Essen. Michael Jacobs aus Essen macht sich in der Pflege-Ausbildung stark und begegnet Ärzten auf Augenhöhe. Sein Engagement wurde jetzt vergoldet.

Zu stressig, unterbezahlt, zu wenig Unterstützung. In der öffentlichen Wahrnehmung haben es Pflegeberufe derzeit nicht leicht. Positive Geschichten sind die Ausnahme. Doch hier kommt eine! Es geht um Michael Jacobs. Der Pflegedienstleiter des Contilia Herz- und Gefäßzentrums ist ein Pionier auf dem Gebiet der Pflege. Einer, der für die gute Sache kämpft und sich besonders in der Aus- und Weiterbildung stark macht. Seine Konzepte, die im Essener Elisabeth-Krankenhaus geboren wurden, trägt er bis in andere europäische Länder. Jacobs ist so etwas wie der Super-Pfleger. Das würde er selbst über sich wohl kaum sagen, denn die offensive Vermarktung der eigenen Person liegt ihm eigentlich nicht.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Im Herzkatheter-Labor treffen sich (v.l.) Kardiologie-Direktor Dr. Oliver Bruder, Pflegedienstleiter Michael Jacobs und Krankenschwester Claudia Mölleney.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Im Herzkatheter-Labor treffen sich (v.l.) Kardiologie-Direktor Dr. Oliver Bruder, Pflegedienstleiter Michael Jacobs und Krankenschwester Claudia Mölleney. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

So war es auch kürzlich in Berlin. Als er vor 3500 hochrangigen Gästen aus der Medizin mit einem Preis ausgezeichnet wurde, den vor ihm fast ausschließlich Professoren bekommen haben. Bis zur letzten Sekunde hatte er es nicht für möglich gehalten. Er war davon ausgegangen, dass ein Mediziner, der denselben Namen trägt, gleich auf die Bühne gebeten wird und nicht er, der Pfleger. Doch weit gefehlt. „Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie hat eine zehnminütige Laudatio auf mich gehalten. Ich konnte das alles gar nicht glauben“, sagt Jacobs und klappt eine Schatulle auf, in der – in Samt gebettet – die goldene Bruno-Kisch-Medaille liegt. Damit werden außerordentliche Verdienste in der Kardiologie gewürdigt.

Seit über 30 Jahren in der Kardiologie in Essen im Einsatz

„Völlig verdient“, findet Dr. Oliver Bruder diese Entscheidung. Der Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie arbeitet seit über 30 Jahren mit Michael Jacobs zusammen. „Als wir 1987 gemeinsam begonnen haben, gab es eine Pionierstimmung in unserem Haus. Wir waren eine der ersten Kardiologien in der Region und haben uns im Team Halt gegeben.“ Ärzte und Pfleger hätten immer auf Augenhöhe gearbeitet. So sei es bis heute. Während an anderen Häusern der Pflegekräftemangel so groß sei, dass Stationen geschlossen werden müssten, sei die Lage hier entspannter. Ärzte wie Bruder führen das auch auf das große Engagement von Michael Jacobs zurück.

32 Jahre am Elisabeth-Krankenhaus

Seine Ausbildung zum Krankenpfleger hat Michael Jacobs in den Jahren 1980 bis 1983 in Bottrop absolviert. Als er 1984 zum ersten Mal in ein Herzkatheter-Labor kam, war für ihn klar, dass dieses genau der richtige Arbeitsplatz für ihn ist.

Seit 1987 arbeitet der 57-Jährige im Essener Elisabeth-Krankenhaus. Er lebt in Bottrop.

Jacobs sagt: „Ich bin vielleicht einer der letzten Vollblutkrankenpfleger.“ Er sieht sich als Kämpfer gegen eine Über-Akademisierung. „Ich bin für eine praxisorientierte Ausbildung dieses wunderschönen Berufs. Wir müssen nicht lernen, den Ärzten alles nachzusprechen. Pfleger sollten ihre eigene Sprache sprechen.“ Das erklärt er auch auf seinen vielen Vorträgen oder wenn er mit jungen Menschen in der Berufsorientierung redet. Vor 25 Jahren hat er begonnen, sich in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zu engagieren und hat sich unter den vielen Professoren und Doktoren anfangs nicht nur Freunde gemacht mit seinem Herzensziel, die Pflegekräfte als gleichwertige Mitglieder in diesem Kreis zu verankern.

Schon Kindergartenkindern schwärmt er „vom schönsten Beruf der Welt“ vor

Immer wieder hat er das ganz große Rad gedreht, „aber ich habe mich nie von der Basis entfernt“, sagt der 57-Jährige. Er lädt schon Kindergartenkinder in das Krankenhaus ein, um ihnen „den schönsten Beruf der Welt“ vorzustellen. Lässt sich in der Berufsberatung Löcher in den Bauch fragen und schult Pflegekräfte aus ganz Deutschland. Das Schönste aber sind und bleiben für den Contilia-Mann solche Momente: „Wenn man in die Augen eines erfolgreich behandelten Patienten blickt, die Hand hält und ganz viel Dankbarkeit erfährt.“

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