Essen. Der Bau des Fischlifts am Baldeneysee ist schwieriger, als es der Ruhrverband erwartet hatte. Beim Betonieren mussten sogar Taucher ran.

Als der Ruhrverband vor nunmehr eineinhalb Jahren seine Pläne für einen Fischlift am Stauwehr des Baldeneysees der Öffentlichkeit vorstellte, deutete sich an, dass es kein alltägliches Bauvorhaben sein würde. „So etwas ist noch nie gebaut worden“, sagte seinerzeit Markus Rüdel, Sprecher des Wasserversorgers.

Und wie so häufig läuft auch bei dieser Premiere nicht alles glatt. Denn eigentlich sollte es für die Fische in der unteren Ruhr bereits im Frühjahr diesen Jahres aufwärts gehen. Doch die Bauarbeiten des Fischlifts gestalteten sich als äußerst schwierig.

Gebaut wird 40 Meter vom Ufer entfernt bei laufendem Betrieb

Im Frühjahr 2020 soll es nun soweit sein, dann geht der Prototyp in Betrieb, kündigt Markus Rüdel jetzt an. Nicht nur die Techniker beim Ruhrverband werden gespannt sein, ob der Aufzug funktioniert.

Die Bauarbeiten am Fischlift gestalteten sich schwieriger, als erwartet.  
Die Bauarbeiten am Fischlift gestalteten sich schwieriger, als erwartet.   © Foto: Ruhrverband

Dass es eng werden würde, war klar: Gebaut wird 40 Meter vom Ufer entfernt bei laufendem Betrieb von Kraftwerk und Schleuse – und das sowohl über als auch unter Wasser. Taucher errichteten im vergangenen Winter am Fuß des Wehrs eine fünf Meter hohe Betonwand.

Spezialarbeiten fanden unter Wasser statt

Schalen, bewehren, betonieren – bei eisigen Temperaturen war das sicher kein Kinderspiel. Auch eine stählerne Schwimm-Rinne, eine zehn Meter lange und zehn Tonnen schwere Sonderanfertigung, wurde unter Wasser installiert.

„Solche Spezialarbeiten dauern manchmal leider etwas länger als geplant“, bedauert Unternehmenssprecher Markus Rüdel. Dass die Kosten für das Bauwerk im vom Ruhrverband gesteckten Rahmen bleiben, ist deshalb eine Überraschung.

Rund vier Millionen Euro lassen es sich das Land NRW und der Ruhrverband kosten, damit Rotfedern und andere Ruhrfische das rund neun Meter hohe Baldeneywehr überwinden können. Andernorts würde dafür eine bewährte Fischtreppe genügen. Am Baldeneysee fehlt laut Ruhrverband dafür der nötige Platz. So entstand die Idee mit dem Lift.

Die Fahrt mit dem Fischlift dauert drei Minuten

Der besteht aus zwei Kunststoffröhren, jede mit einem Durchmesser von drei Metern. Der Aufzug funktioniert nach dem Prinzip kommunizierender Röhren. Die Fische werden durch die Gegenströmung in einen Fahrkorb gelockt, aufwärts geht es allein durch den Wasserauftrieb. Drei Minuten dauert eine Fahrt.

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Im Labor hatte der Fischlift den Praxistest bestanden. Im Frühjahr, wenn täglich ein paar Tausend Fische Ruhr aufwärts drängen, sollte es also eng werden im Fahrkorb. Wie viele es pro Aufzugfahrt sind, wird dann vollautomatisch gezählt. Mithilfe einer Infrarotkamera werden die Fische gleichzeitig vermessen. Einzelne Exemplare sollen zudem mit Transpondern versehen werden, deren Signale von am Lift angebrachten Antennen empfangen werden. Der Ruhrverband will so herausfinden, wie oft ein Fisch den Aufzug benutzt.

Was aus der Ruhr auf den Tisch kommen kann, dürften die Angler also bald ziemlich genau wissen, wenn der Ruhrverband die Ergebnisse denn öffentlich macht.

Ein Jahr lang will sich der Wasserversorger für ein Monitoring Zeit nehmen. Funktioniert der Fischlift so wie erwartet soll auf den Prototypen ein weiterer Aufzug am Kettwiger Stauwehr folgen.

Eine Vorgabe der Europäischen Union

Der Bau des Fischlifts am Baldeneysee geht laut Ruhrverband auf die 2010 von der Europäischen Union beschlossene Wasserrahmenrichtlinie zurück. Die EU verlangt, dass Flüsse bis zum Jahr 2027 in einem ökologisch guten Zustand sind. Fische sollen die Flüsse durchschwimmen können. Aufgrund der Wehranlagen ist dies in der Ruhr nicht möglich. Durch den Bau von Fischliften und Fischtreppen soll zum Beispiel der Lachs seine ehemaligen Laichgründe in der Ruhr und im Deilbach wieder erreichen können.