Essen. . Das Essener Elisabeth-Krankenhaus nimmt an einer europaweiten Studie teil: Dabei wird ein Sensor getestet, der Herzprobleme frühzeitig meldet.

Das Elisabeth-Krankenhaus nimmt als einzige Essener Klinik an einer europaweiten Studie teil, die einen Sensor testet, der zuverlässig Daten über Patienten mit Herzschwäche aufzeichnet und weitergibt – mit dem Ziel, kritische Phasen und damit verbundene Klinkaufenthalte zu vermeiden.

Gerade einmal ein paar Millimeter groß ist der Cardiomems-Sensor, der Manfred Rodloff das Leben retten soll und der seit vergangenen Oktober in seinem Körper liegt. Der Rentner ist wie die sieben weiteren Essener Teilnehmer ein perfekter Kandidat für die Studie: Er leidet seit Jahren unter einer schweren Herzinsuffizienz und dekompensierte in der Vergangenheit immer wieder.

Zustände kündigen sich bereits Tage vorher an

„Dabei hat man aus heiterem Himmel Luftnot und lagert Wasser ein“, erklärt der 67-Jährige und erzählt auch von der Todesangst, die diese Symptome bei ihm auslösten.

Nun haben Forschungen ergeben, dass sich diese „Zustände“ bereits Tage vorher ankündigen – und zwar durch einen Druckanstieg in der Lungenartierie. Der findet jedoch völlig unbemerkt für den Betroffenen statt. Und genau dafür hat ein US-Unternehmen einen Sensor entwickelt, der mittels Katheder in die Lungenartierie eingesetzt wird und dort den Druck kontinuierlich misst. Die Daten werden alle 24 Stunden an das Krankenhaus übermittelt, dann ausgewertet und bei entsprechendem Ergebnis wird sofort reagiert.

Handhabung einfacher und weniger störanfällig

„Wenn der Druck ansteigt, dann rufen wir den Patienten an und er erhält einMedikament, dass das Wasser ausschwemmt und damit einer Luftnot vorbeugt“, erklärt Sebastian Köhler. Der Assistenzarzt betreut für die Studie die Patienten und ist von der so simplen wie erfolgreichen Technik überzeugt. „Der Sensor besteht aus Spule und Kondensator, ist also eigentlich total primitiv und trotzdem so effektiv“, sagt er.

„Das ist meiner Meinung nach das erste Mal, das die Telemedizin sinnvoll eingesetzt wird“, ergänzt sein Chef, der Kardiologe Oliver Bruder. Denn so würden Krankenhausaufenthalte vermieden und die Lebensqualität verbessert.

„Das stimmt“, gibt ihm Manfred Rodloff recht, „ich fühle mich viel sicherer, seit ich den Sensor in mir trage, bin im Alltag wieder unbeschwerter.“ Auch die Handhabung sei einfach und wenig störanfällig. „Ich lege mich jeden Morgen auf ein Mess-Kissen und übertrage die Daten ans Elisabeth-Krankenhaus.“ Dort kommen sie in der Herzinsuffizienz-Ambulanz an und werden ausgewertet.

Fünf Jahre wird das System ab jetzt getestet

„Für die Studie wurden nur große Kardiologien angesprochen“, sagt Dr. Oliver Bruder nicht ohne Stolz. Fünf Jahre lang wird das System deutschlandweit an insgesamt 120 Menschen getestet, nach einem Jahr werden die ersten Ergebnisse veröffentlicht.

Davon hängt auch ab, ob die Kassen die Kosten übernehmen werden. Für Manfred Rodloff steht bereits jetzt das Resultat fest: „Das ist eine optimale Therapie. Ich bin sehr froh, dass ich dabei sein darf und davon profitiere.“

Und noch einen zusätzlichenNebeneffekt hat die Studienteilnahme: Die Patienten sind durch die Studie besser über ihre Herzinsuffizienz informiert und setzen sich mehr mit ihrem Körper auseinander. „Ich achte jetzt auf mich, wiege mich zum Beispiel täglich, um auch so auf Wassereinlagerungen zu reagieren“, so Manfred Rodloff.

>> Die „Aktuelle medizinische Stunde“

  • Die Klinik für Kardiologie und Angiologie am Elisabeth-Krankenhaus informiert Betroffene und Interessierte einmal im Monat in der Reihe „Aktuelle medizinische Stunde“ zum Thema Herzgesundheit.
  • Am Dienstag, 27. Februar, 17 Uhr, wird Dr. Oliver Bruder über das Thema Herzkatheder referieren. Am Dienstag, 27. März, ebenfalls 17 Uhr, wird Dr. Sebastian Köhler zum Thema Herzinsuffizienz sprechen.
  • Die Veranstaltung findet im Hörsaalzentrum des Elisabeth-Krankenhauses, Klara-Kopp-Weg 1 statt. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.