Essen. Weihnachten 2018 erfüllten zahllose Essener alten Menschen einen kleinen Wunsch. Dieses Jahr werden nun zwei Wunschbäume für Senioren aufgestellt
Eine Topfpflanze, eine warme Mütze, einen Beitrag zu einem Friseurbesuch – so bescheiden waren die Wünsche, die Essener Senioren im vergangenen Advent notierten. Gerade diese Bescheidenheit rührte Hunderte Essener, die in der Einhorn-Apotheke am Markt einen der Wunschzettel mitnahmen und eine Kleinigkeit für die alten Menschen besorgten. Nach dem überwältigenden Erfolg stellt die CSE in diesem Jahr gleich zwei Wunschbäume für Senioren auf: Neben der Einhorn-Apotheke wird nun auch der Kiosk der Funke Medien Gruppe (Jakob-Funke-Platz 2) ab Dienstag, 3. Dezember, zum Wunschbaum-Standort.
Senioren wünschten sich ein Paar Socken, Haargummis oder ein Handtuch
Ersonnen hat die besonderen Bäume die CSE, die gemeinsame Gesellschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Sie betreut über ihre sechs Pflegezentren im Stadtgebiet 1200 Senioren und erlebt „die Realität vieler alter Menschen, die isoliert leben und ganz kleine Wünsche haben“, wie es CSE-Geschäftsführerin Claudia Mandrysch formuliert. Die meisten von ihnen scheuen sich, um etwas zu bitten, doch als die ihnen vertrauten Pfleger in der Vorweihnachtszeit 2018 fragten, wie man ihnen eine Freude machen können, fiel ihnen ein, dass sie ein neues Handtuch gebrauchen könnten, Haargummis oder ein Paar Socken.
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Auch Emma Schmitz (Name geändert) hat im vergangenen Jahr einen Wunsch notiert und erfüllt bekommen: „Eine Flasche Duschgel“. Sie hatte ein Produkt notiert, das besonders hautverträglich ist. „Da fühlt man sich Weihnachten doch gleich aufgefrischt und ermuntert.“ Die 84-Jährige hat 40 Jahre lang gearbeitet, unter anderem als Verkäuferin; neben der eigenen kleinen Rente, bekommt sie eine Witwenrente. Sie möchte nicht klagen, es gehe ihr gut. Doch sie sagt auch, als sie ein paar Tage vor Heiligabend das Duschgel in einer hübschen Geschenktüte erhalten habe: „Da ist mir das Herz aufgegangen.“
Für die seit vielen Jahren verwitwete alte Dame, die im Essener Westen lebt, ist der Pflegedienst der CSE der Schlüssel für ein eigenständiges Leben: Sie hat Herzprobleme, hohen Blutdruck, leidet oft unter Atemnot und ist auf einen Rollator angewiesen. „Ohne die Pflegerinnen, die dreimal die Woche kommen, könnte ich nicht in meiner Wohnung bleiben.“ Dabei lobt sie, dass ihre beiden Kinder und die Enkel ihr viel abnehmen, sie zu Einkäufen oder Arztbesuchen begleiten, mit ihr kochen.
Da sie ohne Hilfe nicht mobil ist, verbringt sie dennoch viel Zeit allein zu Hause und freut sich, wenn der Pflegedienst kommt. „Die machen das alle mit Liebe, die pflegen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch“, sagt Emma Schmitz und prägt gleich einen Begriff: „Das sind Seelenpfleger.“ Altenpflegerin Anja Fischer bringe auch mal ihren – geschulten – Pflegehund Leon mit, das sei immer eine besondere Freude. „Der Leon muntert sogar nörgelige alte Männer auf.“
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Ein Besuch von Leon – das war im vergangenen Jahr auch einer der Renner bei den Wünschen der Senioren. Ein zweiter großer Wunsch: Viele der alten Menschen möchten gern mal wieder einen Ausflug machen, zum Beispiel an den Baldeneysee. Mit einer Spende kann man helfen, dass auch das in Erfüllung geht.
Für manche ist die Gabe vom Wunschbaum das einzige Weihnachtsgeschenk
Sie habe ja ihre Familie, mit der sie auch in diesem Jahr wieder Weihnachten feiere, sagt Emma Schmitz. „Aber ich denke oft an diejenigen, die sich nichts kaufen können und auch keinen haben, der sich um sie kümmert, die einsam sind.“ Für viele von ihnen sei die Gabe vom Wunschbaum wohl das einzige Weihnachtsgeschenk – „und eine große Freude“.