Essen. Die Stadt Essen legt die Chef-Gehälter bei den städtischen Tochterunternehmen offen. Die einzige Frau darunter steht am Ende der Liste.

Auf 23,45 Millionen Euro sollen sich die Bezüge von Deutschlands bestbezahltem Manager 2018 summiert haben. Die Rede ist vom ehemaligen Beiersdorf-Vorstandsvorsitzendem Stefan Heinrich. So viel Geld streichen die Manager der städtischen Unternehmen in Essen bei Weitem nicht ein, aber ein auskömmliches Leben lässt sich als Geschäftsführer im Auftrag der Stadt Essen gleichwohl finanzieren. Nicht jeder lässt sich gern ins Portemonnaie gucken. Die Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaften haben da allerdings keine Wahl. Denn jedes Jahr legt die Stadt ihren Beteiligungsbericht vor und die Gehälter ihres Spitzenpersonals offen, zuletzt für das Jahr 2018. Wer verdient wieviel?

Oliver P. Kuhrt ist seit dem 1.1.2014 Chef der Messe Essen.
Oliver P. Kuhrt ist seit dem 1.1.2014 Chef der Messe Essen. © WAZ FotoPool | Knut Vahlensieck

2017 war Oliver P. Kuhrt, Chef der Messe Essen noch Spitzenverdiener. Sein Jahresgehalt betrug damals: 377.058,46 Euro. Fixer Gehaltsanteil: 279.999,96 Euro. Erfolgsbezogener Teil: 97.058,50 Euro. Pensionsaufwand: 163.000 Euro. Aufwand für Dienstwagen: 11.302,62 Euro.

2018 musste Kuhrt auf rund 10.000 Euro Bonus verzichten. Doch nicht allein deshalb wurde er an der Spitze der Gehaltstabelle abgelöst. Ganz oben rangiert nun Stadtwerke-Chef Peter Schäfer. Laut Beteiligungsbericht kosteten die Dienste Schäfers zuletzt zusammengenommen 415.729,86 Euro. Aufgeschlüsselt in 306.579,66 Euro Fixgehalt und 109.150,20 Euro erfolgsbezogene Tantieme. Der Aufwand für Schäfers Dienstwagen betrug 12.440,40 Euro.

Auf den Plätzen drei und vier finden sich Michael Feller und Uwe Bonan wieder. Die Ruhrbahn-Chefs strichen jeweils 249.980 Euro Jahresgehalt und 49.980 Euro Boni ein. Die Altersvorsorge schlug bei Feller mit rund 141.000 Euro und bei Bonan mit rund 167.000 Euro zu Buche.

Lars Martin Klieve, ebenfalls Vorstand der Stadtwerke, bekam von diesen 235.189,16 Euro überwiesen (190.007,16 Euro Fixgehalt und 45.182 Bonus). Außerdem bekam Klieve für seine Tätigkeit bei der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft noch 40.000 Euro. Für den früheren Stadtkämmerer war dieses Jahressalär ein gewaltiger Sprung.

Satte 283.123,23 Euro (201.076,23 + 82.047) wurden 2018 von der Allbau-Managementgesellschaft auf das Konto von Dirk Miklikowski überwiesen. Weitere 18.000 Euro gab es von der Zebra Gesellschaft für Baumanagement mbH.

Uwe Unterseher-Herold ist für die Geschicke der Entsorgungsbetriebe Essen verantwortlich. Bekommen hat er dafür 209.805,33 Euro (167.844,26 + 41.961,07).

Das verdienen Essens Sparkassenchefs

Den Vorstandsmitgliedern der Sparkasse Essen wurden im Geschäftsjahr 2018 Gesamtbezüge in Höhe von etwa 1,71 Millionen Euro gezahlt, die sich wie folgt aufteilen:

Vorsitzender Helmut Schiffer 564.600 Euro

Stefan Lukai 567,800 Euro (davon erfolgsabhängig 52,100 Euro)

Oliver Bohnenkamp 577.000 Euro (davon erfolgsabhängig 52.100 Euro).

Die Verantwortung teilt sich Unterseher-Herold mit Stephan Tschentscher. Tschentscher konnte sich zwar über ein Gehaltssprung von fast 33.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr freuen. Dennoch blieb er haarscharf unter der 200.000-Euro-Marke. Seine Dienste wurden 2018 mit 199.338,88 Euro vergütet. Sein Fixgehalt belief sich dabei auf 159.622,10 Euro.

Die Essener Marketing Gesellschaft zahlte ihrem Vorstand Richard Röhrhoff noch 156.392,89 Euro. Der erfolgsbezogene Bonus darin taxierte bei 43.550 Euro.

Andre Boschem erhielt von der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft 155.100 Euro, was ihm noch den zehnten Platz unter den kommunalen Managern einbrachte.

Auf den Plätzen 11 bis 20 der bestbezahlten städtischen Manager in Essen:

Die Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft mbH (EABG) legte für die Dienste ihres Vorstands Hartmut Kütemann-Busch 132.274,96 Euro hin. Das Fixgehalt beträgt dabei krumme 99.999,96 Euro. Ob die drei Cent zur endgültigen Schnapszahl fehlten oder sich die letzte neun nur fälschlicherweise auf den Kopf gestellt hat, ist nicht überliefert.

Über 120.254,04 Euro und Platz zwölf im Managergehälter-Ranking durfte sich der jüngst pensionierte Jugendhilfe-Chef Thomas Virnich freuen.

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Geführt wird die Marketing-Gesellschaft der Stadt nicht nur von Röhrhoff, sondern auch von Dieter Groppe, wofür dieser im Jahr 2018 118.830,33 Euro bekam. Gänzlich ohne Bonus, wie der Beteiligungsbericht ausweist.

Jochen Fricke, seinerseits wie Andre Boschem verantwortlich für den Erfolg der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zählte zusammengenommen 112.000 Euro auf seinem Konto.

Bis zum 31. Juli 2018, seinem letzten Arbeitstag vor dem Ruhestand, freute sich Ulrich Lorch, Chef der Arbeit-und Beschäftigungsgesellschaft noch über 103.384,28 Euro für sieben Monate Arbeit.

Siegfried Grabenkamp, Chef des Essener Systemhauses, dem hausinternen Dienstleister für Informationstechnologie der Stadt, erhielt für seine Bemühungen 90.500 Euro. Weitere 4000 Euro gab es von der EVV.

Bärbel Marrziniak ist die einzige Managerin in Diensten städtischer Tochterunternehmen in Essen,
Bärbel Marrziniak ist die einzige Managerin in Diensten städtischer Tochterunternehmen in Essen, © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

Eine Nasenlänge dahinter lag Michael Kurtz vom Sport- und Bäderbetriebe Essen. Sein Jahresgehalt betrug 90.145,32 Euro.

Lothar Grüll, zuvor Geschäftsführer der Gewerkschaft Verdi in Essen, bezog bis zu seinem Ausscheiden am 31. August 2018 noch 56.666,67 Euro von der EVV.

Auf den Plätzen 19 und 20 rangieren Marcus Kiesner und die einzige Frau unter den städtischen Managern, Bärbel Marrziniak, mit 51.660,74 Jahresgehalt, bezahlt von der Suchthilfe direkt Essen gGmbH.

Nicht überraschend: Mit 164.000 Euro ist Oberbürgermeister Thomas Kufen im Vergleich mit den Stadttöchter-Chefs, die er zu beaufsichtigen hat, rein gehaltsmäßig ein kleiner Fisch.

Insgesamt 91.230 Euro kamen für den 45-Jährigen dem OB-Salär außerdem zusammen. Als größte Posten schlugen dabei seine Sitze im Kuratorium der RAG-Stiftung (31.000 €), im Aufsichtsrat der RWE Power AG (20.600 €), in der Steag-Beteiligungsfirma KSBG (17.200 €) und in Gremien der Sparkasse Essen (12.500 €) zu Buche. Behalten darf der Oberbürgermeister von alledem aber gerade mal gut ein Viertel, nämlich 22.100 Euro. Den Rest muss das Stadtoberhaupt komplett an die Stadtkasse abführen, die rechtlichen Bestimmungen wollen es so.