Essen. In der neuen Varieté-Show zum Jahreswechsel veranstaltet das Personal aus aller Welt jede Menge Kapriolen. Die heimischen Gäste sind hin und weg.
Spekulatius gibt es schon Ende August. Da kann man getrost Silvester im November feiern. Das dachte sich wohl das GOP, schmückte die Tische mit Konfetti und steckte das Personal in Livreen für die Varieté-Show „Grand Hotel - stets zu Diensten“. Ein Hauch der 1920er Jahre umgibt Kostüme und Bühnenbild - wobei nicht alles stilecht ist, was Regisseur Ulrich Thon vereint. Auf die Artistik kommt es an. Und die ist sehr amüsant.
Die Künstler bleiben im Schneesturm stecken
Concierge Gilles Le Leuch bewahrt immer die Ruhe. Als die zur Silvestergala geladenen Künstler im Schneesturm steckenbleiben, animiert er die Mitarbeiter, sich an den eingetroffenen Requisiten zu erproben. „Das kann doch nicht so schwer sein“, meint er und spielt virtuos Diabolo. Sein Wortwitz ist allerdings zuweilen Geschmacksache.
Ehefrau Caroline Schroeck überzeugt als Zimmermädchen nicht nur mit einer Kontorsion im Waschzuber, sondern auch mit einer Fitness-Persiflage am Trapez. Tochter Gwendoline zeigt als Azubine mit Hula-Hoop-Reifen ganzen Körpereinsatz.
Die Stereo Sisters sind an diesem Abend tonangebend. Sie amüsieren mit Flüstergesang direkt links und rechts am Ohr der Zuschauer oder mit Duetten von der Bühne. Kein Wunder, dass der angereiste Fitnesstrainer Roman Khaperskiy nicht nur Augen für seine junge Partnerin Anastasia Sopilniak hat. Sein Balanceakt im Handstand ist ebenso atemberaubend wie ihre Tragkraft. Eine Gleichberechtigung, wie sie deutlicher nicht gezeigt werden kann. Auch wenn er der unangefochtene Star ist.
Im Sekundentakt werden die Kostüme gewechselt
Der heimliche Star ist Sergey Maslennikov. Als älterer Lobbyboy jongliert, balanciert, steppt er virtuos und zaubert das Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer. Genau so muss ein russischer Clownsein.
Oksana und Vadim Konovaliuk legen im Hotel als Diva und Kellner eine heiße Sohle aufs Parkett. Doch ihre wichtigste Disziplin ist der Quick Change, das schnelle Umziehen. Im Sekundentakt wechselt vor allem sie die Kleider. Stets fragt man sich: Wie macht sie das bloß? Trägt sie alles übereinander? Wie wechselt man von kurz auf lang? Da hilft nur genaues Hinschauen.
Das sollte man auch beim letzten Akt: Das Trio Jump ’n’ Roll sind Köche mit Springstelzen, die über ein Seil hüpfen. Als einer fällt, werden kurz Bilder vom Wetten-dass-Unglück wach. Er rappelt sich offenbar unverletzt wieder auf, zieht die Verschlüsse seiner Stelzen zurecht und schlägt perfekte Saltos. Mit tosendem Beifall geht es ins Finale.
Die Show ist gerettet. Der wahre Silvesterabend schon längst. Er ist bereits ausverkauft.
Die Show „Grand Hotel ist bis zum 5. Januar im GOP an der Rottstr. 30 zu sehen. Kartenreservierung unter: oder www.variete.de