Essen. Am Werdener Berg wird bald wieder geblitzt. Parksünder werden verstärkt zur Kasse gebeten. Der Kämmerer kalkuliert bereits mit Mehreinnahmen.
Ein neuer stationärer Blitzer im Essener Süden und flächendeckend mehr Kontrollen des ruhenden Verkehrs: Die Stadt Essen geht in die Knöllchen-Offensive. Parksünder und Raser sollen künftig verstärkt zur Kasse gebeten werden. Im Stadtsäckel wird’s absehbar klingeln, der Kämmerer hat die Ziele bereits formuliert: Ab 2020 rechnet man im Rathaus für die kommenden fünf Jahre mit mehr als zehn Prozent höheren Einnahmen allein durch Bußgelder.
Schon im kommenden Jahr, so ist es im Haushaltsplan unter der Rubrik „Verkehrsüberwachung“ nachzulesen, sei mit über 580.000 Euro mehr zu rechnen. 2024 sollen es bereits rund 604.000 Euro zusätzliche Gelder sein. Bislang war die Stadt von einer jährlichen Ausbeute von 5,5 bis 5,9 Millionen Euro ausgegangen. Zukünftig sollen also bis zu 6,5 Millionen Euro durch konsequenteres Sanktionieren zusammenkommen.
Vor 18 Jahren verschwand der letzte Blitzer am Werdener Berg
Möglich machen soll die Mehreinnahmen zum einen der fortschreitende personelle Ausbau des Kommunalen Ordnungsdienstes. Nachdem die Zahl der Knöllchen durch Fluktuationen im Außendienst des Ordnungsamtes zuletzt binnen eines Jahres um 23 Prozent von über 230.000 auf knapp 180.000 zurückgegangen war, stehen nun rund 60 Kräfte für die Verkehrsüberwachung zur Verfügung.
Für zusätzliche Einnahmen wird neben der mobilen Geschwindigkeitsüberwachung durch die mobilen Radarwagen der Stadt ein stationärer Blitzer am Werdener Berg, der Bundesstraße 224 in Richtung Süden, sorgen. Dies hat der städtische Ordnungsausschuss nach mehreren Geschwindigkeitsmessungen an der abschüssigen Strecke beschlossen – 18 Jahre nachdem der dortige „Starenkasten“ sein letztes Foto eines Rasers geschossen hat. Im August verschwand die vor sich hin rostende Apparatur spurlos. Unbekannte stahlen das Blitzer-Gehäuse samt Pfahl.
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Grund für die anstehende Neuinstallation ist die mangelnde Vorschriftentreue: Regelmäßig, so heißt es, werde am Werdener Berg das zulässige Tempo von 60 Km/h überschritten. Zum Teil sogar deutlich mit über 100 Stundenkilometern. Jeder dritte Autofahrer ist in Richtung Werden zu schnell unterwegs, hat eine Verkehrserhebung noch im Juli ergeben.
Von einem fest installierten Blitzer erhofft man sich mehr Disziplin am Steuer und damit mehr Sicherheit. Die Überwachung soll zeitnah starten, heißt es. Eigentlich fehle nur noch die Stromversorgung für das Gerät, das sich schnell bezahlt machen dürfte. Für welche Einnahmen die alte Anlage dort gesorgt hat, kann die Stadt nicht mehr sagen. „Zahlen zu den Verstößen liegen uns nicht mehr vor“, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling.
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Stadt Essen: Der Wunsch nach mehr Kontrollen nimmt weiter zu
Für die einen kommt der neue Plan der Stadt für mehr Verkehrsüberwachung einmal mehr einer Abzocke gleich, andere halten ein härteres Durchgreifen auf den Straßen offenbar für bitter nötig. „Der Wunsch der Bürger nach Kontrollen nimmt weiter zu“, sagt jedenfalls Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Die Stadtverwaltung und auch den Oberbürgermeister erreichen „viele Wünsche, dass die Stadt auf den Straßen konsequenter auftritt“ – gegen Parksünder und Raser gleichermaßen.
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Gut zu tun, gibt’s allemal: Mit ihren mobilen Blitzern hat die Stadt allein im vergangenen Jahr 145.935 Tempo-Sünder erwischt – etwa jeder dritte davon fiel vor Schulen oder Kindergärten unangenehm auf. Stadtweit war jeder 13. kontrollierte Autofahrer zu schnell unterwegs. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor lag der Schnitt noch bei 6,5 Prozent, während über 43.000 Geschwindigkeitsverstöße weniger geahndet wurden. Dass die Verkehrsmoral auf den Straßen in dem Maße nachlässt, in dem die Rücksichtslosigkeit abhanden kommt, hat jüngst auch die Essener Polizei beklagt.