Essen. TV-Star Veysel Gelin ist in Altendorf aufgewachsen. In einer „Ansage“ aus dem Essener Clan-Milieu wird der 4-Blocks-Schauspieler übel beschimpft.

Er ist in Essen-Altendorf als Sohn eines türkisch-kurdischen Gastarbeiters aufgewachsen, in der TV-Serie „4 Blocks“ gibt Veysel Gelin (35) den brutalen und unberechenbaren Gangster Abbas Hamady. Die deutsche TV-Produktion handelt von einer libanesischen Großfamilie in Berlin. Eine packende Clan-Story über Rauschgift und Hip-Hop, über Kriminalität und Gewalt. Keine Filmepisode, sondern sehr real und geradezu vulgär sind die Beleidigungen und Beschimpfungen, die bekannte Mitglieder Essener Clans jetzt gegen den prominenten Schauspieler und Rapper richten.

51-Sekunden-Clip voller Schimpfworte – von „Hund“ über „Junkie“ bis „Falscher Fuffie“

Auf dem roten Teppich: Veysel Gelin (re.) und Kida Khodr Ramadan sind Hauptdarsteller in der Erfolgsserie „4 Blocks“, darin spielen sie die Brüder Toni und Abbas Hamady. Unser Bild entstand bei der Verleihung der Goldenen Kamera 2019 in Berlin.
Auf dem roten Teppich: Veysel Gelin (re.) und Kida Khodr Ramadan sind Hauptdarsteller in der Erfolgsserie „4 Blocks“, darin spielen sie die Brüder Toni und Abbas Hamady. Unser Bild entstand bei der Verleihung der Goldenen Kamera 2019 in Berlin. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Die „Ansage“, so der Szene-Jargon für diese Art von Anmache, ist nur 51 Sekunden lang, dafür strotzt sie nur so vor Schimpfworten. In dem Audio-Clip, der dieser Zeitung vorliegt, nennen die Essener den Schauspieler mal „Hund“, dann „Junkie“ oder einfach nur „Falscher Fuffie“.

Immer häufiger erscheinen Bilder, die Veysel Gelin auf dem roten Teppich zeigen – etwa bei der Verleihung der Goldenen Kamera 2019 in Berlin. Fallen die Essener Clan-Leute deshalb über ihn her? Neiden sie dem Bekannten von einst und inzwischen berühmt gewordenen „4 Blocks“-Hauptdarsteller Erfolg und Ansehen? Wollen sie ihn einschüchtern? Oder ist es billiges Imponiergehabe?

Die auf Deutsch gehaltene „Ansage“ an Veysel Gelin ist auf der Facebook-Seite des Esseners Machmoud H. gepostet worden. Jemand, der sich selbst als „Der arrogante Pate“ bezeichnet. Wie ein Screenshot belegt, ist der Post überschrieben mit einer unmissverständlichen Botschaft: „Ansage an dich du Hund, Veysel“.

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„Weißt du noch, wie du vor Pumpgun geweint hast im Wettbüro?“

In dieser „Ansage“ reden sich die Essener Clan-Leute regelrecht in Rage. Es klingt wie eine groteske Tarantino-Kopie, wenn sie sagen: „Weißt du noch, wie du vor Pumgun geweint hast im Wettbüro: Bilal hilf mir, Bilal hilf mir. . . . Bitte gib mir die Jacke, Bruder.“ Sie erinnern an weitere angebliche Gefälligkeiten und halten ihm vor: „Jetzt machst du auf Libanese in 4-Blocks“.

Direkt neben der Ansage stand zunächst auch ein Foto der mutmaßlichen drei „Ansager“. Das Trio posiert darauf mit gestreckten Mittelfingern und der Drohung: „Es werden noch viele Ansagen kommen“. Inzwischen ist der Facebook-Post gelöscht, dafür verbreitet sich der Hass-Clip nun in Messenger-Diensten wie WhatsApp.

Wer sind die drei „Ansager“? Der „Arrogante Pate“, der sich der Bekanntschaft des Berliner Clan-Chefs und mutmaßlichen Bushido-Beschützers Ashraf Rammo rühmt, ist nur ein Mitglied dieses Trio. Die weitaus bekannteren Protagonisten in diesem Stück sind Bilal H., der im Clan-Milieu und insbesondere bei der Polizei besser bekannt ist als „Pumpgun Bilal“, sowie der Essener Gangster-Rapper „Sinan-G“.

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„Pumpgun Bilal“ gilt als Inbegriff des libanesischen Berufsverbrechers

„Pumpgun Bilal“, ein Neffe des Clan-Chefs Mahmoud H., des „Paten von Berlin“, gilt in Justiz- und Ermittlerkreisen als Inbegriff des libanesisch-arabischen Berufsverbrechers. Mehr als ein Dutzend Verurteilungen weist sein Vorstrafen-Register auf – von Schutzgelderpressung über Raub bis zu gefährlicher Körperverletzung.

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Auch Sinan-G, Jahrgang 1987, geriet mit dem Gesetz in Konflikt und hinter schwedische Gardinen. Andererseits machte er als geläuterter Rapper auf sich aufmerksam, etwa im Kulturhauptstadt-Jahr 2010, außerdem war er zuletzt im Netflix-Format „Dogs of Berlin“ zu sehen. Kenner der Essener Szene behaupten, Bilal, Machmoud, Sinan und Veysel seien im selben Milieu aufgewachsen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ porträtierte Veysel Gelin kürzlich als „Naturgewalt mit guter Laune“ und als „sympathische Gegenthese“ zu der Gangsterrolle im Fernsehen. Was sagt der Künstler selbst zu den bösartigen Anfeindungen aus seiner alten Heimat? Nun, er zieht es vor zu schweigen. „In Absprache mit Veysel Gelin äußern wir uns dazu nicht“, sagte seine Managerin dieser Zeitung.