Essen. Der Feuerwerksverkauf in der Essener Eissporthalle ist traditionell der größte der Stadt. Von Kaufzurückhaltung ist hier nichts zu spüren.
Der Feuerwerksverkauf in der Eissporthalle Essen-West ist schon seit zwanzig Jahren der mit Abstand größte der Stadt. Mit seinem Sortiment von 300 Artikeln kann der übrige Einzelhandel nicht mithalten. Der preiswerteste Artikel kostet einen Euro, für den teuersten und zugleich auch einen der beliebtesten – eine hochwertige Raketenbatterie – blättern Kunden 200 Euro hin. Und das ohne mit der Wimper zu zucken.
„Von Kaufzurückhaltung spüren wir hier nichts“, sagt Thomas Schiemann, der diesen Sonderverkauf betreibt. Es ist Montagmittag: Das Foyer und die erste Etage sind gut gefüllt. „Ein normaler Tag“, fügt er hinzu. Die Sondernutzungsmiete zahlt er an die Eissporthalle, den Moskitos überweist er seit jeher einen Festbetrag. „Hier gibt’s nur Gewinner.“ Der Verkauf läuft noch bis Silvester 15 Uhr.
Lange Schlangen vor der Eissporthalle beim „Mitternachtsverkauf“ zum Auftakt
Sein Feuerwerksgeschäft hat er in diesem Jahr mit einem „Mitternachtsverkauf“ in der Nacht von Freitag auf Samstag eröffnet – mit einem Paukenschlag. „Die Leute haben uns die Bude eingerannt“, berichtet Schiemann. Die ersten Kunden hätten schon zwei Stunden vorher an der Tür gestanden. „Eine rationale Erklärung gibt’s dafür nicht.“
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Aus Gesprächen mit seiner Kundschaft, darunter vielen treuen Stammkunden, hört Schiemann eine Verbitterung über die Verbotsdiskussion heraus. „Viele Kunden empfinden die Kampagne für ein Böllerverbot als einen Schlag gegen den kleinen Mann, deshalb sind die Leute angezippt.“ Unter seinen Kunden seien etliche, die sich beispielsweise keine teuren Urlaube leisten könnten. Das Silvesterwerk abzubrennen sei für sie ein freudiges Erlebnis.
Schiemann sagt, die Verbotsdebatte sei ein „Witz“: „Wenn es ein Verbot gibt, muss man es auch durchsetzen. Und dafür brauche ich die Polizei, die dafür aber gar keine Leute hat.“ Die Essener Feuerwehr hat da eine ganz andere Meinung. Hier geht es zum Artikel.
Kunde hält Verbot für „totalen Quatsch“, aber er plädiert für Rücksichtnahme
André Krause aus Bergerhausen ist mit seiner Tochter Kira Bensberg in die Eissporthalle gekommen. „Früher habe ich von Mitternacht bis nachts um drei geknallt“, erinnert sich Krause. Diese „wilde“ Jugendzeit sei längst vorbei, Krause hat mächtig abgerüstet. „Heute dauert’s höchstens 30 Minuten.“ In seinen Händen hält er Wunderkerzen, kleine Raketen, den „Ladykracher“ und einige Böller. Im Vergleich zu früher ein Feuerwerk light. „Ein Verbot ist totaler Quatsch“, kommentiert Krause die aktuelle Debatte. Dass von Krankenhäusern, Senioreneinrichtungen und Tierheimen nicht geknallt werden solle, verstehe sich von selbst. „Was soll ein generelles Verbot bringen? Der Effekt für den Umweltschutz wäre kaum zu spüren.
Kira Bensberg geht mit einer Lichterkette, Bleigießen, kleinen Tischbomben und einer Raketenbatterie heim. Die Knallerei sei für sie eine alte Tradition, die es zu schützen gelte. „Aber man muss auch nicht übertreiben“, fügt sie hinzu. Deshalb sei Rücksichtnahme auf andere für sie sehr wichtig. Dazu gehöre auch das Entsorgen des Böller-Mülls. „Was wir vor der Haustür abgebrannt haben, kommt sofort in den Müll.“
Auch bei Edeka Burkowski keine Kaufzurückhaltung
Ortswechsel Edeka Burkowski. In den vier Essener Märkten von Manfred Burkowski decken sich am Montag die Essener ebenfalls mit Feuerwerk ein. „Ich hatte nach der öffentlichen Diskussion mit einem Rückgang gerechnet, aber der ist nicht festzustellen. Wir verkaufen ähnlich viel wie im vergangenen Jahr“. Während einige Edeka-Händler in der Republik dieses Jahr die Raketen und Böller aus den Regalen genommen haben, hält Burkowski selbst nichts von diesem Schritt: „Ich sehe mich nicht als Erzieher meiner Kundschaft. Und will auch kein Moralapostel sein. Die Kunden sollen das selbst entscheiden.“