Essen. Der Ärger um den Zombiewalk zeigt wieder, dass bei der EMG kein Platz für Subkulturen ist. Dabei beleben die Untoten die City. Ein Kommentar.
Die wahren Untoten im Streit um den Zombiewalk in der Essener Innenstadt sitzen an den Schreibtischen der Essen Marketing Gesellschaft (EMG). Seit Jahren werden Jugend- und Subkulturen in der Innenstadt systematisch vergrault: nicht mit Horror-Kostümen, dafür mit allen Mitteln der Bürokratie. Die Folge ist eine City, in der nur Platz für Hochglanz-Veranstaltungen und Plastikbäume ist.
Dirk Bussler, der sich den Vorwurf der zu späten Anmeldung des von ihm organisierten Zombiewalks durchaus gefallen lassen muss, ist dabei leidgeprüft. Schon vor zehn Jahren war es die EMG, die die von ihm erdachte „Schwarze Bühne“ bei „Essen Original“ verbannte: Fans aus der Gothic-Szene verloren so ihren Treffpunkt – und den Grund, das Stadtfestival überhaupt noch zu besuchen.
Auch das Turock-Openair geht seit 2017 von der EMG getrennte Wege
Auch das erfolgreiche „Turock-Openair“ ist seit zwei Jahren kein Bestandteil mehr von Essen Original. Der Grund: Weil die Punk-, Rock- und Metalbühne immer mehr Besucher anzog, hätte ein neues Sicherheitsgutachten her gemusst. Die EMG war nicht bereit, das zu unterstützen. Die Folge: Das Turock stemmt das Festival nun allein und zeitlich unabhängig von Essen Original zwei Wochen vorher. Dem Erfolg mit tausenden begeisterten Fans hat das zum Glück keinen Abbruch getan.
Untote in der Innenstadt- Der Essener Zombiewalk 2018
Diese Entwicklung ist vor allem zu bedauern, weil ausgerechnet die Akteure und Besucher der nördlichen Innenstadt immer weiter ausgeschlossen wurden. Und das sind oft Menschen, die eben keine Selfies von sich vor der Plastik-Weihnachtstanne bei Instagram hochladen. Vielmehr verbinden viele von ihnen Essen dank Institutionen wie dem Turock, dem Café Nord und der Zeche Carl mit kultureller Vielfalt: Hier gibt es Platz für Musik und Kunst, die nicht dem Mainstream entspricht. Dafür kommen übrigens Menschen aus ganz NRW und weit darüber hinaus nach Essen.
Statt sich das zunutze zu machen und den Schulterschluss zu suchen, grenzt die EMG aber lieber aus. Sie findet immer wieder Wege, unliebsame Langhaarträger und nun auch Grusel-Fans zu vergraulen: „Groß geht vor klein“, begründet EMG-Chef Richard Röhrhoff den Vorzug des von ihm auf den Weg gebrachten „Essen Light Festivals“. Ein Statement, das an Selbstgefälligkeit kaum zu überbieten ist. Warum sich beide Veranstaltungen nicht einfach verbinden lassen, darauf hat die EMG keine schlüssige Antwort geliefert.