Essen. Das Land will die marode Polizeischule in Essen verkaufen. Doch nun meldet landeseigene Uniklinik selbst Interesse an dem Grundstück an.
Die Polizei wird Mitte nächsten Jahres ihre Koffer packen und die marode Polizeischule an der Norbertstraße in Essen verlassen. Sie zieht dann in einen Teil der Karstadt-Hauptverwaltung, der momentan nach ihren Wünschen umgebaut wird. Spätestens mit dem Umzug stellt sich die Frage: Was macht das Land als Eigentümer mit der maroden Immobilie und dem riesigen Areal an der A52?
Auf Nachfrage erklärte der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB: Das Objekt befinde sich im Verkaufsprozess. Das Land will die stark sanierungsbedürftige und unter Denkmalschutz stehende Polizeischule samt Grundstück also loswerden. Sollte dies tatsächlich gelingen, würde das jedoch die Pläne einer anderen Landeseinrichtung durchkreuzen. Denn nach Informationen dieser Redaktion hat auch das Universitätsklinikum Essen ein Auge auf das Grundstück geworfen.
Offiziell klingt der Appell der Uniklinik ans Land diplomatisch, die Verkaufspläne zu überdenken: Thorsten Kaatze, Kaufmännischer Direktor und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums erklärte auf Anfrage: „Es wäre aus unserer Sicht wünschenswert, wenn die Landesflächen der alten Polizeischule im Besitz des Landes verblieben und nach Auszug der Polizeischule der Universitätsmedizin Essen und der Universität Duisburg/Essen zur Verfügung gestellt werden könnten, um analog zum Campus der Uni in der Essener Innenstadt auch in diesem Bereich eine ganzheitliche Stadtplanung und Stadtentwicklung vorzubereiten.“
Universitätsklinik Essen hat massive Platznöte
Der Vorstoß kommt nicht ganz überraschend, denn die medizinische Einrichtung hat an ihrem Standort an der Hufelandstraße massive Platzprobleme, aber weiteren Flächenbedarf. In den vergangenen zwei Jahren hatte sie deshalb bereits zwei Grundstücke in der Nähe bzw. direkt angrenzend zur alten Polizeischule erworben: die ehemalige Karstadt-Quelle-Bank (später Valovis) und das ehemalige IBM-Gelände. Auf letzterem will das Klinikum ein Logistik- und Versorgungscenter errichten. Angesichts der bereits erfolgten Erweiterungen in Bredeney liegt es auf der Hand, dass die Uniklinik gerne an diesem Standort weiter wachsen würde.
Essener Polizeischule verfällt
Offen ist dabei, was sie auf dem Gelände ansiedeln würde. Gerüchtehalber wird über eine Fachklinik spekuliert, auch von einer Großküche ist die Rede. Gut möglich ist auch, dass die Uniklinik selbst noch keine konkreten Vorstellungen hat und mit ihrem Vorstoß zunächst den Daumen auf dem Grundstück behalten will. Denn klar ist: Das Areal gehört aufgrund seiner Lage direkt an der A52 zu den Filetgrundstücken im Süden der Stadt, wo es an Gewerbeflächen mangelt.
Denkmalschutz der Polizeischule gilt als größter Hemmschuh
Die Geschichte der Polizeischule
Die Polizeischule wurde in den Jahren 1932 bis 1934 errichtet. Der Entwurf von Regierungsbaurat Bruno Kleinpoppen erhielt bei einem Bauwettbewerb im Jahr 1929 den ersten Preis. Die gestaffelten und raumgreifenden Baublöcke in der Tradition des Bauhaus-Stils, gestützt von einem Stahlskelett, begeisterten die damalige Architektur-Szene. Die Pferdestaffel hatte dort ihre Heimat genauso wie das in Nazi-Verbrechen verstrickte Polizei-Bataillon 67.
Nach dem Krieg wurde die Liegenschaft zunächst polizeiliche Ausbildungsstätte für Technik und Verkehr, danach Außenstelle der Bereitschaftspolizei Bochum. In den 1990er Jahren ging die Unterkunft zurück in die Zuständigkeit des Essener Polizeipräsidiums.
Doch egal, ob das Land das Grundstück verkauft oder es der Uniklinik überlassen würde: Als größter Hemmschuh für eine erfolgreiche Entwicklung gilt der Denkmalschutz, der auf der alten Polizeischule und angrenzenden Gebäuden lastet. Ein Abriss ist deshalb nicht möglich. Das 85 Jahre alte Gebäude aber ist heruntergekommen. Vor zwei Jahren schätzte der BLB den Sanierungsaufwand mit 200 Millionen Euro ein, als es noch darum ging, die Polizeischule an dem Standort zu halten.
Immer wieder wurden deshalb Rufe laut, den Denkmalschutz von dem Gebäude zu nehmen. Doch das halten Kenner für kaum umsetzbar, so lange das Land der Besitzer ist. Ein Privatinvestor wiederum würde wohl kaum eine solche Immobilie mit dem Risikofaktor Denkmalschutz erwerben. Eine verfahrene Situation, sagt einer, der die Lage dort gut kennt.
Historische Fotos der Polizeischule