er benutzt die Kinder, das bricht mir das Herz“, sagt Zeynep.

Essenerin Zeynep hat nur ein Ziel: „Ich werde nicht ruhen, bis ich meine Kinder wieder habe“.

Die 33-Jährige ist sich sicher, wenn sie in die Türkei fliegt, wird sie das Land niemals wieder mit ihren Kindern verlassen können. „Du bist meine Frau, und das wirst du für immer sein“, soll Ali ihr noch vor einigen Tagen am Telefon gesagt haben.

Eine Drohung, die der Essenerin klar machen solle, dass sie niemals ein Leben ohne ihn mit ihren Kindern haben könne. Dennoch hat Zeynep nur ein Ziel: „Ich werde nicht ruhen, bis ich meine Kinder wieder habe“.

Essenerin hat Todesangst: Ali könnte mich hier umbringen lassen

Zeynep ist entschlossen, obwohl sie Todesangst hat. Die Drohung ihres Mannes, er würde sie umbringen lassen, wenn sie nicht tue, was er verlange, nimmt die 33-Jährige ernst: „Ali ist ein brutaler und unberechenbarer Mann.“ Außerdem verfüge er über die entsprechenden Kontakte in Essen, um einen Mord in Auftrag zu geben, behauptet Zeynep. Die Familie besitzt zwar die türkische Staatsbürgerschaft, bei den K.s handelt es sich aber um Mhallami-Kurden, betont Zeynep und verweist auf die große Verwandtschaft ihres Noch-Ehemannes.

„Ich habe Angst und fühle mich nicht sicher“, sagt die junge Frau. Sie fürchtet, dass jemand „Alis Ehre wieder herstellen“ wollen könnte, in dem er sie beseitigt, da sie es nach 16 Jahren Horror-Ehe mit Gewalt und Vergewaltigungen doch gewagt habe, sich von ihrem Mann loszusagen.

Polizei Essen ermittelt wegen Kindesentziehung

Während Zeynep mithilfe eines Anwalts versucht, das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder zu bekommen, laufen die Ermittlungen der Essener Polizei im Fall der mutmaßlich „entzogenen“ Kinder – wie es im Behördendeutsch heißt – weiter. Bisher ohne neue Erkenntnisse, wie Polizeisprecher Peter Elke im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.

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Die Polizei kann bisher auch nicht einschätzen, wie realistisch die Gefahr für Zeynep K. ist, Opfer der Rache ihres Mannes zu werden. Seit der Vermisstenanzeige sei die 33-Jährige nicht mehr selber bei der Polizei gewesen. Die verzweifelte Mutter wiederum fühlt sich von den deutschen Behörden im Stich gelassen, die bisher noch nichts unternommen hätten.