Essen. . Das Grundstück in Bredeney steht vor dem Verkauf und die Ruine des alten IBM-Schulungszentrums wird abgerissen. Das schafft Raum für neue Ideen.

Seit fast einem Vierteljahrhundert steht das waschbetongraue Gebäude des ehemaligen IBM-Schulungszentrums in Bredeney leer und begeistert allenfalls Ruinenfans und Graffiti-Sprayer, die mannigfaltig ihre Handschriften an den Wänden hinterlassen haben. Bis Ende 1993 betrieb der IT-Konzern dort, direkt der A 52 gelegen, ein Rechenzentrum. Nach all den Jahren des Stillstandes ist die zum Geisterhaus verkommene Immobilie fast in Vergessenheit geraten.

Doch in den nächsten Monaten kommt endlich Bewegung auf das Gelände zwischen Theodor-Althoff-Straße und Norbertstraße. Die Abrissbagger werden noch in diesem Jahr anrollen und den Bau aus den 1970er Jahren dem Erdboden gleich machen und somit Raum für Neues schaffen. Denn das Grundstück steht kurz vor dem Verkauf.

Das ehemalige IBM-Schulungscenter von außen.
Das ehemalige IBM-Schulungscenter von außen. © Christof Köpsel

Das bestätigte Stefan van Dick, Vertriebs- und Marketingleiter bei Wilma Immobilien. Das Unternehmen hatte das Gelände 1995 erworben. „Wir sind noch mit zwei Kaufinteressenten im Gespräch. In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung“, sagte van Dick. Namen potenzieller Käufer nannte er mit Verweis auf die noch laufenden Verhandlungen nicht, ebenso, welche Pläne diese auf dem Grundstück verfolgen. Wilma Immobilien werde jedoch vor dem Eigentümerwechsel das Gebäude noch abreißen.

Alle bisherigen Pläne zum IBM-Haus platzten

Pläne für das Areal gab es in all den Jahren einige. Ganz am Anfang, kurz nach dem Wegzug von IBM, war ein „Messehof Bredeney“ im Gespräch, als Erweiterung zur Essener Messe. Dann gab es Überlegungen, das Grundstück an das benachbarte Hotel Bredeney zu verkaufen – für einen Erweiterungsbau. Zwischenzeitlich soll es auch Interesse aus dem Einzelhandel gegeben haben, was am Einzelhandelskonzept der Stadt scheiterte. Generell galt eine Vermarktung wegen der Lage fernab vom ÖPNV und fehlender Infrastruktur wie Läden, Gastronomie oder Kindergärten als schwierig.

Nun aber, da freie Gewerbeflächen gerade im Essener Süden rar geworden sind, scheint der Standort offensichtlich wieder Interesse geweckt zu haben. Zumal auch auf dem Nachbargrundstück, der Polizeischule, demnächst einiges in Bewegung geraten könnte. Die Polizei wird aller Voraussicht aus dem maroden Gebäude ausziehen und sich in die nahegelegene Karstadt-Zentrale großflächig einmieten. Die Verträge dafür sollen bereits unterschriftsreif sein.

Dass nach so langer Zeit Bewegung auf das alte IBM-Gelände kommt, ist aus Sicht von Planungsdezernent Hans-Jürgen Best „eine Riesenchance“. Best ist ein Verfechter davon, auf dieser Seite der A52 neue Flächen für Gewerbe und für Wohnen zu entwickeln. Der jetzige Bebauungsplan lässt derzeit zwar nur Gewerbe zu, eine Änderung wäre aus Sicht von Best aber kein Problem.

Abriss der Polizeischule?

Essens Stadtplaner würde gern an dieser Stelle deutlich größer denken. Das alte IBM-Gelände wäre daher nur ein kleiner Teil. Zusammen mit dem wesentlich größeren Nachbargrundstück der Polizeischule ergäben sich fast zehn Hektar. Aus Sicht des Stadtplaners würde daher eine Entwicklung in Gänze Sinn ergeben. Doch dafür müsste das Land sich von dem Gelände der Polizeischule trennen und auch das denkmalgeschützte Gebäude der Polizeischule abgerissen werden. Für ausgeschlossen halten das Beobachter angesichts des enormen Sanierungsstaus dort nicht.