Bochum/Essen. Vier Mal bleibt das Herz von Ex-Fußballprofi Daniel Engelbrecht stehen. Heute warnt er: Zu häufig trainierten Sportler trotz eines Infekts.
Wenn Daniel Engelbrecht von tragischen Vorfällen wie dem Tod des gerade einmal 32-jährigen Handballers der SG Überruhr liest, dann ist die Erinnerung sofort wieder da. Vier Mal ist der ehemalige Fußball-Profi innerhalb von vier Jahren fast gestorben. Das erste Mal passiert es am 20. Juli 2013. Der heute 29-Jährige spielt damals für die Stuttgarter Kickers, „ist in der Form seines Lebens“, als er mitten im Spiel auf dem Platz umkippt. Herzstillstand. Ärzten gelingt es, den Profi-Sportler wiederzubeleben. Sie raten ihm, mit dem Fußball aufzuhören, diagnostizieren eine Herzmuskelentzündung.
„Das ist wie bei einer offenen Wunde. Durch die Muskel-Entzündung haben sich Narben auf dem Herzen gebildet, die eine Rhythmusstörung verursachen“, erklärt der junge Mann, dem nach dem Zusammenbruch ein Defibrillator eingesetzt wird. Mit dessen Hilfe versucht er es noch einige Jahre als Fußballer, unter anderem bei Rot-Weiss Essen.
Schmerz durch Wiederbelebung ist so schlimm, dass er Panikattacken verursacht
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Weitere drei Male bleibt sein Herz stehen, die Maschine bringt sein Herz wieder zum Schlagen. Das letzte Mal im Sommer 2017, als er an der Hafenstraße gerade ein Training mit den Rot-Weissen absolviert. „Die schlimmsten Schmerzen meines Lebens“, erinnert sich Engelbrecht. So schlimm, dass er lange Zeit unter Panikattacken leidet: Nach der ersten künstlichen Reanimation kann er zwei Nächte lang nicht schlafen: So groß ist seine Angst davor, dass sein Herz wieder aus dem Tritt gerät.
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Seit einem Jahr weiß er, dass er nicht als Fußballprofi auf den Rasen zurückkehren wird. Nach einer Station als U19-Trainer beim VfL Bochum scoutet er seit diesem Sommer Talente für den Zweitligisten. Sechs bis sieben Fußballspiele schaut er sich pro Woche an, in NRW und ganz Deutschland. Ein Traumjob. „Dennoch würde ich alles dafür eintauschen, um wieder selbst spielen zu können“, sagt er.
Daniel Engelbrecht erzählt seine Geschichte im Elisabeth-Krankenhaus
Tag der offenen Tür im Herz- und Gefäßzentrum
Das Essener Elisabeth-Krankenhaus, Klara-Klopp-Weg 1, lädt im Rahmen der bundesweiten Herzwoche für Samstag, 23. November von 10 bis 13 Uhr zu einer Veranstaltung ins Hörsaalzentrum ein: Verschiedene Referenten wie Daniel Engelbrecht, Oliver Bruder als Direktor der Klinik für Kardiologie und Ingo Voigt als Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin halten Vorträge zum Thema „Wenn das Herz plötzlich still steht“.
Darüber hinaus bietet das Herz- und Gefäßzentrum zusammen mit der Deutschen Herzstiftung verschiedene Aktionen wie einen Herzrhythmus-Check, Führungen durchs Herzkatheterlabor sowie einen Workshop mit jungen Rettern an.
Im Foyer können sich Interessierte zu Themen wie Herzkatheter, Gefäßmedizin und ambulante Rehabilitation informieren.
Seine Geschichte hat Daniel Engelbrecht schon häufig erzählt. Weil er auch junge Menschen warnen möchte. Am Samstag, 23. November, ist er im Rahmen der gerade gestarteten Herzwoche als Referent zu Gast am Essener Elisabeth-Krankenhaus. „Meistens bin ich bei solchen Veranstaltungen der Jüngste. Aber mit 20, 30 machen sich die wenigsten Leute Gedanken über ihre Gesundheit, sie nehmen sie als selbstverständlich hin“, weiß Engelbrecht aus eigener Erfahrung.
Für ihn ist seit sechs Jahren nichts mehr selbstverständlich. Zu gerne würde er die Zeit zurückdrehen zu jenem Tag, als er einen grippalen Infekt auf die leichte Schulter nahm und dennoch trainierte. Die Ärzte jedenfalls vermuten, dass sich dadurch der Herzmuskel entzündete: „Solche Entzündungen können durch Bakterien verursacht werden, die sich auf den Muskel legen“, weiß Engelbrecht. Gemein sei nur, dass man davon kaum etwas mitbekomme: „Der Herzstillstand kam einfach aus dem Nichts, mir ging es damals super. Die Erkältung lag da schon einige Monate zurück – und ich habe keinerlei Schmerzen gehabt. Kein Stechen in der Brust, keine Herzschmerzen, einfach nichts.“
„Erst jetzt weiß ich, dass der Wunsch nach Gesundheit mehr als eine Floskel ist“
In seiner Funktion als U19-Trainer, die er bis zum Sommer inne hatte, habe er die jungen Fußballer häufig ermahnt, wenn sie sich trotz Schnupfen oder Husten auf den Platz schleppten. „Ich habe sie dann einfach gefragt, ob sie so enden wollen wie ich“, sagt Daniel Engelbrecht.
Er beobachte häufig, dass vor allem gut trainierte Sportler einen Infekt häufig nicht richtig auskurieren. „Bei einigen hält sich sogar der falsche Glaube, sie könnten ihre Erkältung durch Sport ausschwitzen. Das ist natürlich großer Quatsch“, sagt Engelbrecht, der vor allem eine Erkenntnis gewonnen hat: „Früher war es für mich immer eine Floskel, wenn man jemandem viel Gesundheit gewünscht hat. Erst jetzt weiß ich sie wirklich zu schätzen.“