Essen. Der Bertelsmann-Restaurantführer hat Knut Hannappel ausgezeichnet. Ein Erfolg, zu dem auch der neue Küchenchef Tobias Weyers (29) beigetragen hat

Der funkelnde Stern des renommierten Guide Michelin ist ihm bislang versagt geblieben. Dafür ist der Essener Spitzenkoch Knut Hannappel jetzt vom Bertelsmann-Restaurantführer geadelt worden. „Der Große Guide“, der an diesem Montag auf den Markt kommt, erhebt den Inhaber des gleichnamigen Restaurants im Stadtteil Horst zum „Aufsteiger des Jahres 2020“. Eine Auszeichnung, die der leidenschaftliche Kochkünstler als eine Art Ritterschlag empfindet und gerne weitergibt: „Die Auszeichnung gebührt dem ganzen Team.“

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Klassische Gourmetführer bewerten das gesamte Restaurant und verteilen Sterne, Bestecke, Punkte oder F’s (F wie Feinschmecker). Einige Führer wie etwa „Der Große Guide“ vergeben zusätzliche Ehrungen wie „Koch, Newcomer, Sommelier . . . des Jahres“. Die Auszeichnung Hannappels zum „Aufsteiger des Jahres 2020“ begründet die Jury so: „Für uns gilt er als einer der Top-Performer der letzten zwölf Monate, der überzeugend einen weiteren Schritt in Richtung Spitze der besten Köche Deutschlands gemacht hat.“

Strukturwandel à la carte: Von der Bergmannskneipe zum Spitzenrestaurant

Das Hannappel in Horst erzählt eine spannende Unternehmens-Geschichte. Denn es ist ein Musterbeispiel für Strukturwandel à la carte in der ehemals größten Bergbaustadt der Welt. Das Hannappel ist ein Lokal, das schon in vierter Generation geführt wird. Als sein Urgroßvater, der Großvater und seine Eltern Hanni und Werner in dem Wirtshaus nahe am Zapfhahn standen, war es noch eine typische Bergmannskneipe: mit Feierabendbier und Herrengedeck, Soleiern, Schnitzel und Frikadelle, mit Knobelbecher und Sparklub. Als die nahe gelegene Zeche Wohlverwahrt 1962 jedoch die Förderung einstellte, brachen neue Zeiten an.

Knut Hannappel und seine Frau Ulrike schlugen bei der Übernahme 1993 deshalb einen neuen Weg ein. Sie verwandelten die Eck-Kneipe mit Kumpel-Charme in ein „Fine Dine“-Restaurant, das mittlerweile Feinschmecker zu den besten Adressen der Stadt zählen.

Über all die Jahre hat sich Knut Hannappel die Freude an Innovation bewahrt. „Für mich liegt der Sinn des Kochens darin, mich ständig weiterzuentwickeln“, sagte er zum 25-jährigen Jubiläum 2018. Eine glückliche Hand bei der Auswahl des Personals ist dabei genauso wichtig wie die Gabe, ein Gericht abzuschmecken oder den exakten Garpunkt zu erwischen.

„Instagram ist für uns wichtiger geworden als Facebook“

Die Kür zum Aufsteiger des Jahres verdankt er auch dem neuen Koch, der seit September 2018 im Hannappel am Herd steht. Tobias Weyers, erst 29, hat im Kölner Sternelokal „La Société“ gewirkt, ehe er für fünf Jahre in das ebenfalls Sterne-prämierte Restaurant „Am Kamin“ in Mülheim wechselte. „Unser Küchenchef steht maßgeblich für die Entwicklung unserer Küche“, sagt Hannappel.

Solides Kochhandwerk ist das eine, modernes Marketing in sozialen Netzwerkes das andere. „Instagram ist für uns wesentlich wichtiger geworden als Facebook“, sagt der Spitzenkoch – und verweist auf Smartphone-Fotos, mit denen er der neugierigen Kundschaft den Mund wässrig macht. Sobald eine neue Kreation angerichtet ist, stellt sein Team die Bilder dem werbefinanzierten Online-Dienst zur Verfügung: vom Hummerschaumsüppchen bis zum Schokoparfait.

Mit der Auszeichnung zum „Aufsteiger 2020“ sieht sich Hannappel in seiner Philosophie bestätigt: „Sich stets treu bleiben und trotzdem verändern.“