Essen. Das Museum Folkwang präsentiert Arbeiten des bedeutenden Grafikdesigners Shin Matsunaga. Themenfeld reicht von Kosmetikwerbung bis Umweltschutz.

Wenn sich Shin Matsunaga eine Auszeit von der geregelten Grafikdesigner-Arbeit gönnt, dann greift er zu Stift und Papier, lässt sich vom Impuls leiten und freut sich am Ende des Abends über eine dieser geheimnisvollen Gestalten, die der japanische Plakatkünstler „Paper Freaks“ nennt. Beinahe 1000 dieser kleinen, planlos aufs Papier geworfenen Figuren sind über die Jahre entstanden. Sie stehen für das, was der japanische Meisterdesigner bei aller akribischen Planung und voranschreitender Digitalisierung in seinem Berufsleben nicht verloren hat: die Lust an der reinen Handarbeit. Die schrägen Schwarzweiß-Skizzen stehen im wirkungsvollen Kontrast zu den leuchtenden Werbebotschaften, die Matsunaga in den vergangenen 50 Jahren für Unternehmen wie Shiseido oder Mazda geschaffen hat. Das Museum Folkwang widmet dem Pionier des japanischen Grafikdesigns nun eine Werkschau.

Anfang der 1990er entstand diese Arbeit für die Kalifornische Kunstszene.   
Anfang der 1990er entstand diese Arbeit für die Kalifornische Kunstszene.   © Shin Matsunaga

Nicht nur Kunden wie das Modelabel Issey Miyake oder die französische Zigarettenmarke Gitanes gehören zu den Auftraggebern von Shin Matsunaga. Der international bedeutende Grafikdesigner hat auch das Buchdesign der japanischen Verfassung und das Corporate Design für das National Museum of Western Art übernommen. Doch egal, ob Matsunaga für Scottie-Papiertücher oder mehr Umweltschutz wirbt: Die bestechende Eleganz seiner Formgebung, die Vielfalt seiner gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Illustration und Fotografie und die beeindruckend hochwertige Drucktechnik machen den Japaner zu einer Lichtgestalt der Plakatkunst.

Museum Folkwang freut sich über großzügige Schenkung des Künstlers

Sein vielfach ausgezeichnetes Werk scheint dabei ebenso vielfältig wie zeitlos. „Es ist kaum möglich zu sagen, aus welchen Jahren die Werke stammen“, sagt René Grohnert, Leiter des Deutschen Plakatmuseums, das dank einer großzügigen Schenkung des Künstlers nun einen großen Teil des Matsunaga-Werkes hüten kann. Arbeiten des japanischen Grafikdesigners hängen auch im New Yorker Museum of Modern Art, im Amsterdamer Stedelijk Museum oder im Victoria and Albert Museum London.

Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung „Shin Matsunaga: Made in Japan – Plakate“ ist bis zum 12. Januar 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10 -18 Uhr, Do/Fr 10 - 20 Uhr. Eintritt 5/erm. 3,50 €) inklusive Besuch der Ausstellung „I was a Robot).

Der Katalog ist in der Edition Folkwang/Steidl erschienen. 144. S., 20 Euro.

Shin Matsunagas Kunst scheint die gestalterische Tradition seiner japanischen Heimat dabei wie selbstverständlich mit westlichen Einflüssen zu verbinden. Sind seine „Bronze Summer“-Plakate für Auftraggeber Shiseido noch fotorealistische Hochglanzwerbeversprechen, tendieren spätere Arbeiten stärker zu Abstraktion, der Kombination von Zeichen und Schrift und gestalterischer Askese. So dringlich wie schlicht Matsunaga manche mahnende Botschaft formuliert und auf dem Plakat „Verglüht Japan? Verbrennt Japan“ den roten Punkt der Japanflagge als Sonnensymbol in einen Feuerball verwandelt, besitzen die Plakate doch eine Visualität, die Licht und Farbe geradezu sinnlich erleben lässt. Die herausstechende Qualität hat ihren Grund. Müssen sich Plakate in Japan in den meist grell ausgeleuchteten U-Bahnhöfen und Einkaufspassagen doch gegen jede Menge Leuchtreklamen behaupten.