Essen-Fulerum. . Das ehemalige Naturfreundehaus in Fulerum steht leer. Die Stadt plant dort eine Ausgleichsfläche für die Flüchtlingsunterkunft in Fischlaken.
Seit über zehn Jahren steht das alte Bruchsteinhaus am Ende der Wienenbuschstraße leer, das früher von den Naturfreunden genutzt wurde. Das Haus ist durch das Dickicht und einen umgefallenen Baum nicht erreichbar, Fenster stehen offen. Jetzt will die Stadt das Gebäude abreißen lassen, da sie Ausgleichsflächen für die Errichtung der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge am Overhammshof in Fischlaken bereitstellen muss, bestätigt Stadtsprecherin Jasmin Trilling.
Politiker wollen das Haus vor ihrer Entscheidung sehen
Das Haus an der Wienenbuschstraße 29 solle schnellstmöglich abgerissen werden, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung an die Bezirksvertretung III. Denkmalschutz für das Gebäude, das laut Stadt wohl zwischen 1910 und 1927 entstand, bestehe nicht.
Die Bezirksvertreter wollten dem Abriss erst einmal nicht zustimmen. „Wir wissen ja gar nicht, wie es darin aussieht und wie der Zustand des Gebäudes genau ist“, sagt Bezirksbürgermeister Klaus Persch (SPD). Die Bezirksvertretung habe deshalb die Verwaltung beauftragt, das Gelände so freizuschneiden, dass die Politiker das Haus besichtigen können. Schon vor Jahren habe es einen Kaufinteressenten gegeben, der sich dann aber wohl wieder zurückgezogen habe, so Persch.
Interessenten für das Gebäude gibt es auch jetzt. „Wir würden das Haus möglicherweise kaufen und mit Hilfe unserer zahlreichen Ehrenamtlichen umbauen“, sagt Arndt Sauer, Vorstand des Mehrgenerationenhauses. Ideen, wie man das Bruchsteinhaus mit großem Außengelände nutzen könnte, hat er genug. „Wir könnten uns Wohngruppen für Jugendliche vorstellen oder das Haus für die Projektarbeit nutzen“, sagt Arndt Sauer. Angesichts der früheren Nutzung gehe er davon aus, dass dort Versorgungs- und Abwasserleitungen vorhanden seien.
Fläche in Fulerum wäre für Gartenprojekt geeignet
Sein Sohn Patrick Sauer engagiert sich für das Projekt „Buntes Grün“ des Mehrgenerationenhauses, bei dem es um gemeinschaftliches Gärtnern und Ernten geht. Auch Bienenvölker seien schon auf dem Hinterhof des Mehrgenerationenhaus an der Kerckhoffstraße in Frohnhausen angesiedelt worden, „Die Fläche hier in Fulerum wäre für so etwas gut geeignet“, sagt Arndt Sauer. Ihm gehe es aber auch um den Erhalt der historischen Bausubstanz. Interesse an Räumen im Haus bekundet auch Simon Grundmann. Der 29-jährige Erzieher versucht gerade ehrenamtlich, eine Naturfreundejugend für ganz Essen aufzubauen. Die Naturfreunde, ein Verein von 1895 mit Wurzeln in der Arbeiterbewegung, hatte früher viele Ortsgruppen in Essen, von denen heute noch drei existieren. „Wir wollen die Arbeit wiederbeleben“, sagt Simon Grundmann.
Nach seiner Erinnerung habe es im Fulerumer Naturfreundehaus oben zwei Übernachtungsmöglichkeiten gegeben und unten einen Veranstaltungssaal, in dem gefeiert wurde. Als sich vor gut zehn Jahren die Ortsgruppe West/Fulerum aufgelöst habe, sei auch die Nutzung des Hauses an der Wienenbuschstraße aufgegeben worden.
Die Naturfreunde suchen noch Mitglieder
Bisher finden die Treffen der Naturfreunde im Mehrgenerationenhaus, Kerckhoffstraße 22b, donnerstags, in der Zeit von
18 bis 20 Uhr, statt.Interessierte sind dazu eingeladen. Sie können sich auch unter info@nfj-essen.de informieren.