Essen. Vor elf Jahren zog sich Sinn Leffers aus Essen zurück. Nun kündigt der Händler eine Neueröffnung an und hat sich dafür eine Filetlage gesichert.
Höherwertige Textilgeschäfte waren auf der Kettwiger Straße in der jüngeren Vergangenheit eher auf dem Rückzug. Da wirkt diese Nachricht in Zeiten boomenden Internethandels und einer schwächelnden Innenstadt wie ein Paukenschlag: Das Modegeschäft Sinn kehrt nach über zehn Jahren Abwesenheit nach Essen zurück. Unter dem neuen Markennamen „Das macht Sinn“ will das Handelsunternehmen im März 2020 ein Bekleidungshaus in einer der prominentesten Innenstadtlagen in Essen eröffnen. Bis 2008 saß das Vorgängerunternehmen Sinn Leffers am Limbecker Platz.
Wie das Unternehmen mitteilte, wird das Geschäft ins bekannte Eick-Haus am Willy-Brandt-Platz am Eingang zur Kettwiger Straße ziehen. Bislang ist dort noch der Herrenausstatter Anson’s ansässig, der aber Ende des Jahres schließen wird. Sinn bezeichnete die neue Adresse als „historisch bedeutenden Textilstandort“ in Essen. „‚Das macht Sinn‘ glaubt an den langfristigen Erfolg des Einzelhandelsstandortes Essen und freut sich, einen Beitrag zur Attraktivität der Essener Innenstadt leisten zu können“, erklärte Friedrich-Wilhelm Göbel von der Sinn GmbH.
Sinn expandiert nach Krisenjahren wieder
Sinn hat den Standort zunächst für zwei Jahre gemietet. Dann will der Eigentümer das Haus zunächst sanieren. Sinn sei jedoch daran interessiert, auch nach der Revitalisierung im Eick-Haus langfristig zu bleiben. Beide Seiten hätten sich bereits auf entsprechende Verhandlungen verständigt, heißt es. Sollten diese nicht zum Erfolg führen, will sich Sinn nach alternativen Läden umschauen. Man sei „optimistisch, in zentraler Innenstadtlage passende, alternative Standorte zu identifizieren“, teilte der Modehändler mit.
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Das neue Bekleidungshaus mit etwa 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche wird aktuelle Damen- und Herrenmode sowie Wäsche für Damen und Herren von über 120 bekannten Marken anbieten. Sinn nutzt dazu wie bislang Anson’s alle vier Etagen des Hauses. 30 bis 35 neue Arbeitsplätze schafft das Unternehmen in Essen. Die Mitarbeitersuche hat bereits begonnen.
Sinn ist nach einer Krisenzeit mit zwei Insolvenzen und massiven Filialschließungen damit wieder auf Expansionskurs. Zwischen September 2016 und August 2017 wurde das Unternehmen innerhalb einer Insolvenz in Eigenverwaltung saniert. Derzeit betreibt es 22 Bekleidungshäuser. Im März 2020 wird neben Essen noch ein Haus in Unna eröffnet. Seit 2018 ist Sinn auch wieder in Recklinghausen vertreten.
Sinn setzt auf Verzahnung von online und stationärem Handel
Das Handelsunternehmen will in Zukunft noch stärker auf eine Verzahnung zwischen Online-Shopping und stationärer Präsenz setzen. Zur Digitalisierungsstrategie von Sinn gehören WLAN in allen Filialen, eine Kunden-App, digitale Schaufenster und die „verlängerte Ladentheke“ – das heißt: die Möglichkeit, Produkte im Laden zu bestellen und zu Hause zu erhalten. Sinn ist überzeugt: „Ein Angebot im Internet ist grundsätzlich immer verfügbar aber nie wirklich erlebbar. Am Ende des Tages ist Mode aber nicht zweidimensional, Stoffe und Qualitäten nicht auf einem Bildschirm erfühlbar und auch der netteste, digitale Berater nur virtuell.“ Deshalb eröffnet der Händler nach eigenen Angaben auch wieder neue Läden in den Städten.
Derweil ist noch offen, wohin es Anson’s künftig verschlägt. Zum 31. Dezember 2019 wird das Düsseldorfer Bekleidungshaus seine Filiale im Eick-Haus schließen. Die Immobilie ist quasi das Gründungshaus der Modekette, die dort 1989 erstmals öffnete. Nach Informationen dieser Zeitung verhandelt Anson’s derzeit über die Anmietung eines neuen Ladengeschäfts in der Innenstadt. Allerdings dürfte die Verkaufsfläche künftig kleiner ausfallen als am bisherigen Standort.