Essen. Martin Semmelrogge spielt im Essener Rathaus-Theater derzeit die Komödie „Abschiedsdinner“. Nicht nur auf der Bühne ist der Schauspieler gefragt.

Martin Semmelrogge hat vor dem Interview noch schnell eine Runde auf dem Rad gedreht. Einmal Heissiwald und zurück. Den 63-jährigen Kultschauspieler („Bang Boom Bang“, „Das Boot“), hält auch das Herbstwetter nicht vom Sportprogramm ab. Das laut Agenturtext „unkaputtbare Stehaufmännchen der deutschen Schauspielkunst“ achtet auf seine Kondition, besucht auch in Essen regelmäßig das Fitnessstudio. „Der Kopf muss frei sein, wenn ich auf die Bühne gehe.“ Derzeit tut er das allabendlich als Antoine in der französischen Erfolgskomödie „Abschiedsdinner“ im Rathaus-Theater. Für den Auftritt habe er sich mal wieder eine ganz besondere Lache ausgedacht, verrät der Schauspieler im Gespräch mit Martina Schürmann.

Herr Semmelrogge, in „Abschiedsdinner“ geht es um wahre Freundschaft in einer Zeit, in der eigentlich jeder mit jedem befreundet sein will. Haben Sie echte Freunde?

Semmelrogge: Ja, einen echten Freund habe ich, Gott sei Dank. Da geht’s mir wie Antoine in dem Stück. Ich habe lieber einen guten als zehn falsche Freunde.

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Was macht einen guten Freund aus?

Ein Freund muss einem auch mal die Wahrheit sagen. Aber er muss auch verlässlich sein. So einer kommt im Notfall auch vorbei und löst mich aus, wenn ich beispielsweise in Las Vegas gestrandet bin und mir das Geld ausgeht. Aber es gibt eben auch Freunde, die einem bloß die Energie rauben. Egomanen, wie die Figur, wie ich sie in dem Stück spiele.

Szenenbild aus „Abschiedsdinner“ mit Martin Semmelrogge (li.), Mariella Ahrens und Marko Pustisek.
Szenenbild aus „Abschiedsdinner“ mit Martin Semmelrogge (li.), Mariella Ahrens und Marko Pustisek. © Dennis Häntzschel

„Abschiedsdinner“ ist ein böse Abrechnung unter Freunden. Was gefällt Ihnen an dem Stück?

Der Sarkasmus. Ich liebe diesen schwarzen Humor, der heutzutage nicht mehr so oft vorkommt. Die Leute werden im Unterhaltungsgeschäft ja oft verdummt, weil es einfach ist. Tür auf, Tür zu, das ist für mich aber keine Kunst. Humor ist eine Gottesgabe, kein billiges Schenkelklopfen. Das fängt schon mit dem Dschungel-Camp an.

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Sie haben sich immerhin auch schon bei „Promi Big Brother“ getummelt. Können Sie sich auch einen Abstecher ins Dschungelcamp vorstellen?

Wenn die Gage stimmt! Aber vor allem müssten die richtigen Leute dabei sein. Wenn man Typen wie Claude-Oliver Rudolph, Ralf Richter, Dieter Wedel und David Hasselhoff zusammenbekäme – oder noch ein paar andere schräge Vögel – dann wäre das Format schon interessant.

Sind Sie denn eigentlich ein Typ fürs gemeinsame Lagerfeuer?

Eigentlich nicht. Ich war immer schon mehr der Einzelgänger, das wird sich auch nicht mehr ändern.

„Das Boot“ als Karrierestart

Martin Semmelrogge wurde bereits als Jugendlicher beim Bayerischen Rundfunk entdeckt. Sein Durchbruch war 1981 der Auftritt als 2. Wachoffizier in der Verfilmung von „Das Boot“. 1993 war Semmelrogge in „Schindlers Liste“ zu sehen. Mit Peter Thorwarth drehte er den Ruhrgebiets-Kultfilm „Bang Boom Bang“. Zuletzt machte Semmelrogge aber auch mit Verkehrsdelikten und Gefängnisaufenthalten Schlagzeilen.

In der Komödie „Abschiedsdinner“ ist Martin Semmelrogge noch bis zum 24. November im Rathaus-Theater zu sehen.
Tickets gibt es unter 0201/ 24 555 55 und im Internet auf
www.theater-im-rathaus.de

Dabei sind Sie doch wie manch anderer Schauspiel-Kollege – Henning Baum beispielsweise – in die Waldorfschule gegangen. Wird man da nicht automatisch zum Freundschaftsspezialisten erzogen?

Mit Menschen umzugehen, das habe ich schon in der Schule gelernt. Respekt und Selbstvertrauen. Aber ich bin auch immer wieder ausgebrochen. Mit 13 stand ich dann durch Zufall an einem Mikro. Und weil das einer gut fand, vor allem meine Lache, war meine Berufswahl getroffen und ich habe beim Bayerischen Schulfunk angefangen.

Sie machen inzwischen viel Theater. Hat das Fernsehen keine interessanten Angebote mehr?

Ich mach beides gerne. Nur Theater spielen ist auch harte Arbeit. Drehen ist zwischendurch ganz erholsam, da muss man nicht alles nochmal spielen. Aber ich bin inzwischen in einem Alter, in dem ich nichts mehr machen muss, sondern will. Wenn man nur auftritt, um Geld zu verdienen, dann merken das die Leute.

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Sie wollen im kommenden Jahr noch einmal heiraten, die Veranstalterin Regine Prause. Verträgt sich die Ehe mit Tourneetheater?

In unserem Fall schon. Wir sind beide Vagabunden und lieben das Unterwegssein in unserem Tourbus. Frau, Mann, Hund, das ist unsere ideale Kombi.

Der Hund ist also doch der beste Freund des Menschen?

In jedem Fall, er ist wahnsinnig treu. Und ein Hund hat auch immer Zeit für dich. Mit einem meiner früheren Hunde, Buddy, habe ich sogar Theater gespielt. Gemeinsam haben wir 92 Mal auf der Bühne gestanden.