Essen-Fulerum. Die neue Gruppe der Naturfreunde Essen-West möchte ihr altes Domizil in Fulerum sanieren. Die Stadt plant jedoch den Abriss des maroden Gebäudes.
Das ehemalige Naturfreundehaus an der Wienenbuschstraße in Essen-Fulerum verfällt weiter, seit zehn Jahren steht es leer. Laut Stadt soll der Abriss im nächsten Jahr erfolgen. Derweil hat sich mit der im Juni neu gegründeten Ortsgruppe Essen-West der Naturfreunde ein weiterer Interessent für die Nutzung des maroden Gebäudes gemeldet.
Bereits Ende 2018 hatte es einen Vorstoß des Vereins Mehrgenerationenhaus gegeben, der das Gebäude gern umbauen und für seine Zwecke nutzen wollte. Auch die Naturfreunde haben Interesse: „Wir würden das Haus sanieren und wieder nutzen und würden es sehr bedauern, wenn die Stadt es abreißen lassen würde. Solche Gebäude gibt es nur noch ganz wenige in Essen“, sagt Simon Grundmann, erster Vorsitzender der Ortsgruppe, die jetzt mit zehn Mitgliedern im Alter von 17 bis 53 Jahren neu gestartet ist.
Abriss des Hauses ist laut Stadt für das erste Halbjahr 2020 geplant
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Ob die Naturfreunde mit ihrem Wunsch Erfolg haben werden, ist mehr als fraglich. Für die Stadt steht fest, dass das Haus an der Wienenbuschstraße 29, das zwischen 1910 und 1927 entstanden sein soll, abgerissen werden muss. Es stehe seit geraumer Zeit leer und sei aufgrund des hohen Instandsetzungsbedarfs nicht mehr nutzbar, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Derzeit laufe die Schadstoffuntersuchung des Gebäudes. Im Anschluss würden das Schadstoffgutachten und die Kostenschätzung für den Abbruch erstellt, was etwa zwei bis vier Wochen beanspruchen würde. „Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2020 kann der Abriss durchgeführt werden“, so Jasmin Trilling.
Das Problem am ehemaligen Naturfreundehaus: Obwohl es der Stadt gehört, ist es laut Jasmin Trilling nur über private Grundstücke erreichbar. „Es besteht keine rechtlich gesicherte Zuwegungsmöglichkeit“, so die Stadtsprecherin. Nach rechtlicher Prüfung bestünde grundsätzlich ein „Notwegerecht“, das zum vorübergehenden Betreten und Benutzen eines Grundstücks zur Durchführung von Baumaßnahmen auf einem Nachbargrundstück berechtige.
Der Weg auf dem Gelände ist inzwischen freigeschnitten
Vor rund einem Jahr war das Gelände noch total zugewachsen und wegen umgestürzter Bäume nicht begehbar. Jetzt ist der Blick auf die Ruine weitgehend frei: die herumliegenden Stämme sind entfernt und der Weg ist freigeschnitten worden.
Die Naturfreunde hatten das Haus laut Simon Grundmann seit 1965 genutzt, 2009 habe sich die Gruppe Essen-West aufgelöst und das Gebäude verlassen. „Früher ist das wohl ein Bauernhof gewesen“, hat Grundmann gehört, der schon mit drei Jahren Mitglied der Naturfreunde und als Kind oft im Naturfreundehaus war. Seine Urgroßmutter sei schon Mitglied bei den Naturfreunden gewesen, seine Großmutter habe das Haus zeitweise geleitet und auch dort gewohnt. Damals habe es einen Biergarten und sogar einfache Übernachtungsmöglichkeiten gegeben, um Wanderern eine Rast zu ermöglichen.
Das Gebäude im Grünen konnte früher auch für private Feiern genutzt werden
Im Haus, das die Naturfreunde von der Stadt gepachtet hatten, hätten Vorträge und Gruppenangebote stattgefunden, das Haus sei auch für private Feiern vermietet worden. „Parken konnte man auf dem kleinen Parkplatz vor dem Haus“, erklärt Simon Grundmann. Der 30-Jährige wohnt auf der Margarethenhöhe und arbeitet als Erzieher. Er selbst sei vorher in der Naturfreundegruppe Steele/Kray aktiv gewesen.
Naturfreunde haben ihre Wurzeln in der Arbeiterbewegung
Die Naturfreunde sind ein Verein mit Wurzeln in der Arbeiterbewegung, der 1895 in Wien gegründet wurde. Ein Schwerpunkt des bis heute SPD-nahen Vereins sei es schon damals gewesen, der arbeitenden Bevölkerung Freizeit-, Erholungs- und preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten.
Die Essener Gruppen der Naturfreunde haben derzeit laut Simon Grundmann keine eigenen Häuser, sondern treffen sich in Mülheim, Velbert-Tönisheide und in den Tusem-Räumen auf der Margarethenhöhe.
„Wir würden das Gebäude, das wunderschön im Grünen liegt, gern mit Eigenarbeit und mit Spendengeldern wieder herrichten“, sagt Marcus Franken, Beisitzer der Ortsgruppe Essen-West. Sie alle seien ehrenamtlich tätig. Selbst wenn die Sanierung sehr aufwendig sei, könne man das schaffen, auch wenn es womöglich Jahre dauern werde.
Die Gruppe trifft sich einmal im Monat auf der Margarethenhöhe
Bisher trifft sich die Gruppe an jedem ersten Tag des Monats um 18 Uhr in den Räumen des Tusem-Sport- und Gesundheitszentrums am Fibelweg auf der Margarethenhöhe. Dort gibt es unter anderem Bastelaktionen für Kinder. Auch Spaziergänge mit Politikern gehören zum Programm der Gruppe. Simon Grundmann: „Natürlich hätten wir gern eigene Räume – besonders gern in dem alten Naturfreundehaus. So lange es steht, werden wir dafür kämpfen.“
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